Prozess wohl im JuliAnklage im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach erhoben
Köln – Es sind Blicke in menschliche Abgründe. Dieser Satz war von den Ermittlern im Kölner Polizeipräsidium häufig zu hören. Die Blicke in die Abgründe waren oftmals so schrecklich, dass Beamte bei Besprechungen die Tränen gekommen waren und sie den Raum verlassen mussten. Zu unfassbar war das, mit dem die Ermittler konfrontiert wurden. Es waren die Aufnahmen von gequälten Kindern, die den Beamten nicht mehr aus den Köpfen gehen. Und es sind Chats, dessen Inhalt ebenfalls unfassbar sind. Ausführlich ließen sich die Teilnehmer in den einschlägigen kinderpornografischen Zirkeln über die Vorliebe für Reizwäsche aus, darüber, wo für Minderjährigen Sexspielzeug gekauft werden kann – und sie machten Termine aus, wann man sich in welchem Hotel mit den späteren Opfern treffen wird.
Mehrere zehntausend Chatprotokolle werten die Ermittler seit Monaten aus – sie sollen in den kommenden Prozessen als Beweismaterial gelten. Auch die in großem Umfang sichergestellten Videoaufnahmen sollen dazu dienen, die Beschuldigten zu verurteilen.
Neun Personen sitzen in U-Haft
Aktuell sitzen neun Personen in NRW in U--Haft, gegen 20 Beschuldigte wird ermittelt. Darunter auch die Angeklagten in dem nun begonnenen Verfahren in Mönchengladbach. Im Mai soll ein weiteres Verfahren in Kleve stattfinden. Ursprünglich sollte der Klever Prozess der erste Fall sein, der verhandelt wird. „Es sind weitere Anklagen in Vorbereitung“, betonte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer im Gespräch mit der Rundschau. Und die Polizei würde weiter intensiv ermitteln. „Noch sehen wir nur die Spitze des Eisberges“, hatte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob einst gesagt. Es ist zu befürchten, dass noch weitere Fälle bekannt werden.
Es begann mit Durchsuchung in Bergisch Gladbach
Ausgangspunkt des riesigen Missbrauchskomplexes waren große Datenmengen, die Ende Oktober 2019 bei der Durchsuchung eines Reihenhauses in Bergisch Gladbach gefunden und sichergestellt wurden. Bilder auf dem Handy des 42-jährigen Bewohners zeigten laut Polizei schweren sexuellen Missbrauch und führten die Fahnder auf die Spur anderer mutmaßlicher Mitglieder des kriminellen Netzwerkes. Der 42-Jährige soll seine einjährige Tochter missbraucht haben. Außerdem soll er von dem Missbrauch Bilddateien erstellt haben. Anklage ist bereits erhoben worden. Über die Zulassung muss nun das Landgericht Köln entscheiden. Der Prozess dort startet voraussichtlich Anfang Juli.