Ortsvereine und Kirchen beziehen im Kölner Stadtteil Zündorf vor Hunderten Menschen eine klare Position gegen Ausgrenzung.
„Wer nicht wählen geht, wählt AfD“Zündorfer Ortsvereine rufen zu demokratischem Engagement auf
Mit einer klaren Botschaft haben sich Zündorfer Ortsvereine sowie Repräsentanten der evangelischen und katholischen Gemeinden bei einer Kundgebung zur Demokratie und zum Grundgesetz bekannt. Vor mehreren Hundert versammelten Menschen auf dem Zündorfer Marktplatz riefen sie zum Engagement für demokratische Werte auf, und zwar sowohl bei Wahlen als auch im alltäglichen Miteinander.
Es gelte, die gar nicht hoch genug einzuschätzenden Werte des Grundgesetzes zu schützen. Jegliche Form von Menschenverachtung und Hass sei damit nicht zu vereinbaren. Pfarrer Rolf Theobold beleuchtete das Versagen der Kirchen in der Vergangenheit. Fatale Fehleinschätzungen und tödliches Schweigen hätten zur Zeit des Nationalsozialismus die Schreckensherrschaft befördert.
Demokratie als fragiles Netz: „Wer nicht wählen geht, wählt AfD“
Das werde sich nicht wiederholen, sagte Theobold. Der Pfarrer kündigte „massiven Widerstand“ gegen allen Versuche an, demokratische Werte zu unterwandern. Dazu verpflichte „das Erbe der Kirchengeschichte und das Erbe der deutschen Geschichte“. Anhaltende Folgen von Hass und Gewalt seien in Deutschland immer noch spürbar, gerade an Orten wie dem Kriegs-Mahnmal auf dem Marktplatz, sagte der evangelische Pfarrer.
Die Demokratie verglich Theobold mit einem Netz, in dem jeder Mensch ein Knoten sei. Löse sich ein Knoten, werde es löchrig und drohe zu zerreißen. Die Festigkeit des Netzes zu erhalten, erfordere von jedem und jeder das gemeinsame Ringen um Lösungen. Demokratie sei nicht so selbstverständlich, wie er das lange geglaubt habe, sagte Theobold und verlangte: „Demokratie braucht uns im Alltag“. Klar sei: „Wer nicht wählen geht, wählt AfD“. Für seine Rede gab es langen Beifall.
Andreas Bischoff als Vorsitzender der Gemeinschaft Zündorfer Ortsvereine und Pfarrer Berthold Wolff von der katholischen Gemeinde lobten den Wert der Vielfalt. Gegenseitiger Respekt und die Gemeinschaft von Gleichberechtigten sollten schon im Kindesalter geübt werden. Wolff wünschte jedem Einzelnen den Mut, Verbindungen zu schaffen, statt durch Machtausübung andere zu erniedrigen. Das gilt seinen Worten zufolge ausdrücklich auch für Strukturen in der katholischen Kirche.
Abgesandte der Ortsvereine bezogen deutlich Position für Vielfalt und gegen jegliche Art von Ausgrenzung oder gar Remigrationsbestrebungen. Die einmalige Teilnahme an einer solchen Kundgebung könne aber nicht genug sein, verlangte Irene Herschbach von der katholischen öffentlichen Bücherei. Demokratiefeindliche Äußerungen dürften nicht unwidersprochen hingenommen werden. Ein stetiger Austausch demokratischer Kräfte und gute Argumente gegen menschenverachtende Parolen seien dafür notwendig. „Machen Sie sich aktiv“, rief sie den Menschen auf dem Marktplatz zu.