Einige Anwohner sind nicht gut auf die Shishabar in Porz zu sprechen, vor allem wegen des Lärms. Der Betreiber wehrt sich nun und kämpft gegen Vorurteile.
Lärmbelästigung?Nachbarn beschweren sich über Kölner Shishabar – Hunderte Fans stehen hinter Betreiber
Ein Sonntagabend an der Kaiserstraße, die Shishabar „Iced Out“ hat seit gut drei Stunden geöffnet. Vojo Drmonjic, stellvertretender Geschäftsführer des Lokals, hat von einem Tisch in der Nähe der Theke aus das Lokal im Blick. An den Tischen nahe der großen Fenster zur Kaiserstraße sitzen Grüppchen und unterhalten sich bei Getränken, spielen Brettspiele, manche haben Shisha-Pfeifen bestellt. Es läuft Musik in Zimmerlautstärke, Videobildschirme und Leuchten in Neonfarben schaffen Lichtinseln. „So ist das hier fast immer“, sagt Drmonjic und betont, dass seine Gäste wie auch die Mitarbeiter sehr an einer harmonischen Atmosphäre interessiert seien. Deshalb könne er nicht verstehen, „warum vonseiten einiger Nachbarn und des Bürgervereins derart gegen uns Stimmung gemacht wird“.
Porz-Urbach: Shishabar-Betreiber haben Lärm im Blick
Drmonjic betont, vor der Eröffnung des Lokals im vorigen Jahr habe der damalige, inzwischen verzogene Betreiber sämtliche Genehmigungen eingeholt. Und nach der Übernahme durch den aktuellen Geschäftsführer Leon Poppe seien die Genehmigungen auf diesen umgeschrieben worden. Der Betrieb als „Schank- und Speisewirtschaft mit Shishabar-Betrieb“ ist vom Amt für Öffentliche Ordnung genehmigt, wie aus einem ganzen Aktenordner voll behördlichen Schriftwechsels hervorgeht.
Die zur Gartenseite installierte Lüftungsanlage, die in Sachen Qualität in ganz Köln unübertroffen sei, habe erst jüngst bei einer Lärmmessung ausnahmslos Werte unter der erlaubten Grenze gezeigt. Um die Nachbarn darüber hinaus zu schützen, sei gerade eine Einhausung der Anlage in Arbeit. „Wir haben die Lüftungsanlage von der vorherigen Gaststätte übernommen und der Lüftungsbauer hat sie über das Dach geführt. Mit allen Genehmigungen von Umwelt-, Bau- und Ordnungsamt“, versichert Drmonjic.
Geschäftsführung nimmt Kritik der Nachbarschaft an Shishabar sehr ernst
Die Geschäftsführung engagiere sich sehr für ein friedliches Miteinander in der Nachbarschaft und nehme Kritik ernst. „Zur Eröffnung war es wirklich turbulent“, räum der stellvertretende Geschäftsführer ein, doch sei lautstarker Betrieb vor dem Lokal sonst nicht üblich. Alle Lautsprecher in der Gaststätte seien nach innen gewendet, damit auch bei geöffneter Tür möglichst wenig Lärm nach draußen dringe. Und die Mitarbeiter wiesen Gäste nötigenfalls darauf hin, dass sie sich beispielsweise beim Rauchen vor dem Lokal möglichst ruhig verhalten sollten.
Dennoch gebe es eine Handvoll Anwohner, die sich immer wieder beschwerten – nicht nur über die Shishabar, sondern auch über weitere Gaststätten in der Nachbarschaft, wie Kollegen ihm bestätigt hätten. Den Kritikern stünde aber eine große Anzahl von Menschen jeden Alters entgegen, die über die Shishabar erfreut seien und sie als gutes Zeichen gegen eine Verödung des Stadtbezirks betrachteten.
Mehr als 300 Anrufe und Nachrichten nach Bericht über Shishabar „Iced Out“
Nach der Berichterstattung in dieser Zeitung über die Kritik am Betrieb der Bar samt Befürchtung, hier könne ein neues Amüsierviertel entstehen, „habe ich mehr als 300 Anrufe, Mails und Nachrichten bekommen, die sich für die Bar aussprechen“, betont Drmonjic. Und zwar nicht nur von jungen Leuten, die ein stylisches Angebot wie diese Bar in Porz bisher vermisst hätten, sondern auch „von Eltern, die froh sind, wenn ihre heranwachsenden Kinder sich hier in sicherer Umgebung aufhalten, statt in die Kölner Innenstadt zu fahren“, versichert er.
