Wie eine leuchtende Insel steht das Imbiss-Haus im Dunkeln zwischen hunderten Autos. Vor der großen Leinwand parken sie in mehreren Reihen, der Film hat schon angefangen. Dementsprechend aufgeregt rennt ein Mädchen aus dem Imbiss zu einem der Wagen, ihre Mutter folgt, beladen mit Popcorn und Limo. Seit über 50 Jahren kommen im Autokino Porz Filmfans der Stadt zusammen. Generationen von Gästen werden sich in den nächsten Tagen von diesem einzigartigen Ort in Köln verabschieden. Am 31. Oktober geht der Beamer zum letzten mal an.

„Wir machen heute eine Vater-Sohn-Tour“, erklärt der sechsjährige Robin vor Filmbeginn begeistert. Auf der Kante von Papas Kofferraum teilen sich die beiden zufrieden Pommes und Burger. Fast eine Stunde seien sie von Zuhause her gefahren. Während Robin den Abend bei bester Laune auskostet, ist sie bei seinem Vater Andre mit Abschiedsschmerz gemischt. „Das Autokino bedeutet uns wirklich viel, ich bin total traurig. Seit zehn Jahren komme ich regelmäßig her“, sagt er.

Jetzt wo der Film läuft, ist draußen Ruhe eingekehrt, dumpf dringt der Filmsound aus den Autos. Theaterleiter Thorsten Schiers betritt den Imbiss und fröstelt kurz. Der 53-Jährige saß bis eben noch höchstpersönlich im Kassenhäuschen am Eingang. Siggi, die Frau hinter dem Tresen, räumt währenddessen nach dem großen Ansturm auf. Seit Jahren ist das Autokino der Arbeitsplatz der beiden. Bei Siggi sind es mittlerweile 16, bei ihrem Chef über 24 - fast sein halbes Leben.

„So lange bleibt man nicht, wenn man nicht mit dem Herzen dabei ist“, sagt Schiers. Lachend erinnert er sich: „Als ich hier angefangen habe, hatten wir noch keinen Beamer, da wurde das mit Dias gemacht.“ So einige Tiefs, wie als während der Show der Projektor kaputtging, habe er erlebt. Aber eben umso mehr schöne Momente, wie die Heiratsanträge, die teils noch per selbstgebasteltem Dia während Vorstellungen gemacht wurden.

„Das zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Keiner konnte glauben, dass es wirklich zu Ende geht“, erzählt Schiers von dem Moment, als klar wurde, dass das Kino schließen muss. Und das, obwohl es abzusehen gewesen sei. Denn schon Monate bekam das Team eine Schocknachricht: Die Märkte, die auf dem Kinogelände veranstaltet wurden und die Pacht finanzierten, dürfen seit März nicht mehr stattfinden.

Der Bebauungsplan des Geländes schließt Märkte aus, jahrelang wurden sie nur geduldet. CDU und Grüne hatten im Stadtentwicklungsausschuss und in der Bezirksvertretung Porz erwirkt, dass die Märkte eingestellt werden.

Vier Vollzeitkräfte und 23 Minijobber verlieren mit dem Ende des Autokinos ihren Job, erklärt Schiers. Dutzende andere aus dem Team mit ursprünglich über 70 Mitarbeitenden wurden zuvor entlassen. Dabei sei es dem Autokino gut gegangen. Neben den Stammgästen habe man jedes Jahr neue Gäste dazugewinnen können. Die Besucherzahlen seien in den letzten Jahren stetig gestiegen. Um das große Gelände ohne die Märkte zu finanzieren, reiche das trotzdem nicht. „Alleine um bei Null rauszukommen, müssten wir unsere Besucherzahlen verdreifachen. Und dann darf nichts kaputtgehen.“

Einen Wiederbelebungsversuch startete das Kino noch, indem es einen Teil des Geländes in Form von Parkplätzen vermietete, dann war klar: Es funktioniert nicht. Umziehen sei keine Option, auf dem Kölner Gebiet gebe es keine passende Fläche.

Für die 56-jährige Siggi bricht damit eine lebenslange Konstante weg. „Ich war schon als Kind immer mit meinen Eltern hier und als ich dann meinen Führerschein hatte, war ich Stammgast“, erinnert sie sich lächelnd. Ihr Mann, der im Hintergrund am Grill den letzten Burger des Abends macht, arbeitet seit einigen Jahren auch hier.

Ihre liebste Erinnerung? Das seien die großen Events des Kinos, bei denen hunderte Autofans mit ihren ausgefallenen Wagen auf dem Gelände trafen, wie zum Beispiel als Filme der Fast & Furious-Reihe liefen. Mit so einem Event will das Kino sich am heutigen Samstagabend nochmal gebührend verabschieden.

Das Kino war immer wieder ein beliebter Treffpunkt für Autofans. Siggis liebste Erinnerung seien deshalb die großen Events, bei denen hunderte mit ihren ausgefallenen Wagen auf das Gelände rollten, wie zum Beispiel als Filme der „Fast & Furious“-Reihe liefen.

Mit so einem Event will das Kino sich am heutigen Samstagabend gebührend von allen Autoliebhabern verabschieden. Über 1400 Besuchende werden in ihren Prachtstücken auf den Platz drängen, bevor „Manta Manta“ und „Bang Boom Bang“ gezeigt werden. Das Event ist ausverkauft, genau wie schon jetzt einige andere der finalen Vorstellungen.

Nicht nur sehr dankbar für die Treue der Gäste, sondern auch für die seiner Kolleginnen und Kollegen sei der Kinoleiter. „Wer hat denn noch Motivation zum Job zu fahren, wenn man weiß, dass nächste Woche Feierabend ist“, sei seine Befürchtung gewesen. Doch das Team will die Stellung halten, bis zum Schluss: „Wir haben uns entschlossen, das hier vernünftig zu Ende zu bringen. Wir wollen uns wenigstens noch von den Leuten verabschieden können, damit sie einen guten Abschluss mit dem Autokino finden können.“

Die letzten Filme

Wer dem Autokino vor seiner Schließung noch einen Besuch abstatten will, kann bis zum 31. Oktober noch folgende Filme sehen. Darunter sind einige Klassiker. Tickets gibt es auf der Website.

Samstag, 26.10Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding, 21 Uhr

Sonntag, 27.10 Venom: The Last Dance, 21.30 Uhr

Montag, 28.10 Venom: The Last Dance, 22 Uhr Blues Brothers, 19 Uhr

Dienstag, 29.10Venom: The Last Dance, 21.45 UhrBarbie, 19 Uhr

Mittwoch, 30.10Venom: The Last Dance, 21.45 UhrThe Fast and the Furious, 19 Uhr

Donnerstag, 31.10Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub, 17:30 UhrTop Gun, 20:30 UhrHalloween Ends, 23:30 Uhr