Hilferuf an die StadtKölns nächste Dauerbaustelle droht – die neue Porzer Mitte
Porz – Ein lichter, offener Platz, der die Fußgängerzone Bahnhofstraße mit den Bauten der Neuen Porzer Mitte verbindet, den Blick auf die Pfarrkirche St. Josef freigibt und Raum für den Wochenmarkt, Veranstaltungen und als Treffpunkt für Citygäste bietet. So soll es aussehen, wenn die drei Häuser des ehrgeizigen Wiederbelebungsplanes für die Porzer Innenstadt stehen und das wuchtige Dechant-Scheben-Haus verschwunden ist. Doch bis zum Abbruch könnte es schlimmstenfalls noch zehn Jahre oder länger dauern. Der Zugang zur „Neuen Mitte“ wäre bis in die 2030er Jahre hinein ein finsteres, angsteinflößendes Loch unter dem dann fast leerstehenden Betonklotz. Und die Innenstadt bliebe eine Dauerbaustelle.
Das Problem ist der Mietvertrag
Das wollen Porzer Gremien, Initiativen und Politiker unbedingt verhindern und schlagen Alarm, damit das Dechant-Scheben-Haus nicht erst nach dem Jahr 2026 verschwinden kann. Zwar soll das Haus 3, das die Aachener Wohnungsbaugesellschaft nebenan errichtet, schon Anfang 2023 bezugsfertig sein. Es wird unter anderem als „Haus der Kirche“ dienen und hätte Platz für die Einrichtung einer Filiale der Deutschen Bank. Die Bank hat aber im Dechant-Scheben-Haus einen Mietvertrag bis Juni 2026. Und wenn sich Bank und Baugesellschaft über einen vorzeitigen Umzug nicht einig werden, bleibt die Bankfiliale bis zum Ende im alten Domizil und das Dechant-Scheben-Haus kann erst in frühestens fünf Jahren niedergelegt werden.
Sollte erst daraufhin der Lückenschluss an der Pfarrkirche St. Josef und der spätere Ausbau des Platzes hin zur Fußgängerzone erfolgen können, wäre das für Porz-Mitte eine katastrophale Aussicht, sind sich Kirchenvorstand, Mitglieder des Beirates Porz Mitte und Politiker der großen Parteien in Porz einig.
Kirchenvorstand verfasst Brandbrief
Sie wünschen sich einen deutlich früheren Auszug der Bank und drängen darauf, dass die Stadt Köln aktiv wird und etwa Mietzuschüsse gewährt. Denn derzeit scheint ein früherer Auszug vor allem daran zu scheitern, dass die Miete im angebotenen Ersatzlokal in Haus 3 der Bank erheblich zu teuer ist.
In einem Brandbrief an Porzer Politiker und weitere Entscheider hat Theo Eich vom Porzer Kirchenvorstand auf das Problem aufmerksam gemacht, das für die Gesamtentwicklung der Porzer Mitte von großer Bedeutung ist. Es müsse Bewegung in die Angelegenheit, damit die Pläne zur Revitalisierung der Innenstadt nicht an neuerlichen Verzögerungen und allgemeiner Frustration scheiterten und eine unattraktive Baustelle die Neubelebung ausbremse.Die Gemeinde St. Josef hat das Pfarrzentrum an die Stadt verkauft, ist aber noch Vermieterin der Bank-Filiale. Jetzt seien politische Unterstützung und die Hilfe der Stadt vonnöten. Die Aachener Siedlungswesen- und Wohnungsgesellschaft, die Haus 3 im Ensemble der neuen Porzer Mitte errichtet, steht nach eigener Aussage bereits seit 2018 mit der Deutschen Bank bezüglich einer Neuansiedlung der Filiale in Haus 3 im Austausch.
