Ohne nennenswerte Zwischenfälle, so die Polizei, verlief die pro-palästinische Demonstration an der Uni. Eine Mahnwache hielt dagegen.
Pro-Palästina-Demo in Köln„Stellen uns gegen Hetze“ - Ruf nach Frieden in Nahost an der Uni

Pro-Palästina-Demo auf dem Albertus-Magnus-Platz.
Copyright: Diana Haß
Die Gesichter der vorwiegend jungen Menschen, die sich am Mittwochmittag vor dem Hauptgebäude der Universität zusammengefunden haben, sind ernst. Einige tragen sogenannte Palästinensertücher. Auf Plakaten Forderungen wie „Stoppt die Bombardierung von Gaza“. Rund 150 Demonstrierende haben sich zusammengefunden, um ihre Unterstützung für die Palästinenser zu zeigen - und um Frieden zu fordern.
„Wir stellen uns der Hetze entgegen, die gegen Palästinenser, Araber, Muslime und auch gegen Juden herrscht“, sagt der Anmelder der Demonstration direkt nachdem er die Auflagen für den öffentlichen Protest kundgetan hat. Zu diesen Auflagen gehört: Es dürfen keine antisemitischen Äußerungen gemacht werden und das Existenzrecht Israels darf nicht infrage gestellt werden.
Zehn Anzeigen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hatte im Vorfeld der Pro-Palästina-Demonstration wie berichtet vor antijüdischer Hetze gewarnt und sich besorgt gezeigt. „Im Vorfeld der Demonstrationen und auch während der Durchführung und Nachbereitung stehen wir im engen Kontakt mit der Polizei“, teilte die Universität mit. Sie machte aber auch klar: „Die im Grundgesetz verbürgte Meinungs- und Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut, für das wir aus Überzeugung einstehen. Allerdings dulden wir auf unserem Campus keinerlei antisemitischen und israelfeindlichen Äußerungen; wir bekennen uns zu unserer besonderen Verantwortung für die Sicherheit Israels und den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland.“
Die Polizei stellt etwa zehn Flugblätter oder Plakate sicher, die den Verdacht der Volksverhetzung erfüllen. Laut einem Demo-Teilnehmer gehört dazu ein Plakat, auf dem „Stoppt das Massaker“ steht. Gegen die entsprechenden Teilnehmenden wird eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt. Davon abgesehen gab es laut Polizei keine nennenswerten Zwischenfälle.
Mahnwache zeigt Solidarität mit Israel
In deutlicher Entfernung zur Demonstration halten etwa 20 Menschen eine Mahnwache. Die Polizei schirmt sie ab. Angemeldet hat die Mahnwache das Bündnis „Klare Kante“, das auch die Antirassismus-Plakate in Köln initiiert hat. „Wir sind hier aus Solidarität mit Israel und wir beobachten, dass bei der Demo die Ereignisse vom 7. Oktober verschwiegen werden“, sagt Torsten Dietzold.

Mahnwache pro Israel vor Uni.
Copyright: Diana Haß
In der Tat geht es den Sprecherinnen und Sprechern vor allem um die Opfer unter der Zivilbevölkerung in Gaza. Immer wieder weisen sie darauf hin. „Jede Minute sterben in Gaza unbeteiligte Zivilisten. Mehr als 13.000 sind es schon“, sagt ein Sprecher. Und auch persönliche Geschichten kommen zur Sprache „Ich bin ein Enkelkind der Vertreibung“, erklärt Sara, 21-jährige Syrerin. Vor zehn Jahren ist die Psychologiestudentin nach Deutschland geflüchtet. „Für mich ist es gerade grausam. Wir schätzen Deutschland sehr, aber ich fühle mich gerade verraten“, sagt sie.
Uni als politischer Raum
Ein Student mit dem Vornamen Lukas, der zu einem der linken Bündnisse gehört, die bei der Demonstration sprechen, sagt: „Uns war extrem wichtig, die Demo durchzuführen. Unis müssen auch politische Räume bieten.“
Das sieht ein gesetzterer Herr, der neben einer Kippa auch ein Kreuz trägt, ähnlich. „Ich bin Politiklehrer an einer Berufsschule. Ich habe einen Schüler, dessen Eltern und Geschwister in Gaza sind“, sagt der Mann, der sich Frieden in Nahost wünscht und auch schon bei der spontanen Demo direkt nach dem Überfall der Hamas vor dem Dom war. Er finde es wichtig, dass auch für Palästina demonstriert werden dürfe. Und er sagt: „In Neukölln wäre ich nicht mit der Kippa hier. Das ist der Unterschied zu Köln.“