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Krankenhaus PorzWahl des neuen Fördervereinsvorsitzenden sorgt für viel Unmut

Lesezeit 6 Minuten
KH_Porz

Der Haussegen hängt beim Porzer Krankenhaus derzeit schief.

Porz – Das Vertrauen scheint gebrochen, bevor es überhaupt eine Basis dafür gab. In einem Brief an den Vorsitzenden des Kuratoriums der Krankenhausstiftung, Dr. Ralf Unna (MdR Grüne), machen die Chefärzte am Porzer Krankenhaus deutlich, „dass wir mit der Wahl von Herrn K. Sovuksu als neuen Vorsitzenden des Fördervereins nicht einverstanden sind“. Das sind sie wegen der „sehr ungewöhnlichen Vorgänge im Rahmen der Vorstandswahl des Fördervereins“, heißt es in dem Schreiben. In der war es Ende Mai zu einem Eklat gekommen. Teilnehmer der rund fünfstündigen Sitzung sprechen gegenüber der Rundschau von „ungeheuerlichen Vorgängen“, von „politisch motivierter Wahlbeeinflussung“.

Gerüchte und Ansehens-Verlust

Was war geschehen? In besagter Sitzung des bislang 200 Mitglieder starken Fördervereins waren Kemal Sovuksu, der sich selbst als Ökonom bezeichnet, und Werner Marx, Vorsitzender der Porzer CDU und Fraktionschef der Christdemokraten in der Bezirksvertretung Porz, mit Vollmachten von über 100 neuen Mitgliedern erschienen, die sie selbst gewonnen hatten. Damit hatten sie eine Mehrheit von 139 Stimmen für Sovuksu gegen 76 Stimmen für Gregor Steffens, HNO-Arzt aus Porz. Sovuksu löst damit den bisherigen Fördervereinsvorsitzenden Dr. Thomas Weber ab.

Formal war dieses Vorgehen satzungskonform, aber viele der 63 anwesenden Mitglieder zeigten sich empört. Über das Warum wird viel spekuliert: CDU-interne Machtspielchen machen genauso die Runde wie die Befürchtung, dass das bis dato eigenständige Porzer Krankenhaus in den finanziell in Schieflage geratenen städtischen Klinik-Verbund integriert werden soll. Von einem Ansehens-Verlust und Schaden am guten Ruf des Krankenhauses, sprechen einige Mitglieder, die bei der Sitzung anwesend waren.

„Die Tatsache, dass die Wahl nur durch vielfache Vorlage von Wahlvollmachten neuer, jedoch nicht anwesender Fördervereinsmitglieder ermöglicht wurde, die zwar formal satzungskonform möglich war, hinterließ im Zusammenhang mit den phasenweise tumultartigen Bedingungen bei allen anwesenden Mitgliedern einen katastrophalen Eindruck, der nicht mit dem Wesen und Zweck eines Krankenhaus-Fördervereins in Einklang zu bringen ist“, heißt es in dem von 14 Chefärzten unterzeichneten Brief, von denen viele in der Fördervereinssitzung anwesend waren.

Keine gemeinsame Basis für Zusammenarbeit

Darin nehmen sie auch Bezug darauf, dass der neue Vorsitzende behaupte habe, dass „viele Ärzte und sogar Chefärzte“ ihn dazu gedrängt hätten, für den Vorsitz zu kandidieren. Mit dem Brief distanzieren sich die Unterzeichner davon. „Die unzumutbaren Umstände der Wahl, die nachweislich unwahre Behauptung hinsichtlich der Aufforderung zur Kandidatur durch ,mehrere Chefärzte’, sowie die nicht nachvollziehbare Motivation für das Amt lassen uns keine gemeinsame Basis für eine Zusammenarbeit erkennen“, heißt es in dem Brief. „Uns Ärzten ist daran gelegen, das Kuratorium wissen zu lassen, dass wir in keiner Weise in die Verflechtungen rund um die Fördervereins-Vorstandswahl eingebunden waren“, sagt Professor Marc Horlitz, Chefarzt der Kardiologie, stellvertretender Ärztlicher Direktor und Unterzeichner des Briefes. In seinem 14. Jahr am Porzer Krankenhaus habe er so etwas noch nicht erlebt. Im Gegenteil, es sei immer ein Miteinander gewesen.

So sieht es auch der Ärztliche Direktor Dr. Henning Krep, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Bisher habe es immer eine „sehr gute und parteiübergreifende Zusammenarbeit gegeben“. Krep betont, dass die derzeitigen Diskussionen zwar auch innerhalb der Belegschaft Thema seien, aber auf die Arbeit im Krankenhaus keine Auswirkungen hätten.