Drei Offerten an die Deutsche Bank
Nach einer erfolgreichen Machbarkeitsstudie hinsichtlich der besonderen baulichen Anforderungen an eine Bankfiliale sei die Aachener 2019 mit einem Vermietungsangebot an die Bank herangetreten, das ohne Nennung von Gründen abgelehnt worden sei – ebenso wie eine nachfolgende Offerte. „Nun sind wir ein drittes Mal an die Deutsche Bank herangetreten“, sagt Kira Limbrock, Kommunikationsleiterin der Aachener. Eine Rückmeldung stehe noch aus. Limbrock zufolge würde die Siedlungsgesellschaft gern mit der Bank als Mieterin die Neue Mitte Porz „ganzheitlich und attraktiv ergänzen“. Sie betont: „Es wäre schade, wenn das städtebauliche Großprojekt durch einen erst späten Abriss des Dechant-Scheben-Hauses eine langjährige Dauerbaustelle bleiben würde.“
Gesprächsbereitschaft signalisiert auch die Deutsche Bank. Ein Sprecher macht deutlich, die Bank wolle keineswegs einer notwendigen Modernisierung der Porzer Innenstadt im Wege stehen und prüfe derzeit alternative Standortoptionen.
Baugesellschaft macht Druck
Dies geschehe „unter der Vorgabe, dass eine Verlagerung unserer Filiale in Köln-Porz wirtschaftlich ist und der neue Standort nicht wesentlich kostenintensiver zu betreiben ist als der bestehende.“ Ausdrücklich betont der Sprecher, die Bank sei an einer einvernehmlichen, auch vorzeitigen Lösung interessiert und „zu weiteren Gesprächen jederzeit bereit“.
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Tatsächlich scheint für eine Einigung jetzt Eile geboten. Die Baugesellschaft will bis Monatsende eine Entscheidung, um die Ausgestaltung des Neubaus abschließend planen zu können. Immerhin sind in Haus 3 bauliche Vorleistungen wie eine tresortaugliche Verstärkung der Bodenplatte schon erfolgt. „Danach wäre der Zug abgefahren“, fürchtet Jochen Reichel vom Bündnis Porz-Mitte, das im Beirat für die Neue Mitte Porz die Interessen zahlreicher Bürger vertritt. „Jetzt muss die Stadt sich einschalten“, verlangt er. „Wenn die Oberbürgermeisterin und das Amt für Stadtentwicklung es ernst meinen mit der Priorität für die Wiederbelebung von Porz, darf das nicht an einem zeitlich begrenzten Mietzuschuss scheitern.“ Damit ließe sich die Differenz zwischen den Mietpreisvorstellungen von Bank und Baugesellschaft schließen.
Es droht ein Gefühl der Mutlosigkeit
Dafür müsste sich „die Stadtspitze aber endlich mal dahinterklemmen“, erwartet Reichel. Sonst drohe in Porz das Gefühl der Mutlosigkeit überhandzunehmen.Eine parteiübergreifende Allianz aller, die sich für die Revitalisierung von Porz engagieren, beschwört der SPD-Landtagsabgeordnete Jochen Ott. Er versucht seit Wochen, Gesprächspartner zusammenzuführen und Alternativlösungen ins Spiel zu bringen. Denkbar wäre auch ein früherer Auszug der Deutschen Bank in die bisher von der Commerzbank genutzten Räume an der Bahnhofstraße, findet Ott. Er spricht von einer „langen Leidensgeschichte“ der Porzer Mitte und wünscht sich, dass die Stadt in die Verantwortung einsteigt und das Projekt rettet. „Der Erfolg der schon so lange andauernden Sanierungspläne kann doch nicht an vergleichsweise überschaubaren Kosten für einen möglichen früheren Auszug der Deutschen Bank scheitern.“
Mahnung an die Stadt
Auch CDU-Ratsfrau Anne Henk-Hollstein bemüht sich um eine Vermittlung. Sie stehe deshalb unter anderem in Kontakt mit der Leiterin des Stadtplanungsamtes. Von dort war auf Anfrage dieser Zeitung mit Hinweis auf die Dringlichkeit bisher keine Problemlösungsabsicht zu erkennen. Das Presseamt verwies nach Rücksprache mit dem Stadtplanungs- und Baudezernat auf eine Zuständigkeit der Städtebauförderungsgesellschaft „moderne stadt“. Die ist nach Mitteilung einer Sprecherin aber „kein Akteur in den Entwicklungen rund um Haus 3“ , das die Aachener Siedlungsgesellschaft realisiert.
Jochen Ott mahnt die Stadt zu verantwortungsvollem Umgang mit dem für Porz so bedeutsamen Gesamtbauprojekt. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, „dass der Stadtspitze jede Radspur an den Kölner Ringen wichtiger ist als ein lebenswerter Mittelpunkt für die gesamte Porzer Bevölkerung“.