Veedels-CheckIn Elsdorf ziehen die Bürger an einem Strang
Supermarkt, Bäckerei oder Frisör, das alles sucht man in Elsdorf vergebens. Und doch sind etliche Menschen im Veedel deswegen nicht unzufrieden. „Wenn wir was brauchen, dann gehen wir zu meiner Tante“, sagt Konrad Klein. Franziska Zimmermann ist eine Institution. Schließlich betreibt sie seit Jahrzehnten einen Tante-Emma-Laden an der Hermann-Löns-Straße.
In dem ist nicht nur der Vorsitzende des Ortsrings Urbach/Elsdorf Stammgast, sondern auch ein Welt- und Europameister. Bernd Cullmann wohnt seit 47 Jahren im Veedel. Nach der Hochzeit ist er nach Elsdorf gezogen. Der Weg war nicht all zu weit. „Früher habe ich in Urbach gewohnt“, so der ehemalige FC-Kicker.
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Die Grenze zwischen den beiden Stadtteilen ist heute fast fließend. Früher sei sie deutlicher gewesen, sagt Cullmann. Da habe es noch nicht so eine dichte Bebauung an der Friedensstraße und Frankfurter Straße gegeben. Heute sieht es anders aus. Aber trotz der räumlichen Nähe gibt es eine klare Trennung. „Der Elsdorfer an sich versteht sich eben in erster Linie auch als Elsdorfer“, sagt Cullmann, der 1974 Fußballweltmeister und 1980 Europameister geworden ist. Das meint er nicht böse, aber das Veedel habe eben einen besonderen Charakter. Das zeige sich besonders in der Dorfgemeinschaft.
Die ist es auch, die Konrad Klein mit als erstes anführt, wenn er von seinem Heimatstadtteil spricht. „Egal, ob Alt oder Jung, hier arbeiten alle zusammen und ziehen an einem Strang.“ Dies sehe man immer wieder bei den Veranstaltungen, die es im Veedel gebe. Ob Maibaumaufstellen, Bänke reparieren oder Seifenkistenrennen – alle packen mit an. Der Spruch, dass man sich kenne und helfe, sei in Elsdorf keine Floskel. Als Beispiel nennt Klein den ehemaligen Landwirt Willi Hohnrath. Er stellt beispielsweise den Karnevalisten der Fidelen Elsdorfer seine Tenne für den alljährlichen Bau des „Zochwagens“ zur Verfügung, der, mit selbst gemachten Papierblüten dekoriert, immer wieder in der Kategorie „Schönster Wagen“ beim Porzer Rosensonntagszoch den ersten Platz belegt.
„Ich glaube, so eine Dorfgemeinschaft sieht man anderswo selten“, sagt der 57-Jährige. Er ist allerdings auch der Meinung: „Ich kann nicht aufs Dorf ziehen und an der Gemeinschaft nicht teilhaben, dann kann ich auch in der Stadt bleiben.“ Da verwundert es nicht, wenn Klein den Dorfplatz als seinen Lieblingsort im Veedel bezeichnet.
Landwirtschaftlich geprägt
Letzterem ist seine Familie seit Generationen verbunden. Klein spricht in dem Zusammenhang von seiner Ur-Ur-Ur-Oma. Das Veedel selbst sei immer landwirtschaftlich geprägt gewesen. Noch heute ist Elsdorf von Ackerflächen umgeben. Somit kann die Dorfgemeinschaft auch immer wieder auf Maschinenkraft bei ihren Veranstaltungen zurückgreifen: „Ich weiß gar nicht, wie andere Veedel ohne Traktor auskommen“, sagt Konrad Klein lächelnd.
Eines der bekanntesten Gebäude in Elsdorf ist das „Heiligenhäuschen“, das älteste bestehende ist das Fachwerkhaus des 1789 erbauten adligen Landgutes „Bergerhof“. Bis in diese Zeit galt Elsdorf als Weiler, eine Wohnsiedlung, bestehend aus wenigen Gebäuden. Doch auch Elsdorf ist mit den Jahren gewachsen. Neben dem alten Ortskern westlich der Bundesstraße 8 entstand ein neues Wohngebiet östlich der B 8. Das wiederum ist von einem meterhohen Lärmschutzwall entlang der Frankfurter Straße vom alten Ortskern abgegrenzt. Vielleicht sei das auch ein Grund, weswegen sich aus diesem Teil von Elsdorf weniger Leute an den Veranstaltungen beteiligen, mutmaßt Klein. Dabei sei der Elsdorfer offen gegenüber Neuem. „Na gut, vielleicht machen wir nicht immer den ersten Schritt. Aber wenn man auf uns zukommt, wird man mit offenen Armen empfangen.“
So hat es auch Bernd Cullmann erlebt, der sich seit fast fünf Dekaden im Veedel pudelwohl fühlt. „Mir fehlt es hier an nichts“, sagt er. Das hat sich in seiner Familie rumgesprochen. Sohnemann Carsten, der ebenfalls beim FC gespielt hat, hat es seinem Vater gleich getan und auch in Elsdorf gebaut.
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