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Wasser vom BodenMenschen mit nassen Kellern in Lind kriegen keine Hilfen aus dem Katastrophenfonds

Lesezeit 4 Minuten
Hans-Gerd Ervens (Mitte) spricht mit Jochen Ott (rechts) und Betroffenen über mögliche Gründe für das Wasserproblem.

Hans-Gerd Ervens (Mitte) spricht mit Jochen Ott (rechts) und Betroffenen über mögliche Gründe für das Wasserproblem.

Unklar ist immer noch, ob es sich beim unerwünschten Nass in den Häusern um Grundwasser handelt oder um sogenanntes Schichtwasser.

Die jüngsten Nachrichten aus der Stadtverwaltung waren für etwa 50 Miet- und Hauseigentümerparteien in Lind wenig ermutigend, in deren Keller seit Monaten Wasser aus dem Boden eindringt. Wie die Stadtverwaltung vom zuständigen Ausschuss des Landes erfuhr, wird es keine Hilfen aus dem Katastrophenfall für die Betroffenen geben.

Und ein in Aussicht gestelltes Informationstreffen, von dem sich die Wassergeschädigten fachlichen Rat und Hilfen zu Maßnahmen gegen eindringendes Wasser erhofft hatten, wurde abgesagt. Eine gute Nachricht gibt es allerdings auch: Die Stadt hat die Gutachterleistungen zur Prüfung und Entwicklung von Maßnahmen ausgeschrieben, fünf Gutachterbüros mit einschlägiger Erfahrung sind angeschrieben worden.

Wasser in Kellern: Versicherungen greifen nicht

Der Kampf gegen das Wasser, das seit Mai in Kellerräume, Tiefgaragen und Souterrain-Wohnräume eindringt, zermürbt zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohnern im Stadtteil Lind, der an ein seit jeher vernässtes Bruch-Gebiet grenzt. Versicherungsleistungen greifen selbst bei Verträgen mit Einschluss von Elementarschäden in diesen Fällen nicht.

Seit Monaten ist die Politik in Stadtbezirk, Rat und Landtag eingeschaltet. SPD-Ratsmitglied Christian Joisten hat die Sorgen der Betroffenen zum Thema eines Antrags gemacht, der einmütig beschlossen wurde und ein Paket an Maßnahmen enthält. Unter anderem hatte die Kölner Umweltverwaltung das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW gebeten zu prüfen, ob die Auslegung der Richtlinie Naturkatastrophen um Grundwasser erweitert werden könne.

Keine Anerkennung als Naturkatastrophe

Wie das Ministerium mitteilte, bedürfe es dazu „der Anerkennung eines Ereignisses als Naturkatastrophe im Sinne der Richtlinie durch das Kabinett.“ Dazu müssten folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Eine amtliche Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes vor Eintritt des Ereignisses, der Eintritt erheblicher Schäden an einer Vielzahl von Gebäuden in einer Gebietskörperschaft oder Teilgebietskörperschaft sowie ein in Relation zur betroffenen Bevölkerung „überdurchschnittliches hohes Einsatzgeschehen zur Bewältigung der Lage“.

Das Ministerium teilt mit, seiner Erkenntnis nach hätten „diese Voraussetzungen kumulativ nicht in Köln vorgelegen“, so dass die Anwendung der Richtlinie Naturkatastrophen nicht in Betracht komme.

Eine weitere Absage kommt von den Stadtentwässerungsbetrieben (StEb), berichtet Gerhard Möller vom Bürgerverein Wahn Heide Lind, der sich für die Betroffenen engagiert. Demnach kann ein geplanter Termin für die Beratung der Betroffenen in Lind nicht stattfinden. Die angefragte Sanitärinnung könne keine Beratung durchführen. Auch andere Innungen und Handwerkervereinigungen hätten abgesagt oder seien nicht zuständig.

Stadt beauftragt Gutachten

Wie das Umwelt- und Verbraucherschutzamt Möller und den Betroffenen mitgeteilt hat, wird durch die Beauftragung eines Gutachters aber „die Fragestellung der privaten Handlungsspielräume grundsätzlich noch untersucht“. Die Ergebnisse würden den Anwohnenden im Jahr 2025 vorgestellt.

Bei einer Versammlung mit Betroffenen hatten Mandatsträger aus Landtag, Stadtrat und Bezirksvertretung über Einzelheiten der in Gang gesetzten Unterstützung gesprochen. Jochen Ott, SPD- Landtagsabgeordneter, hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch zuversichtlich gezeigt, was Leistungen aus dem Katastrophenfonds betrifft, und CDU-Bezirksvertreter Anton Neuberger hatte von diesbezüglichen Kontakten zu Ministerpräsident Hendrik Wüst berichtet.

Ob es sich beim unerwünschten Nass in Linder Häusern um Grundwasser handelt oder eher um sogenanntes Schichtwasser, ist nach Auffassung von Kennern der örtlichen Gegebenheiten noch keineswegs geklärt. Der frühere Porzer Bezirksbürgermeister Hans-Gerd Ervens ist mit der Entwässerungsproblematik in Lind seit den 1980er Jahren vertraut und verweist auf den seiner Ansicht nach gestörten Abfluss des Bruch-Wassers im Rohrsystem des Ostgrabens. Die Rohre seien zu 80 Prozent voll mit Schlick.

Zudem nimmt er an, dass große Bauvorhaben beispielsweise am Flughafen die Versickerung von Regenwasser und dessen Abfluss in der Wahner Heide beeinträchtigt hätten. Das Linder Bruch, das jahrzehntelang keine Probleme für die Wohngebiete dargestellt habe, sei jetzt bis zur Grasnarbe mit Wasser vollgesogen.

Schichtwasser, das sich über einer wasserundurchlässigen Bodenschicht deutlich oberhalb des Grundwasserspiegels sammle, werde so zur Gefahr für die Bauten aus jüngerer Zeit. Während bis in die 1940er Jahre in Lind die Wohnhäuser mit vier Stufen bis zum Erdgeschoss und nur niedrigen Kellern gebaut worden seien, hätten Häuser aus späterer Zeit meist nur eine Stufe und zudem Keller mit hohen Decken, wodurch die Bauten stärker nässegefährdet seien.

Bis das jetzt ausgeschriebene Gutachten erfolgt ist und Ergebnisse zeigt, werden noch viele Monate vergehen. Etliche Betroffene fragen sich, wie sie mit den bis dahin aufgelaufenen Schäden und Kosten zurechtkommen sollen. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und erwägen auch rechtliche Schritte, falls es beispielsweise fehlerhafte Annahmen bei Baugenehmigungen gegeben haben sollte.