Wie reagieren Kölner Seniorinnen und Senioren auf einen schwulen Mann, der als Frau verkleidet auftritt? Bei den SBK in Köln-Riehl war es zu erleben.
PremiereKölner Seniorenheim feiert Auftritt von Drag Queen
Wallende blonde Locken, Wahnsinns-Wimpern und ultralange Fingernägel. So steht Pam Pengco auf der Bühne. „Meine Brüste hab ich heute zuhause vergessen“, erklärt die Kölner Drag Queen dem Publikum. Bis auf den letzten Platz ist der Festsaal der Sozial-Betriebe-Köln (SBK) in Riehl am Freitagnachmittag besetzt.
„So viel Andrang hätten wir nicht erwartet“, wundert sich Einrichtungsleiterin Susanne Bokelmann. Aus dem Pflegeheim, aus dem betreuten Wohnen und aus der Nachbarschaft sind Senioren gekommen. Pikkolos stehen auf den Tischen. Zwei ältere Männer tragen Damenkleidung, der eine von ihnen High-Heels. Viele haben sich extra schön gemacht.
Die Idee, erstmals eine Drag Queen einzuladen, stammt von Alexander Gatzen. Der Student der Sozialen Arbeit macht sein duales Studium bei den SBK und kennt Pam Pengco, die erst kürzlich bei der TV-Show „Viva la Diva“ in der Jury saß, privat. „Mir ging es auch um Aufklärung und darum, mehr Akzeptanz zu schaffen“, erklärt Gatzen. Dass Pam nun auch noch im „Pridemonat“ auftritt, findet er besonders gut.
„Bitte mit Sahne“
Pam Pengco hat auf der Stelle das Publikum im Griff. Munter plaudert und improvisiert sie. Auch mal derber. Klar steht sie auf Männer − und ist selbst einer. „Du hast da noch den Hosenstall offen“, habe ihr jemand vor dem Auftritt gesagt. Ihre Antwort: „Nee. Bereitschaft“ erntet lautes Lachen im Saal. Als Pam Pengco gekonnt und überzeugend Udo Jürgens’ „Aber bitte mit Sahne“ anstimmt, singt der Saal begeistert mit. Arme schwenken durch die Luft und die Füße wippen im Takt.
Doch die Drag Queen will mehr als nur unterhalten. „Drag ist der neuere Begriff für Travestie“, erklärt sie. Offen erzählt sie, wie ihre Eltern auf ihr Outing als schwul reagiert haben. Immer wieder applaudiert das Publikum. Besonders laut allerdings ist die Zustimmung, als Pam Pengco politisch wird. „Wer die AfD wählt, hat in meinen Shows nichts zu suchen“, sagt sie. Und: „Die homophoben Menschen sind meistens überdurchschnittlich unintelligent.“
Irritiert reagiert hier in Riehl niemand. Im Gegenteil. „Toll war es. Sie hat eine super Stimme“, sagen zwei alte Damen nach der rund einstündigen Show. „Das ist normal. Das sind Menschen wie wir“, sagt Ingrid Hähnel. Die 86-Jährige hätte keine Aufklärung gebraucht. „Das gab es immer schon. Aber früher hat das kaum einer gewusst. Es ist gut, dass wir damit jetzt offener umgehen.“ Kein Wunder, dass Pam am Ende sagt: „Es war so schön mit euch.“