Eltern seien jederzeit als Gäste willkommen, um selbst mitzuerleben, welche Atmosphäre in der Bar herrsche. Nicht umsonst sei „Iced Out“ ein beliebter Treffpunkt für Gruppen junger Frauen, die hier vor Belästigungen sicher sein könnten. Sogar von Nachbarn aus dem Haus, in dem die Bar das Erdgeschoss nutzt, gebe es Rückhalt für den Barbetrieb.
Shishabar ist Anlaufpunkt für junge Menschen in Porz
Mladen Drmonjic, Bruder des Bar-Mitinhabers, engagiert sich für junge Leute, die in Porz seinen Worten zufolge wenig Anlaufpunkte für abendliche Treffen haben. Als langjähriger Jugendtrainer bei einem Traditions-Fußballverein im Stadtbezirk wisse er seine „Jungs“ gut aufgehoben, wenn sie sich abends in der Bar zusammenfänden. Nicht selten treffe er sich nach Spielen oder dem Training dort mit seiner aktuellen Senioren-Mannschaft.
„Da herrscht durchweg eine sehr angenehme, ruhige Atmosphäre“, sagt er, „und das Alter der Gäste ist gut gemischt.“ Wenn es mal – meist recht junge – Besucher gebe, die sich ungebührlich benähmen, schritten die älteren Gäste ein und mahnten zur Mäßigung. Es herrsche ein Klima des Respekts, wie er das aus familiärer und freundschaftlicher Erfahrung kenne und jungen Menschen vermitteln wolle. „Das ist wie früher im Jugendzentrum Grengel. Da haben bei Bedarf auch die älteren Besucher den jüngeren gesagt, wo‘s langgeht“, erinnert der Familienvater sich.
Köln-Porz: Krachmacher vor Shishabar werden zur Ruhe gebracht
Drmonjic zeigt Verständnis für Anwohner, die sich durch heulende Motoren und laute Rufe zu nächtlicher Stunde gestört fühlen. Die Bar-Mitarbeiter versuchten dann, die Krachmacher zur Ruhe zu bringen, meist erfolgreich. Die langen Öffnungszeiten bis 5 Uhr in der Frühe gälten ja ohnehin nur freitags und samstags.
Für andere Beschwerden hat er weniger Verständnis, etwa für die Aussage einer Frau aus der Nachbarschaft, sie könnte wegen der Lüftungsanlage hinter dem Haus nicht schlafen. „Diese Beschwerde kam zu einem Zeitpunkt, als die Lüftungsanlage noch nicht mal in Betrieb war“, sagt er. Gaststätten mit viel jungem, feierfreudigen Publikum habe es schließlich auch früher schon gegeben, erinnert er an Porzer Diskotheken von einst. Jetzt besuchten junge Leute eben gern Shishabars, und die seien entgegen landläufiger Vorurteile nicht alle gleich. Gewalttätige Randale wie bei Lokalen entlang der Kölner Ringe habe es hier nicht ein einziges Mal gegeben.
Das Misstrauen und die harsche Kritik von Anwohnern sei bedauerlich. „Die Gesellschaft hat sich verändert und verändert sich weiter. Da wäre es wünschenswert, wenn beide Seiten für die jeweiligen Bedürfnisse des anderen Verständnis und Kompromissbereitschaft zeigten“, findet Drmonjic.
Urbacher Bürgervereinigung bleibt hartnäckig
Die Sorge vor einer Ausweitung der Feierzone an der Kaiserstraße beschäftigt Kritiker des Barbetriebs aber weiter. Der Vorstand der Bürgervereinigung Urbach, der sich bislang vergeblich um eine bauchrechtliche Veränderungssperre in diesem Gebiet bemüht, will sich mit Aussagen der Verwaltung nicht zufriedengeben, eine Shishabar sei wie eine andere Gaststätte zu bewerten.
Die Bürgervereinigung verweist auf ein Urteil des Landgerichts Dortmund, demzufolge von einer Shishabar insbesondere erhöhte Brandgefahr sowie erhöhte Geruchsbelästigung und Rauchentwicklung ausgingen und zur Belastung für übrige Eigentümer im Haus werden könnten.
Das Dortmunder Gericht hatte deshalb einer Klage der weiteren Eigentümer gegen die Vermietung zum Betrieb einer Shishabar stattgegeben. Die Bürgervereinigung führt zudem einen Schriftwechsel mit der Stadtverwaltung, um Klarheit unter anderem wegen Genehmigungen für die Lüftungsanlage der Bar zu erlangen.