In den vergangenen Wochen waren in Köln und anderen Orten Sprengkörper in Hausflure geworfen und wie in Zündorf, mehrere Türen aus der Verankerung gerissen worden.
Mehrere Wohnungen in Zündorf betroffenErneut Explosion in Köln - War es wieder die Mocro-Mafia?
Jetzt im beschaulichen Zündorf: Geborstene Fensterscheibe, sechs zerstörte Wohnungstüren und ein Scherbenmeer vor dem Haus. In dem ruhigen Wohnviertel am Dahlienweg ist es in der Nacht zu einer Explosion gekommen. Eine Detonation, die die Handschrift der berüchtigten „Mocro-Bande“ trägt. In den vergangenen Wochen waren in Köln und anderen Orten Sprengkörper in Hausflure geworfen und wie in Zündorf, mehrere Türen aus der Verankerung gerissen worden.
Mocro-Mafia in Köln: Streit innerhalb der Drogenbande?
Für die Anwohner ist die Explosion ein Schock und ein denkbar schlechter Wochenbeginn. Die Bürger in dem Viertel sprechen am Montag von Angst, einem verlorenen Sicherheitsgefühl und die Anwohner fragen sich: Warum bei uns in Zündorf? Polizei und Staatsanwaltschaft geben sich – wie bei den anderen Fällen auch – bedeckt. Die Behörden halten sich nach den spektakulären Fällen zurück, versichern aber, dass mit Hochdruck ermittelt werde. Zuständig sind die Beamten für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, und dort geht es sehr schweigsam zu, wenn es um Informationen für die Öffentlichkeit geht. „Wir prüfen einen Tatzusammenhang“, heißt es von den Ermittlungsbehörden am Montag.
Die Polizei überprüft, ob die Mieter möglicherweise in Straftaten verwickelt sind und ob es Bezüge in die Drogenszene gibt. Intern gehen die Beamten im Fall Zündorf „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ von einem Zusammenhang mit dem geplatzten Drogendeal zwischen der „Mocro-Mafia“ und einer kurdischen Drogenbande aus dem rechtsrheinischen Köln aus, wie aus dem Polizeipräsidium zu hören war. Möglicherweise könnte auch ein Streit innerhalb der kurdischen Drogenbande hinter der Explosion stehen. Offiziell gibt es dazu keine Angaben.
Gesamtkomplex um Geiselnahme in Rodenkirchen
In dem Gesamtkomplex geht es um eine Geiselnahme in einer Villa in Rodenkirchen und der Unterschlagung von rund 300 Kilo Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth-Kalscheuren. In der Lagerhalle sind im Juni mehrere Personen gewaltsam festgehalten worden. Nach Rundschau-Informationen sind die Menschen gefesselt aufgefunden worden. In der Villa in Rodenkirchen wurde danach ein Mann schwer misshandelt. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Mann nackt und gefesselt auf dem Boden liegt und ihm immer wieder gegen den blutenden Kopf getreten wird. Währenddessen saß die Frau halb nackt auf einem Stuhl und musste die Misshandlungen mitansehen. Die Geiseln wurden aus Bochum nach Köln verschleppt. Bei der Tat wäre es fast zur Erschießung einer Geisel gekommen. Kölns Kripochef Michael Esser sprach von einem erheblichen Bedrohungsszenario. Die Gewalttaten und die Explosionen in mehreren Häusern sollen ihren Ursprung in dem geplatzten Drogendeal. Die „Mocro-Mafia“ soll über den Verlust des Rauschgifts massiv verärgert gewesen sein.
Ob tatsächlich die berüchtigte „Mocro-Mafia“ aus den Niederlanden hinter der Geiselnahme steckt, wird weiter untersucht. „Die Ermittlungen führen unter anderem aufgrund vorliegender Erkenntnisse zu den Beschuldigten auch in die Niederlande. Ob Verbindungen zu organisierten, mafiösen niederländischen Strukturen bestehen, ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen“, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft unlängst mit.
Explosionen als beliebtes Drohmittel niederländischer Drogenhändler
Explosionen vor Hauseingängen sind ein oft angewandtes Drohmittel niederländischer Drogenhändler, die häufig unter dem Begriff „Mocro-Mafia“ zusammengefasst werden. „Mocro“ ist ein Slangwort für Marokko, weil viele ihrer Mitglieder aus Nordafrika stammen. Michael Mertens, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), hatte im Juli im Zusammenhang mit den früheren Fällen gesagt: „Die niederländische Drogenmafia ist längst hier, und NRW als Verkehrsdrehscheibe ist da ein Dreh- und Angelpunkt. Was man sich klarmachen muss: Das sind wirklich Täter von äußerster Brutalität.
Über die “Mocro-Mafia„ kursierten allerdings viele falsche Vorstellungen, sagt der renommierte niederländische Kriminologe Cyrille Fijnaut gegenüber “Spiegel online„. Es sei wirklichkeitsfremd, sich darunter eine einzige, straff geführte Organisation vorzustellen. Der Drogenhandel sei in den Händen vieler verschiedener krimineller Gruppen, und diese seien nicht alle marokkanisch geprägt. Was die Drogenkriminalität hingegen tatsächlich kennzeichne, seien Bandenkriege – ähnlich wie jetzt offenbar in NRW.
In dem aktuellen Fall in Zündorf bitten die Ermittler wieder um Zeugenhinweise. Wer hat in der Nacht am Dahlienweg verdächtige Beobachtungen gemacht? Hinweise unter Ruf 0221 229-0.