Artistik, Musik und kleine Liebesgeschichten - im Ehrenfelder Urania-Theater hat das neue Varieté-Stück eine gelungene Premiere gefeiert.
Premiere im Urania-TheaterBjörn Heuser steigt ins knallrote Gummiboot
Schon gleich mit der Ouvertüre aus „The Sound of Music“ – der Musicalfassung des deutschen Heimatfilm-Klassikers „Die Trapp Familie“ – kommt Retro-Stimmung auf. Bereitwillig besteigt man mit dem Ensemble das knallrote Gummiboot und landet zu „Itsy, Bitsy, Teenie, Weenie, Honolulu-Strandbikini“ im Nostalgie-Schlagerland. Und die „Kölsche Diva“ Natasha Balzat singt mit dem Nina Simone-Klassiker „Feeling Good“ dem Publikum gleich aus dem Herzen. Natürlich mit der Kölschen Version: „Isch fühl misch jod“. Wir sind ja schliesslich im Veedel. Als Gast singt bei der Premiere auch Björn Heuser mit.
Dem Publikum stockt gleichzeitig der Atem, weil Linda Sander sich im selben Moment am Vertikalseil aus luftiger Höhe gen Bühnenboden fallen läßt, um dann Zentimeter vor diesem im wahrsten Sinne des Wortes „hängen zu bleiben“. Die dritte Show im neuen „Varieté-Format“ des Urania Theaters ist wieder eine gelungene Mischung aus Musik, Artistik und kleinen Geschichten von der Liebe in all ihren Facetten. Dabei hat sich die Theater-Intendantin und Regisseurin Bettina Montazem von Heinrich Heines Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ inspirieren lassen – um zum Finale eine typisch „Kölsche Lösung“ zu präsentieren: Jeder liebt jeden, kreuz und quer.
Abstecher in die Welt der Schlager
Aber bis es soweit ist, passiert noch viel im „Knallroten Gummiboot“ , in dem Künstler aus aller Welt Platz genommen haben: Das Handstand-Duo Justin Durham und Doug Stewart lässt die Muskeln spielen, der Schweizer Meister-Jongleur Kris Kremo erweist sich nicht nur als Herr der Bälle und Hüte, sondern überlistet auch die Schwerkraft klobiger Ziegelstein-Attrappen. Und die bezaubernde Nange Keller singt im Duett mit ihrem gefühlvoll die Gitarre „streichelnden“ Partner James Williams „Puff, the magic dragon“. Einen Song, mit dem die legendäre Gruppe Peter, Paul und Mary Anfang der 1960er Jahre die Charts gestürmt hatte.
Dazwischen wuselt immer wieder Rosa Halina Dahm. die Tochter Bettina Montazems, wie eine lebendig gewordene Kirmes-Zuckerwatte über die Bühne und gibt die lautmalerisch vor sich hinbrabbelnde Clownin, die sich auch schon mal an einem – natürlich misslingenden – Zauber-Kunststückchen übt. Wirklich nass wird es dann für die Menschen in der ersten Reihe, wenn Linda Sander in ein überdimensionales Champagner-Glas steigt und mit ihrer „spritzenden“ Akrobatik begeistert .
In dieser Hochstimmung geht es mit dem „Knallroten Gummiboot“- Klatschmarsch in die Pause, nach der Natascha Balzat die Gäste mit Bonny Tylers „I need a Hero“ empfängt — nur eines von vielen bekannten Liedern, die präsentiert werden. Das „Jeder Topf bekommt seinen Deckel“ –Finale wird dann auch zu einer berührenden Liebeserklärung an Köln, wenn alle in Natascha Balzats „Kölle am Rhing“ (nach Frank Sinatras „New York, New York“) und ins „Veedel“-Lied einstimmen – und beschwingt den nach Hause Weg antreten.