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Spenden werden gebrauchtDiese Kölner Stiftung unterstützt seit 30 Jahren psychisch Kranke

Lesezeit 3 Minuten
Susanne Heim sitzt in einem Stuhl. .

Susanne Heim hat die Stiftung „Rat und Tat“ vor 30 Jahren gegründet.

Um die Lebenssituation von Menschen mit einer psychischen Erkrankung zu verbessern, gibt es seit 30 Jahren eine Kölner Stiftung. Susanne Heim hat sie gegründet.

Sie brauchen eine neue Brille, ein Bett, ein Fahrrad, eine Matratze oder einen Kühlschrank. Die Menschen, die sich wegen finanzieller Unterstützung an die Kölner Stiftung für psychisch Kranke und ihre Angehörigen wenden, sind in Not. „Wenn zahlungspflichtige Institutionen nicht zuständig sind, versuchen wir, einzuspringen “, sagt Susanne Heim. Die 85-Jährige , selbst Mutter eines psychisch kranken Sohns , hat vor 30 Jahren die Stiftung gegründet.

Finanzieller Grundstock war eine Erbschaft. Inzwischen sind weitere Spenden hinzugekommen. Ginge es nach Heim, könnten es mehr sein. „Es gibt so viele Bedürftige. Ich würde mir mehr Unterstützung wünschen und mich freuen, wenn Menschen beispielsweise an Geburtstagen an uns spenden“, sagte Heim kurz vor einem Jubiläumsfest, das am Montag in Nippes stattfand.

Verein Rat und Tat verwaltet Stiftung

In Nippes, im Worringer Bahnhof an der Kempener Straße, hat der Verein Rat und Tat seinen Sitz. Er verwaltet treuhänderisch die Stiftung. „Während unserer monatlichen Vorstandssitzungen entscheiden wir über Anträge“, erklärt Vorstandsvorsitzender Rolf Fischer. Das ist zumindest in der Regel so. „Einmal brauchte jemand Geld, um das Flugticket für eine Beerdigung in der Türkei zu bezahlen“, erinnert sich Heim. „In so einem Fall helfen wir natürlich so schnell es geht“, sagt sie.

Selbsthilfe als Herzstück

Seit 1985 organisiert der Verein Rat und Tat vor allem Beratung. „Nach wie vor brauchen Angehörige Rückhalt und Austausch“, sagt Heim die zu den Gründungsmitgliedern des Vereins gehört. Der Bedarf spiegelt sich auch in der Mitgliederzahl von rund 180 wieder. „Wir sind ein recht aktiver Verein“, stellt Fischer fest. Rund 35 Ehrenamtliche im Alter von 23 bis 85 Jahren engagieren sich. Sie beraten am Telefon, helfen bei der Organisation oder leiten die Gesprächskreise, die in sechs Kölner Stadtteilen stattfinden.

Auch Susanne Heim leitet immer noch regelmäßig einen Gesprächskreis im Sozialpsychiatrischen Zentrum Mülheim. „Hier in unserer wöchentlichen Gesprächsrunde können wir innehalten, genauer hingucken und uns austauschen“, sagt sie. Eine typische Aussage von Eltern, Geschwistern, Kindern, Partnern oder Freunden ist: „Ich fühle mich verantwortlich.“ Susanne Heim hält dann dagegen: „Das sind Sie aber nicht. Der Erkrankte geht seinen eigenen Weg.“ Ihre Erfahrung: „Angehörige verfallen in ihrer Ratlosigkeit gerne in Aktionismus. Sie überfordern und überlasten sich damit.“

Angehörige tragen oft große Last

Heim weiß, wie schwer es fällt, es auszuhalten, wenn ein geliebter Mensch depressiv ist, eine Psychose oder eine andere psychische Erkrankung hat. Auch nach Jahrzehnten intensiver „Lobby“-Arbeit sieht sie in der Psychiatrie noch viel Verbesserungsbedarf, nicht zuletzt beim Umgang mit den Angehörigen der Erkrankten. „Die Angehörigen tragen häufig die Hauptlast, emotional und oft auch finanziell“, weiß auch Fischer, „Viele Menschen mit einer psychischen Erkrankung haben Geldnot und leben von Bürgergeld.“