Knapp drei Wochen nach dem Start der Besetzung im Gremberger Wäldchen hat die Polizei am Mittwochvormittag mit der Räumung begonnen.
Protest gegen A4-AusbauPolizei räumt Besetzer im Gremberger Wäldchen
Gegen 11 Uhr rückte die Polizei mit Mannschaftswagen im Gremberger Wäldchen an. Die Mahnwache im Wald wurde aufgelöst und die Plattformen in den Bäumen geräumt. Beamten kletterten auf Bäume und führten Aktivisten aus dem Wald. Es wurden Platzverweise erteilt. „Die Einsatzkräfte leiteten unter anderem Ermittlungen wegen Ordnungswidrigkeiten nach dem Landesforstgesetz ein“, teilt die Polizei mit. Die Einleitung von Strafverfahren werde geprüft.
Nach Angaben der Polizei war die Versammlung des Vereins „Mahnwache Lützerath bleibt“ zuvor verboten worden. Grund sei, dass mit der damit „verbundenen illegalen Baumbesetzung“ erhebliche Gefahren für die Anwesenden sowie unbeteiligter Dritter verbunden gewesen seien.
Möbel, Zelte und Baumaterial entsorgt
Einsatzkräfte entfernten unter anderem Zelte sowie Möbel und ließen Baumaterial für Baumhäuser von den Abfallwirtschaftsbetrieben abtransportieren. Wertgegenstände stellte die Polizei sicher, sofern deren Eigentümer sie nicht mitnahmen oder sich weigerten, die Gegenstände selbst aus dem Wald zu entfernen. Bereits seit dem 28. Juni hatten Polizeikräfte die Anlieferung von Baumaterial in das Waldgebiet unterbunden.
Nach dem Verbot und der Auflösung der Versammlung stellten die Einsatzkräfte die Personalien von 18 Personen fest und sprachen Platzverweise aus. Mehrere Baumbesetzer verließen nach Bekanntgabe des Versammlungsverbotes freiwillig die illegal errichteten Baumhäuser. Spezialisten der technischen Einsatzeinheit der Polizei starteten mit dem Rückbau der Baumhäuser.
Die Mahnwache wurde am 31. Mai unter dem Thema „Gremberger Wäldchen bleibt! Für den Erhalt des Gremberger Wäldchens“ angezeigt und für den Zeitraum vom 14. bis 23. Juni versammlungsrechtlich bestätigt. Eine Fortdauer der Mahnwache wurde nicht mehr genehmigt. In der Folge stellte sich heraus, dass die Mahnwache als Logistikzentrale für die illegalen Baumbesetzer genutzt wurde, teilt die Polizei mit.
Nach Bewertung des städtischen Forstamtes sowie der Polizei bestehe durch den dauerhaften Aufenthalt in der seit 20 Jahren nicht mehr bewirtschafteten Naturwaldfläche mit hohem Totholzanteil eine unmittelbare Gefährdung für Leib und Leben von Personen in der betroffenen Fläche.
Das am 20. Juni durch das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen ausgesprochene Hausverbot ignorierten die Besetzer. „Im Zuge der Kooperationsgespräche erörterte Alternativflächen für die Mahnwache wurden abgelehnt - die Baumbesetzer verweigerten die Kooperation sogar in Gänze und machten durch Heranschaffen von Baumaterial zur Errichtung von Baumhäusern auf fremdem Eigentum deutlich, dass sie die Gefahren ignorieren und nicht gewillt sind, den Wald zu verlassen“, teilt die Polizei mit.
Die Waldbesetzung unter dem Motto„ Grembi bleibt“ wurde am 14. Juni gestartet. Ihr Ziel: den Ausbau der A4 von sechs auf acht Spuren zu verhindern.
In einer Presse-Erklärung der Initiative „Grembi bleibt“ heißt es: „Während wir mehrere Wochen dort geduldet wurden und ‚auf eigene Gefahr‘ protestieren konnten, wird nun plötzlich von einer ‚Gefahr für die öffentliche Sicherheit‘ gesprochen.“
Die Erweiterung der A4 vom Autobahnkreuz Köln-Süd bis zum Autobahnkreuz Köln-Gremberg, die Rodenkirchener Brücke inbegriffen, befindet sich in der Planung. „Die drei Fahrspuren pro Fahrtrichtung zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Süd und dem Autobahnkreuz Köln-Gremberg sind für das gegenwärtige Verkehrsaufkommen nicht mehr ausreichend“, begründet die Autobahn GmbH des Bundes.
Das Gremberger Wäldchen ist ein etwa 70 bis 80 Hektar großer Mischwald am Rand des rechtsrheinischen Kölner Stadtteils Gremberg. Dort wächst auch eine Rotbuche aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. Sie gilt als wahrscheinlich ältester Baum Kölns.