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Prozess in KölnTragisches Ende eines Tik-Tok-Treffens

Lesezeit 3 Minuten
Das Landgericht in Köln

Das Landgericht in Köln

Ein TikTok-Treffen in Köln endete tragisch: Ein Streit führte zu einer lebensgefährlichen Messerstecherei. Diesen verhandelt nun das Gericht in Köln.

Bis heute macht sie sich Vorwürfe. Sie gibt sich gar die Schuld daran, dass nach einem Besuch in der Diskothek „Wiener Steffi“ ein 38 Jahre alter Bekannter von einem 31-Jährigen mit sechs Messerstichen niedergestochen und lebensgefährlich verletzt wurde. „Hätte ich die anderen nicht noch mal angerufen und gesagt, dass ich Angst habe, dann wäre es zu der Situation nicht gekommen“, sagte die 28-Jährige am Donnerstag im Prozess wegen versuchten Totschlags gegen den 31-Jährigen am Landgericht.

Der Vorsitzende Alexander Fühling sprach der Frau gut zu: „Sie müssen aber auch verstehen, dass Sie nicht hellsehen konnten. Sie konnten ja nicht ahnen, was kommt.“ Im April 2024 hatte sich eine zirka achtköpfige Gruppe erstmals persönlich in Köln getroffen, die sich zuvor nur von der Kurzvideo-Plattform TikTok her kannte. Später war es dann zu einem Streit zwischen dem angeklagten 31-Jährigen und dem Opfer gekommen. Grund war, dass der 31-Jährige die 28-Jährige unbedingt nach Hause begleiten und bei ihr übernachten wollte. Davon habe die 28-Jährige laut Anklage aber Abstand nehmen wollen. Als der 38-Jährige dem Angeklagten dies habe verdeutlichen wollen, kam es zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Angeklagte mehrmals mit einem Messer zustach. Mit dem 31-Jährigen, so die Zeugin, habe sie in den Wochen vor dem Treffen bereits intensiven Kontakt über TikTok gepflegt. Es sei auch verabredet gewesen, dass er sie nach dem Treffen in ihre Wohnung in Rheinbach begleite. Die 28-Jährige legte im Zeugenstand aber größten Wert darauf, „dass da nichts gelaufen wäre“.

Richter Fühling zeigte sich überrascht und fragte rundheraus: „Aber nach einem Abend in der Steffi, dachte ich, ist es relativ klar, dass da was laufen soll.“ Die Zeugin antwortete spitz: „Nee, so bin ich nicht.“ Klar sei aber gewesen, so die Zeugin weiter, dass sie und der Angeklagte sich an dem Abend besser und näher kennenlernen wollten: „Der hat da eindeutige Signale gesendet.“ Doch im Verlauf des Abends habe sich der Angeklagte, den die Zeugin konsequent als „der Herr“ bezeichnete, „generell aggressiv“ entpuppt. „Der Herr hat an dem ganzen Abend ein ganz großes Eifersuchtsproblem an den Tag gelegt.“ Als die Gruppe die Diskothek verließ, trennten sich die 28-Jährige und der Angeklagten von den anderen. Doch schon nach wenigen Minuten habe sie sich in dessen Begleitung so unwohl gefühlt, dass sie eine Bekannte angerufen und ihr mitgeteilt habe, dass sie Angst habe. In der Straße Kleine Sandkaul trafen sich die komplette Gruppe wieder, wo es dann zu der heftigen Auseinandersetzung kam. Ob sie Folgen von der Tat spüre, wollte Fühling noch wissen. „Ich gehe heute nicht mehr mit Leuten aus, die ich nur über Social Media kenne.“

Der Prozess wird fortgesetzt.