Monika Drews hat sich mit Haut und Haaren dem Metier verschrieben und Generationen von Kunden zu bewusstem Genuss verholfen.
Keine Nachfolge gefundenWeinlädchen in Grengel schließt nach 36 Jahren
Das war ein herrliches Gefühl, als Monika Drews an Silvester 1987 in ihrem Eiler Geschäft vor komplett leergekauften Weinregalen stand und wusste: „Das ist mir richtig gut gelungen.“ Erst zwei Monate zuvor hatte die junge Frau das Weinlädchen an der Frankfurter Straße von zwei Inhaberinnen, die sich zur Ruhe setzen wollten, übernommen und sich rasch einen guten Namen gemacht.
Die Regale wurden schnell nachgefüllt, der Verkauf lief und lief, Weinbegeisterte schätzten die Auswahl und die persönlich-herzliche Beratung. Jetzt, nach zwei Umzügen und 36 Jahren erfolgreicher Wein-Laufbahn, steht Monika Drews erneut vor (fast) leeren Regalen. Diesmal sollen sie aber nicht wieder aufgefüllt werden, denn der beliebte Weinladen am Akazienweg 17 schließt Ende Juli. Drews geht in den Ruhestand und konnte trotz erheblicher Anstrengung niemanden zur Nachfolge finden.
Weinladen in Köln-Grengel war mehr als ein Verkaufsraum
Seit die Weinhändlerin das nahende Ende weinkundiger Zeiten angekündigt hat, reißen die Abschiedsbesuche nicht ab. Stammkunden, die zu Freunden geworden sind, besuchen Drews mit bedauernden Worten und kleinen Dankeschön-Gaben. Das lange Zeit so verführerisch bestückte Ladenlokal in Grengel war ja nicht nur ein Verkaufsraum. Hier wurde probiert, verglichen, erzählt, verweilt.
Mal gab es Kunstausstellungen, mal Modenschauen oder eine Wein-Krimi-Lesung. Das Geschäft bot Dekoratives rund um den gedeckten Tisch, zahlreiche Wein-Accessoires sowie eine Auswahl an Köstlichkeiten zum Kochen und zum Essen. Dem Wein, weiteren erlesenen Getränken und den Leckereien gemeinsam war, dass Drews mit den Erzeugern in persönlichem Kontakt stand und sich selbst von der Qualität sämtlicher Produkte überzeugt hatte.
Monika Drews reiste zu Winzern und besuchte Schulungen
„Bei Geschäftsübernahme als junge Frau hatte ich den Wunsch, mich dem Thema ganz und gar zu widmen“, sagt die Fachfrau, die ursprünglich Antiquitätenhändlerin werden wollte. „Viel über Wein zu wissen erforderte lernen, lernen, lernen“, erinnert sie sich. Im In- und Ausland besuchte sie Winzer, ließ sich von Wein-Fachleuten ausbilden, absolvierte Schulungen und erwarb ein großes Wissen. Die praktische Umsetzung dieser Expertise dürfte ein Schlüssel zum Erfolg gewesen sein.
Weil die Geschmacksentwicklung etwas ganz Individuelles ist, ging ihren Weinratschlägen meist eine Fragestunde voraus. „Um das Richtige zu treffen oder auf Grundlage der Erfahrungen etwas Neues empfehlen zu können, muss ich viel Persönliches über die jeweiligen Gäste wissen und natürlich viel über die Besonderheiten von Weine, die zu genau diesen Vorlieben passen könnten“, sagt sie.
Großer Teil der Lagerbestände vom Weinladen in Grengel ist schon verkauft
Auch sei es ein großer Unterschied, ob sie Wein-erfahrene Genießer berate oder Menschen, die an die mitunter gewaltigen Unterschiede zwischen Mainstream-Weinen aus dem Supermarkt und erlesenen Tropfen erst behutsam herangeführt werden sollten.
Ihre Entdeckungsreisen zu Weingütern in prominenten und abgelegenen Anbaugebieten Europas, Südamerikas und Südafrika hat Monika Drews ebenso genossen wie die Arbeit im Geschäft, bei der sie in den 36 Jahren der Reihe nach zwei Mitarbeiterinnen-Teams zur Seite hatte. „Einfach alles hat mir Freude gemacht“, resümiert sie.
Ein großer Teil der Lagerbestände ist schon verkauft oder reserviert, Teile der Einrichtung und Deko hat sie an wohltätige Organisationen und Kindergärten verschenkt, manches haben sich Freunde und Familie erbeten. So kann die Erinnerung weiterleben. Damit die über Jahrzehnte aufgebauten Wein-Kontakte nicht verloren gehen, gibt die Weinhändlerin auf Wunsch ihrer Kundschaft die Adressen von Weingütern und weiteren Produzenten weiter.
Von den herzlichen Geschäftsbeziehungen sollen die Privatkunden und Gastronomen weiter profitieren können. Ihre treuen Mitarbeiterinnen und die Stammkundschaft hat sie vor der Schließung noch einmal bewirtet, die einen mit einem Menü rund um den Wein, die anderen mit einer Champagner-Einladung.
Wenn sie Ende Juli auszieht, will Monika Drews zufrieden zurückschauen und gespannt nach vorn. Der Liebe zum bewussten Genuss bleibt sie treu und ist sicher: „Nach dem Ende kommt etwas Neues“.