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Verstörend und betörendMai-Ausstellung im Zündorfer Wehrturm widmet sich dem Thema Wasser

Lesezeit 3 Minuten
Zündorfer Wehrturm Wasser-Ausstellung, ein Mann und eine Frau stehen vor einem geöffneten Aktenschrank, in dem Wasserbeutel hängen

Christiane Rath und Georg Schnitzler vom Projektteam des Kunstvereins 68elf in der Wasser-Ausstellung im Wehrturm

Flutkatastrophen, Dürren und Wasserverschmutzung. Bei der Ausstellung des Kunstvereins 68elf im Zündorfer Wehrturm dreht sich alles um das Element Wasser.

Wasser. Unter diesem Thema in der Kunst hätte mancher noch vor einigen Jahren vielleicht etwas Romantisches wie See-Idyll oder Lichtspiel am Meeressaum erwartet. Die „Wasser“-Ausstellung des Kunstvereins 68elf im Zündorfer Wehrturm zeigt nichts davon. Sie konfrontiert, verstört, rüttelt auf.

Wie sich das Verhältnis zum Wasser weltweit gewandelt hat, zeigt sich unter anderem in Kunstwerken, die das Zuviel oder Zuwenig des unverzichtbaren Elements thematisieren. Wie Menschen durch verantwortungslosen Umgang mit den Ressourcen die Zukunft des Planeten aufs Spiel setzen, wie die Verfügbarkeit ihre Selbstverständlichkeit verliert, wie Wasser Respekt einfordert, zeigen Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus zahlreichen Ländern, die dem Aufruf des Kunstvereins folgend ihre Mitwirkung angeboten haben.

Die Auswahl war eine Herausforderung – es gab so viel bemerkenswerte Qualität
Georg Schnitzler, 68elf

Aus 750 Offerten hat der Kunstverein die Arbeiten von 66 Kunstschaffenden ausgewählt und den Wasser-Weg thematisch eindrucksvoll aufgebaut über die Etagen des Wehrturm-Museums geführt. „Die Auswahl war eine Herausforderung – es gab so viel bemerkenswerte Qualität“, sagte Georg Schnitzler vom Projektteam anlässlich der Vernissage.

Die Ausstellung im Zündorfer Wehrturm läuft bis zum 21. Mai

Bürgermeisterin Brigitte von Bülow, die zur Eröffnung sprach, zeigte sich bewegt von den Arbeiten, die den Blick aufs Wasser so vielfältig spiegelten, Bedrohung und Utopien zeigten. Sie erinnerte an die Geschichte Kölns, die ohne den Rhein als Wasserweg undenkbar wäre, und sprach vom Menschenrecht auf den Zugang zu Wasser. Mit Blick auf den Klimawandel lobte sie den Einsatz etlicher Ausstellungsbeteiligter für einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Element.

Antje Winkler-Suesse vom Förderverein Wehrturm Zündorf und Christiane Rath vom Kunstverein erinnerten an die langjährig erfolgreiche Zusammenarbeit von Verein und Wehrturm. Der Kunstverein verfügt über keine eigenen Räume und nutzt die Besonderheit des Turmes regelmäßig für Ausstellungen. In diesem Fall erweist sich die Nähe des Rheins als zusätzliches, themenbezogenen Plus.

Die knapp 100 ausgestellten Arbeiten beeindruckten schon zur Vernissage eine große Besucherschar. Die Gäste würdigten den vielfältigen künstlerischen Umgang mit dem Element und den Strom der Eindrücke, der beim Erklimmen der Turm-Etagen höchst widersprüchliche Empfindungen auslösen konnte.

Vieles bleibt im Kopf. Die Ästhetik des Scheußlichen beim makabren Tanz von Plastiktüten im Wasser. Die einst nur aus Wüsten bekannten Trockenrisse am Rheinufer oder im Porzer Scheuermühlenteich. Die verfremdeten Fotografien wasserholender Frauen und Mädchen in Dürregebieten. Oder zwei Werke am Anfang und Ende der Ausstellung. Eines verweist auf die Diskrepanz zwischen den Schrecken und der bürokratischen Abwicklung der Flutkatastrophe an der Ahr und weiteren Flüssen, das andere klagt an: In einem Koffer läuft ein Video, das ungerührten Wellenschlag an einem nicht genannten Meer zeigt – während der Text die „Ehrenwerten Mitglieder der Gesellschaft“ an ihre unleugbare Mitverantwortung für den Ertrinkungstod ungezählter Flüchtlinge gemahnt.


Die Ausstellung im Zündorfer Wehrturm, Hauptstraße 181, ist bis zum 21. Mai zu sehen, mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr. Begleitend sind in Ehrenfeld ein Abend mit Arbeiten zum Thema von 18 Videokünstlerinnen am 28. April, 20 Uhr, im Bunker k101, Körnerstraße 101, und eine Lesung am 9. Mai, 20 Uhr, im Ausstellungsraum Jürgen Bahr, Helmholtzstraße 6-8, geplant. Weitere Informationen finden Sie unter: www.68elf.de