Vor einer Schulklasse Medienkompetenz unterrichten, statt im Ausbildungsbetrieb zu lernen. Das passiert stundenweise beim Projekt „Azubis in Schulen“.
Erfolgreicher ProjektstartAzubis lehren Medienkompetenz an Kölner Grundschulen
„Ihr könnt jetzt auf die App für Notizen gehen und euch etwas aufschreiben. Für eine neue Notiz nehmt ihr das Symbol oben rechts“, erklärt Till Butzmann. Der 19-Jährige steht mit einem Laptop in einer Grundschulklasse und erläutert, wie sich die Schülerinnen und Schüler online Informationen über Ausflugsziele zusammenstellen können.
Eifrig tippen die Viertklässler der Pinguin-Klasse in der Gemeinschaftsgrundschule Gotenring in Köln-Deutz auf ihren iPads. „Ich sammle Argumente für einen Ausflug in die Zoomwelt“, sagt Alina. „Es gibt Haie“, notiert sie.
Till Butzmann und zwei weitere junge Männer laufen von Tisch zu Tisch. „Guck, hier ist das Symbol“, zeigt Louis Challie einem Mädchen. Tekin Sagnak staunt, dass ein anderes Mädchen schon fertig ist. Die drei jungen Männer verhalten sich wie angehende Lehrer. Doch das sind sie bei weitem nicht.
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Resonanz ist sehr gut
Sie nehmen teil am Projekt „Azubis an Schulen“. Normalerweise lernen sie selbst: Bei Netcologne absolvieren sie eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. Seit 2022 kommen beim Projekt „Azubis an Schulen“ Auszubildende aus unterschiedlichen Branchen an Grundschulen.„ Zehn bis zwölf Stunden lang unterrichten sie dort Medienkompetenz“, erklärt Mario Schwarz, Gründer und erster Vorsitzender des Vereins Rockid.One.
Der Arbeitgeber stellt die Azubis für diese Zeit frei. „Ziel unseres Vereins ist es, die digitale Bildung an Grundschulen zu verbessern und die Medienkompetenz zu stärken. Auch die Lehrkräfte sollen entlastet werden“, sagt Schwarz. Auch Programmieren und der Umgang mit einem Lernroboter stehen auf dem Programm.
„Ein tolles Angebot ist das“, urteilt Schulleiterin Silke Schröder-Wohlert. Es sei so wichtig, möglichst frühzeitig, den Umgang mit den digitalen Medien zu erlernen, findet sie. „Und zwar einen sinnvollen Umgang, statt nur zu daddeln.“ Dass die Kinder sehr gerne am iPad arbeiten, wird deutlich.„ Ich finde es cool. Ich habe auch zu Hause ein eigenes iPad und recherchiere viel“, sagt Anjali. „Ich finde, man sollte mehr über Cookies lernen“, regt der neunjährige Gabriel an. Doch heute ist ja auch erst das zweite Mal, dass die „großen Jungs“ zu Besuch sind.
Azubis profitieren auch
Auch sie profitieren von ihrem Einsatz. Es stärkt ihr Selbstbewusstsein und ihre Sozialkompetenz, wenn sie unterrichten. Auch das Präsentieren üben sie. „Ich habe das Projekt schon einmal erlebt. Während die Azubis zuerst mit leichter Wackelstimme präsentiert haben, sind sie am Ende sehr viel souveräner hier herausgegangen“, sagt Klassenlehrer Lukas Westhoff.
In einer Pause gibt er den Azubis Tipps. „Beim Vortragen kannst du dich noch mehr an die ganze Klasse wenden. Stelle dich dann ruhig nach ganz vorne“, sagt er zu Till Butzmann. Und wenn es zu laut werde, könne er auch einfach die Klangschale, die auf dem Lehrerpult steht, benutzen. Doch im Medienunterricht der Azubis bleibt es in der Pinguin-Klasse auffällig ruhig.
53 Auszubildende aus 25 Unternehmen haben sich seit Projektstart bei „Azubis an Schulen“ engagiert.
24 Grundschulen in Köln und der Umgebung haben bisher mitgemacht. Unterstützt und finanziert wird das Projekt von zahlreichen Partnern.
Die Industrie- und Handelskammer Köln (IHK) zeichnet am Dienstag,14. November, zusammen mit der Bildungsallianz des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft und dem Verein Rockid.One alle bisher teilnehmenden Unternehmen und Azubis mit einer Urkunde aus.
Neue Interessenten wenden sich an den Verein Rockid.One.