Ehrenamtler berichtet von erfüllender Arbeit im Umgang mit Sterbenden. Der Förderverein Hospiz bietet einen neuen Befähigungskursus.
„Begegnungen bereichern das Leben“Hospiz in Köln-Porz bildet Ehrenamtler aus, um Sterbende zu begleiten
Ein freundliches Lächeln, ein gutes Gespräch, offene Ohren und ein menschlich mitfühlendes Herz – das kann Thomas Lehmann anbieten, wenn er als Ehrenamtler im ambulanten Hospizdienst oder im Hospiz an St. Bartholomäus tätig ist. Als Begleiter in der letzten Phase des Lebens steht er auf Anfrage sterbenskranken Menschen zur Seite, tut Gutes und bekommt nach eigener Einschätzung enorm viel zurück.
Viel Helles, Buntes, Freundliches findet demnach statt, wenn Gäste im Urbacher Hospiz während ihrer letzten Phase vor dem Tod betreut werden. Das Gleiche gilt für die todkranken Menschen, die Lehmann im ambulanten Dienst zu Hause besucht und denen er meist wöchentlich ein paar Stunden seiner Zeit schenkt. „Da wird keineswegs vornehmlich über Krankheit und Tod gesprochen, sondern die ganze Palette menschlicher Erlebnisse und Empfindungen kommt vor“, sagt Lehmann.
Er ist vor drei Jahren in den Ruhestand gegangen und war schon zuvor sicher, dass er einen Teil seiner neuen Freizeit im Ehrenamt für den Hospizdienst einsetzen wollte. Denn der Tod gehöre zum Leben jedes Menschen und solle nicht versteckt oder tabuisiert werden.
Befähigungskurs am Hospiz in Porz dauert ein halbes Jahr
In einer frühen Phase seines Berufslebens hat Lehmann in einer Senioreneinrichtung erlebt, wie würdelos zuweilen mit Sterbenden oder gerade Verstorbenen umgegangen wurde. Da habe es keinen schönen Abschied gegeben, keine liebevolle Erinnerung, kaum Zuwendung für die Angehörigen. „Damals habe ich begonnen, mir über bessere Unterstützung Gedanken zu machen und war sehr froh, bei ersten Besuchen in verschiedenen Hospizen eben diese Atmosphäre der Geborgenheit verwirklicht zu sehen“, erinnert sich Lehmann.
Der Befähigungskursus am Hospiz Köln-Porz, der ihn und weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein halbes Jahr lang auf ihr Ehrenamt vorbereitet hat, sei sehr bestärkend gewesen. Um für einen guten und hilfreichen Umgang mit todkranken Menschen gerüstet zu sein, hätten die Kursteilnehmenden sich auch intensiv mit dem eigenen Verhältnis zum Tod beschäftigt. Das habe er keineswegs als deprimierend, sondern eher als aufbauend empfunden.
Wenn er jetzt zur Begleitung eines sterbenden Menschen angefragt werde, lerne er Personen kennen, die bis zum Ende ihre Eigenheit behalten und dem nahenden Tod oft ähnlich begegnen wie zuvor ihrem Leben. „Da gibt es Gelassenheit und Ruhe, zuweilen Trauer über etwas nicht abgeschlossenes, oft aber Freude und viel Lachen und sehr große Dankbarkeit“, sagt er. Lehmanns Begleitung hat nichts mit pflegerischen Diensten zu tun, sondern konzentriert sich auf Gespräche und vielleicht kleine Unternehmungen. Das bereichert den Alltag der Kranken und entlastet oft auch Angehörige.
Zu erleben, wie seine Dienste Wirkung tun, erfüllt Lehmann selbst mit großer Dankbarkeit, auch für die Zusammenarbeit aller Mitwirkenden rund um das Hospiz. Manchmal dauert so eine ambulante Begleitung Wochen oder Monate, dann kann eine intensive Beziehung entstehen und der Abschied kann auch für den Begleiter schmerzhaft werden. Das gilt für ihn gerade dann, wenn es sich bei den Sterbenden um Väter oder Mütter noch kleiner Kinder handelt, hat Thomas Lehmann festgestellt. Doch im intensiven, professionell geleiteten Befähigungskursus für das Ehrenamt sei es auch darum gegangen, einen gewissen inneren Abstand aufzubauen, um besser damit fertigzuwerden. „Zudem tut es mir dann gut, selber im Team aufgefangen zu werden“, sagt der Ehrenamtler.
Beeindruckt habe ihn sein neues Verhältnis zur Stille, die er spürt, wenn er bei Sterbenden Sitzwache hält. Zu empfinden, wie der Mensch neben ihm Nähe zulässt oder sich zurückzieht, wie er bis zum letzten Atemzug präsent ist und wie der Tod bei jedem Einzelnen individuell ist, sei etwas Großes. „Die Begegnungen mit dem Tod haben mein Leben bereichert“, stellt er fest.
Thomas Lehmann wünscht sich, dass Tod und Sterben in der modernen Gesellschaft wieder ankommen und Thema sein dürfen. Eine respektvolle und zutiefst menschliche Begleitung im Sterben sei jedem Menschen zu wünschen, sagt er. Vor dem Hospiz brauche man auch als Besucher überhaupt keine Angst zu haben, zeigt er sich überzeugt. Ganz im Gegenteil sei hier im Angesicht des Todes jede Menge Leben zu Hause.
Vorbereitung auf das Ehrenamt
Für die Begleitung von schwer kranken und sterbenden Menschen bietet der ambulante Hospizdienst des Fördervereins Hospiz Köln-Porz einen Befähigungskursus an, der im Februar beginnt und bis September dauert. Frauen und Männer, die Menschen in ihrer letzten Lebenszeit zur Seite stehen möchten, werden dafür ausgebildet. Die ambulanten Begleitungen finden im Zuhause der erkrankten Menschen oder in Altenheimen statt, stationär begleiten Ehrenamtler auch Gäste im Hospiz. Informationen gibt es unter der Tel.-Nr. 02203/2039963 oder online. (bl)