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Trauer um Elsdorfer OriginalFranziska Zimmermann mit 80 Jahren verstorben

Lesezeit 4 Minuten
Eine ältere Dame mit Brille steht hinter einer Ladentheke, hinter ihr sind Regale mit Kaffee, Tee und anderen Lebensmitteln zu sehen, eine altmodische Waage steht neben.

Franziska Zimmermann in ihrem Laden in Porz-Elsdorf

Franziska Zimmermann, die mit ihrem Tante-Emma-Laden Generationen von Elsdorfern versorgte, ist mit 80 Jahren gestorben.

Die freundliche ältere Geschäftsfrau, bei der die Kinder des Dorfes einkaufen lernten, die halb Elsdorf über Jahrzehnte mit Dingen des täglichen Gebrauchs versorgte, die morgens mit dem alten Klapprad Brötchen für Stammkunden ausfuhr. Das war Franziska Zimmermann. Die unerschrockene Rennsportfreundin, die bei Motorsportlern weit über Köln und selbst über deutsche Grenzen hinaus einen Ruf wie Donnerhall hatte.

Auf einem Schwarz-Weiß-Bild ist eine junge Frau mit Käppi zu sehen, vor ihr kniet ein Mann mit Helm hinter einem Motorrad mit der Startnummer 247.

Schon in den 1960ern betreute Zimmermann Motorsportler bei ihren Rennen.

Die als Betreuerin bei bedeutenden Veranstaltungen wie dem Internationalen Sechs-Tage-Rennen nicht wegzudenken war und die persönlich zu kennen sich Motorsport-Legenden wie Helmut Dähne zur Ehre anrechneten. Auch das war Franziska Zimmermann. Sie war ein echtes Elsdorfer Original und viele Menschen vermissen Franziska Zimmermann, die 80-jährig nach schwerer Krankheit gestorben ist.

Denn solche wie sie gibt es kaum noch – Frauen, die im Berufsleben die Erinnerung an die Tante-Emma-Läden von einst wachhalten und die zugleich zu einer Zeit, als das beim weiblichen Geschlecht höchst ungewöhnlich war, Interesse und Engagement für den Motorsport zeigten. „Eine Institution ist von uns gegangen“ , hieß es bei der Beerdigung. Sowohl der Motorsportclub (MSC) Porz als auch die Elsdorfer Dorfgemeinschaft bezeichneten Franziska Zimmermann als „unsere Seele“ und trauern um sie als einen unersetzlichen, besonderen Menschen.

Konserven, Käse und Backwaren

Franziska Zimmermann hatte das kleine Lebensmittel-Geschäft an der Hermann-Löns-Straße, das sie bis kurz vor ihrem Tod führte, von ihrer Mutter übernommen. Sie führte es so, wie man es eigentlich nur noch aus alten Filmen oder den Erzählungen von Großeltern kennt. Ordentlich gestapelte Konservenbüchsen, frische Backwaren, handgeschnittene Wurst, selbst importierter Bergkäse, ein bisschen von allem, was der Mensch täglich braucht und erstaunlich viele Dinge, die man in einem so winzigen Lädchen kaum vermutet hätte.

Franziska Zimmermann hatte fast alles und war froh, wenn ihre Kundinnen und Kunden zufrieden waren. Das galt für die Kinder, die in Elsdorf über Generationen von den Eltern mit einem Einkaufszettel und ein bisschen Kleingeld in den Laden geschickt wurden, um das Einkaufen zu üben. Das kam den Bedürfnissen der Menschen entgegen, die täglich kamen und nicht nur ihre Einkäufe erledigten, sondern sich mit anderen Kunden auch über das Neueste aus dem Dorf und der Welt austauschten.

Es kamen aber auch Elsdorfer, die etwas kaufen wollten, aber gerade kein Geld dabei hatten. Bei Franziska Zimmermann konnten sie noch anschreiben lassen. Ihr Laden wirkte schon lange etwas aus der Zeit gefallen, war aber gerade deswegen so anheimelnd. Nur nahmen das in den letzten Jahren immer weniger Kunden wahr. Die treue alte Kundschaft starb aus, etliche jüngere Leute wählten Supermärkte statt des kleinen Lädchens zum Einkaufen.

Die Versorgerin des Dorfes

Der Charme des winzigen Verkaufsraumes mit dem brummenden Linde-Kühlschrank und der historischen Bizerba-Waage auf der Theke erschloss sich ihnen nicht mehr. Doch Franziska Zimmermann hielt die Stellung und sah ihre Aufgabe dauerhaft darin, Versorgerin des Dorfes zu sein. Reines Gewinnstreben lag ihr fern. Ähnlich unerschütterlich war ihre Treue zum MSC Porz. Sie betreute schon als Twen bei Motorsportwettbewerben ihren Bruder Max, ehe sie 1967 selbst Mitglied und schnell unentbehrlich wurde.

Wenn man den alten Lommerzheim als Original-Typus der kölschen Kneipe bezeichnet, verdient Franziska Zimmermanns Geschäft dieselbe Würdigung als kölscher Laden
Stephan Demmer, Festausschuss Porzer Karneval

Als Betreuerin der Porzer Aktiven und weiterer Sportler bei internationalen Veranstaltungen war sie bekannt und über Jahrzehnte so hochgeachtet, dass sie noch vor wenigen Jahren bei einem hochkarätigen Enduro-Treffen in Düsseldorf fast mehr Aufmerksamkeit bekam als manch erfahrener Rennsportler. Selbst als ihr Leben sich dem Ende zuneigte, dachte Franziska Zimmermann an ihre selbst gewählte Verantwortung. Noch vom Krankenhaus-Bett aus organisierte sie, dass die regelmäßigen Tageszeitungskäufer ihr Exemplar allmorgendlich auf den Stufen des schon geschlossenen Geschäfts vorfanden und das Geld in ein Behältnis werfen konnten.

Dem sozialen Wesen der Verstorbenen haben ihr Bruder Max und Angehörige nach ihrem Tod Rechnung getragen. An dem traurigen Tag, als der kleine Laden ausgeräumt werden musste, ließ die Familie alle Lebensmittel aus dieser Elsdorfer Institution der „Tafel“ zukommen, als letzten Gruß. „Wenn man den alten Lommerzheim als Original-Typus der kölschen Kneipe bezeichnet, verdient Franziska Zimmermanns kleines Geschäft dieselbe Würdigung als kölscher Laden“, sagt Stephan Demmer, Präsident des Festausschusses Porzer Karneval und jahrzehntelanger Nachbar in Elsdorf. „Die Erinnerung an unser Original, unsere Franziska, die für unseren Ort der Mittelpunkt war, macht uns traurig“, sagt er. „Aber wir sind auch stolz, dass wir sie erleben durften.“