Bei der Ausstellung „transform“ zeigen acht Künstlerinnen aus Kassel vielschichtige Arbeiten zur Transformation der erlebten Wirklichkeit.
AusstellungKünstlerinnen-Kollektiv zeigt die Wirklichkeit im Wandel im Zündorfer Wehrturm
Das Umwandeln eines bestehenden Systems wird als Transformation beschrieben, solche Prozesse vollziehen sich in der Wissenschaft, der Politik oder der Sprache – und nicht zuletzt in der Kunst. „transform“ haben acht Künstlerinnen aus Kassel ihre jetzt im Zündorfer Wehrturm eröffnete Ausstellung genannt. Mit wachen Sinnen und Gefühlen hat jede von ihnen eigene Aspekte der Welt wahrgenommen und künstlerisch umgewandelt.
Einige Ergebnisse dieses lebendigen Prozesses wurden eigens für die besonderen räumlichen Möglichkeiten des alten Turms konzipiert. Jede der acht Künstlerinnen bespielt eine Etage. Die Arbeiten laden dazu ein, auch den eigenen Blick auf die stetige Transformation der erlebten Wirklichkeit zu lenken.
Künstlerinnen-Kollektiv aus Kassel ermuntert zu einer veränderten Wahrnehmung der Welt im Wandel
Gerhild Werner nimmt mit ihren aus der intensiven Naturanschauung entstandenen Zeichnungen das Innerste des Objektes wahr und überführt die feinen Strukturen in subtile Stimmungen. Anna Hoffmann zeigt in leuchtendem Blau die Ergebnisse ihrer Vertiefung in die Cyanotypie, ein fotografisches Edeldruckverfahren aus dem 19. Jahrhundert. Zudem hat sie geheimnisvolle „Holothurien“ installiert. Das sind Mischwesen zwischen Tier und Pflanze, die ein Eigenleben zu entwickeln scheinen.
Bei Zugfahrten oder aus dem Autofenster heraus fotografiert Christiane Hamacher Landschaften und fügt die Bilder zu Landschaftspartituren zusammen, aus denen sich eine innere Stimmung herauslesen lässt. Erika Breuer widmet ihre Serie „In Bewegung“ verfremdeten weiblichen Körper-Details, die mit ausdrucksstarken Linien eine deutlich wahrnehmbare Dynamik ausstrahlen. In einer Vitrine gibt ihre Fingerabdruck-Darstellung dem Unverwechselbaren der eigenen Hand eine neue Dimension.
Spiel mit Wahrnehmung: Ruth Lahrmann’s „Fake News“
Mit „Fake News“ meint die Bildhauerin Ruth Lahrmann Skulpturen, die mit der Wahrnehmung bei der Betrachtung spielen. Aus einem besonderen Materialmix hat sie Körper geschaffen, die zugleich leicht und schwer erscheinen, deren Formen sie dekonstruiert und die sie mit einer Rost-Optik einer Anmutung von Vergänglichkeit ausliefert.
Carola Ruf übersetzt das Zeichenhafte in der Natur, wenn sie eine Art Schriftbild auf mehreren Ebenen schafft. Faszinierend plastisch und durchscheinend wirken ihre Horizonte, die das Ergebnis an Fäden entlanggeführter Farbaufträge sind. Mit einer Installation lässt sie auf beunruhigende Weise eine andere Art von Leben aus einem verlassenen Gewächshaus entweichen.
Die Lichtspiele von Sabine Stange eröffnen den Blick auf unvertraute Raumebenen, die sie aus Fotografien entwickelt. Die Kombination von Leuchtkörpern, Spiegelung und Bewegung schafft ein zusätzliche Wirklichkeit. Mit Kinderaugen, die das aus dem Verborgenen beobachten und sich forschend die Welt erschließen, ermuntert die Künstlerin zu unverstelltem Schauen.
Judit Rozsas holt mit ihrer Malerei eine expressive Farbigkeit aus der Landschaft heraus und setzt Licht und Dunkel in ungewohnte räumliche Beziehungen. So kann im malerischen Prozess der Hintergrund nach vorne gerückt werden. Auf Farbstreiffeldern schafft sie in einer Kombination von Zufall und Kontrolle eine aufregende neue Realität.
„transform“ Die Ausstellung im Museum Zündorfer Wehrturm, Hauptstraße 181, ist bis zum 26. Mai zu sehen. Die Öffnungszeiten sind mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr, der Eintritt kostet zwei Euro.