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Herausfordernde InszenierungZündorfer Wehrturm beendet Ausstellungsjahr mit „VerOrtungen“

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist eine Frau, die auf Bilder an einer Wand schaut. Vor der Wand steht auch eine weibliche Skulptur.

„VerOrtungen“ – Die letzte Ausstellung des Jahres im Zündorfer Wehrturm.

Die letzte Ausstellung des Jahres im Zündorfer Wehrturm zeigt Malerei von Jens Rausch und Plastiken von Tina Heuter.

Was Kunst ist, welche Botschaft Künstlerinnen und Künstler damit in die Außenwelt senden und welche Signale beim Publikum ankommen, dazu hat jeder Betrachter einen eigenen Standpunkt. Mit der Ausstellung „VerOrtungen“ im Wehrturm Zündorf nehmen Jens Rausch und Tina Heuter solche Standpunkte in den Blick, hinterfragen sie und sorgen möglicherweise sogar für Veränderung.

Das malerische Werk von Jens Rausch und die Plastiken von Tina Rausch treten in eine faszinierende Verbindung und bieten Gelegenheit, Entfernung und Nähe auszukosten. Wer die klug in Korrespondenz gebrachten künstlerischen Arbeiten betrachtet, kann eigene Perspektiven gewinnen und sich selbst damit, wie vom Berliner Galeristen Andreas Herrmann zur Einführung beschrieben, immer wieder neu verorten.

Jens Rausch und Tina Heuter: Faszinierende Einblicke in Landschaft und Plastik

Die Landschaft als Sujet steht in der ernsthaften Kunstwelt derzeit nicht besonders hoch Kurs, doch Jens Rausch dringt mit seinen Bildern förmlich in die Substanz von Bergen und Wäldern ein. Bei näherer Betrachtung zeigt sich in seinen Forst-Einblicken eine Vielfalt von Materialien. Ruß, Asche, Erde, Rost lassen die Stämme an Plastizität gewinnen, während die farbigen Kennzeichnungen der Forstverwaltung in Komplementärfarben eigene, geheimnisumwitterte Geschichten erzählen. Für seine Berglandschaften hat Rausch Blei gefaltet und so bearbeitet, dass die schroffen Felsen den Betrachter anzuspringen scheinen und eine Auseinandersetzung herbeirufen.

Solche Bilder werden im Wehrturm mit Tina Heuters Plastiken herausfordernd inszeniert. Die Bildhauerin hat im Studium eine Ausbildung bei einem Gießer absolviert und lässt beim Betrachten die Entstehungsgeschichte ihrer Bronzearbeiten aufleben. So nehmen im Wehrtum kleine und große menschliche Figuren, die Strichmännchenzeichnungen in eine neue Dimension holen, auf bemerkenswerte Weise Raum ein.

Tanzfiguren und Tierdialoge: Einblicke in plastische Welten

Sie lehnen an Wänden, gestalten unwirklich geformte Tanzfiguren, treten in Austausch mit Tieren, laden zum Nachdenken über Begebenheiten oder Gefühle, die diese Figuren vielleicht durchleben. Manche der Bronzen, bei denen Kopf oder Körperteile in Wolken gehüllt erscheinen, gibt es auch als Wachsskulpturen. Dieses Material sorgt vor allem bei Engelsfiguren für ein gewisses inneres Leuchten, dem auch das Fehlen eines Flügels nichts anhaben kann.

Der inhaltliche Austausch zwischen den Arbeiten beider Kunstschaffender war in der Schaffensphase nicht geplant, wirkt in der Ausstellung aber schlüssig. Er reizt dazu, die Perspektive zu wechseln, sich auf unvertraute Orte und Regungen einzulassen.

Die letzte Ausstellung des Jahres im Zündorfer Wehrturm ist bis zum 17. November mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet zwei Euro. Im Winter ist es im trutzigen Gemäuer einfach zu kalt für Ausstellungen. Der Förderverein Zündorfer Wehrturm meldet sich im Frühjahr 2025 mit der Gemeinschafts-Ausstellung einer jungen Künstlergruppe zurück.


Zuendorfer-Wehrturm.de