Das will nach eigener Aussage auch Kemal Sovuksu nicht. Er streitet nicht ab, dass die Sitzung, in der er zum Vorsitzenden des Fördervereins gewählt worden ist, hitzig abgelaufen sei. Doch spricht er gar von „rassistischen Anfeindungen“ gegenüber seiner Person von einem Fördervereinsmitglied, das nicht aus der Ärzteschaft stammt: „Man hat mich aufs Schlimmste beleidigt.“ Sovuksu wehrt sich dagegen, dass es sich bei seiner Wahl um eine Vereinsübernahme handele. Mit seinen Kontakten zu Unternehmen und Banken sehe er sich für die Aufgabe „bestens gewappnet“, dem Förderverein und somit dem Krankenhaus Porz und seinen Patienten zu helfen. Im Vorfeld sei mit vielen Personen gesprochen worden, die seine Kandidatur befürwortet hätten – darunter auch Ärzte und Angestellte des Krankenhauses. Sovuksu räumt aber ein, dass mit den Chefärzten nicht gesprochen wurde. „Zugegeben, ein Fehler.“ Aus Zeitgründen sei dies nicht erfolgt. „Dafür entschuldige ich mich.“

Alte Strukturen aufbrechen

Dass man sich an seiner Person störe, kann sich Sovuksu nur so erklären, dass sich so manch einer „wohl Sorgen um bestimmte Posten“ mache. So sei seine Wahl vielleicht auch gut, um alte Strukturen einmal aufzubrechen. Der Förderverein entsendet vier Mitglieder ins Kuratorium, welches das einzige Organ des Trägers, der Krankenhausstiftung Porz am Rhein, ist. Des Weiteren sitzen darin sieben weitere Mitglieder aus Stadtrat und Verwaltung. Das Kuratorium trifft alle wichtigen Entscheidungen für das Krankenhaus. Es spielt also unter anderem bei der Besetzung von Chefarztposten eine Rolle. Zudem schlägt der Förderverein Mitglieder für den Beirat vor, der wiederum die Geschäftsführung kontrolliert. Sich selbst bezeichnet der Ökonom als „naiven Menschen“, der „einfach nur die Welt verbessern wolle“.

Dem Gerücht, das Porzer Krankenhaus solle eventuell in den Klinik-Verbund eingegliedert werden, schiebt er einen Riegel vor. „Die Unabhängigkeit des Porzer Krankenhauses wird niemals infrage gestellt.“ Er sowie die weiteren Mitglieder des Fördervereins, seine Stellvertreterin , die Ärztin Simin Fakhim-Haschemi, sowie die Beisitzer Hans Baedorf, Technische Direktor des Krankenhauses, Michael Evert (CDU), Ex-Verwaltungschef Sigurd Claus, Klaus Gockel (KH Porz), CDU-Ratsmitglied Stefan Götz, Friedhelm Lenz (SPD), Hausarzt Johannes Nolte, Thomas Weber sowie Werner Marx würden alles daransetzen, dass das so bleibt. Auch Marx betont, dass das Gerücht mit dem Klinik-Verbund „dummes Zeug“ sei. Es gebe keine Absicht, das Krankenhaus „nach Köln zu verscherbeln“, so Marx.

Dessen Wahl für einen Sitz im Krankenhausbeirat ist unterdessen bei der jüngsten Kuratoriumssitzung gescheitert. Die vier Mitglieder des Fördervereins im Kuratorium, die noch aus der vorhergehenden Wahlperiode des Vereins stammen, hatten sich nicht auf Marx einigen können. Er war bei der Fördervereinssitzung für das Gremium vorgeschlagen worden, das die Geschäftsführung kontrolliert.

Resolution

Die Diskussionen rund um das Krankenhaus Porz hat die SPD auf den Plan gerufen. In einer Aktuellen Stunde in der Bezirksvertretung (BV) Porz haben die Sozialdemokraten betont, dass es durch die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit nicht nur bei den Porzer Bürgern, sondern auch bei den Bediensteten des Krankenhauses Sorgen gibt.

Bedenken darüber nämlich, dass das Ziel verfolgt werden könnte, die Verschmelzung des Krankenhauses Porz in den Kölner Klinik-Verbund mit der Universität oder die Bebauung des Krankenhausareals durch Investoren zu verfolgen, das dadurch für mögliche Krankenhauserweiterungen verloren ginge. Die SPD hat sich für eine Resolution stark gemacht, die die folgenden Punkte beinhaltet:

1. Die Bezirksvertretung erklärt ihre volle Unterstützung des Porzer Krankenhauses und die Solidarität mit allen Beschäftigten im Sinne der Daseinsvorsorge für alle Porzerinnen und Porzer sowie für alle Menschen, die die Leistungen des Krankenhauses in Anspruch nehmen möchten oder müssen.

2. Die BV bekennt sich zur Unabhängigkeit des Krankenhauses Porz als Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der vielschichtigen medizinischen Ausrichtung. Diese ist Garant für den hervorragenden Ruf des Krankenhauses, der weit über Porz hinaus strahlt.

3. Die BV Porz spricht sich in aller Deutlichkeit gegen jegliche parteipolitische Instrumentalisierung der Gremien des Krankenhauses aus.

Die Resolution wurde von allen Parteien der Bezirksvertretung unterstützt und letztlich als gemeinsamer Antrag von SPD, CDU, Grünen und FDP einstimmig von dem Gremium verabschiedet. (rde)