Theo Pagel engagiert sich für die Pflege verletzter Greifvögel und Eulen auf Gut Leidenhausen und wirbt um Unterstützung für den Naturschutz.
Einsatz für PatenschaftKölner Zoodirektor Pagel übernimmt Leitung der Greifvogelschutzstation
Es ist kein bisschen unverschämt, wenn Besucher auf Gut Leidenhausen gefragt werden: Haben Sie schon einen Vogel? Die Frage ist vielmehr eine Bitte um Patenschaft für einen Greifvogel oder eine Eule und damit um Unterstützung für die Greifvogelschutzstation.
Der Kölner Zoodirektor Theo Pagel will für diese Paten-Aufgabe künftig noch weit mehr Menschen gewinnen, hat er doch seit einigen Monaten Verantwortung für die gefiederten Pfleglinge in Leidenhausen. Pagel übernahm auf Bitten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln (SDW) als Trägerin der Einrichtung die Leitung der Schutzstation, nachdem sich die langjährige Chefin Dagmar Schroeter beruflich verändert hatte.
Neue Leitung und Paten gesucht für Vogelschutzstation
Die Erfahrung des Zoologie-Professors soll der Gesundung von jährlich je etwa 60 kranken gefiederten Pfleglingen zugutekommen. Pagels Ruf in der Welt des Naturschutzes dürfte zudem mehr Aufmerksamkeit auf die Schutzstation lenken und dabei helfen, Unterstützer zu gewinnen. Schon ab 80 Euro Jahresbeitrag als Pate kann man hier „einen Vogel bekommen“.
1967, zu Zeit des auf dem Leidenhausen lebenden Forstdirektors Heribert Aden gegründet, war die Schutzstation deutschlandweit einer der ersten Orte, wo kranke Greifvögel und Eulen gesund gepflegt werden. Seit 1994 ist die SDW Trägerin der Einrichtung. Ziel ist seit jeher, die Vögel nach der Gesundung wieder in die Freiheit zu entlassen.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten der Vogelschutzstation
Erhebliche Auflagen und neue behördliche Vorgaben für den Betrieb solcher Einrichtungen haben die SDW zuletzt vor Herausforderungen gestellt. So sind die Seuchenschutzbestimmungen mittlerweile so strikt, dass die Schutzstation nach einem Vogelgrippe-Befund vor zweieinhalb Jahren auf lange Zeit in Quarantäne gehen musste. Ein krank eingelieferter Habicht, der wenig später starb, hatte die ansteckende Krankheit mitgebracht, das Veterinäramt verhängte einen Aufnahmestopp, bis diverse aufwändige Vorkehrungen zur Isolierung oder Desinfektion abgeschlossen waren.
Die SDW Köln als Betreiberin habe viel in die Neuaufstellung investiert, sagt deren Geschäftsführer Joachim Bauer. Eine fachlich vorbildliche Leitung durch Theo Pagel sichere die Zukunft.
„Ich kenne und schätze die Greifvogelschutzstation seit langem, deswegen musste ich nicht sehr lange überlegen, als der Vorstand der Schutzgemeinschaft mich ansprach“, sagt Theo Pagel und fügt augenzwinkernd hinzu: „Joachim Bauer hat mich auch damit geködert, dass ich, wenn ich in zwei Jahren in Pension gehe, dort weiter Zoodirektor sein könne“. Die Zoogenehmigung für die Station ist nämlich beantragt.
Pagels Engagement für Greifvogelschutz und fachliche Expertise
Was den im Umwelt- und Artenschutz engagierten Zoologen aber wirklich gereizt hat, ist die Möglichkeit, qualifizierte Arbeit für den Schutz heimischer Greifvögel und Eulen zu leisten und ein großes Publikum dafür interessieren zu können. Dafür arbeitet Pagel als fachlicher Leiter der Station mit Revierförster Jörn Anlauf als technischem Leiter zusammen. Das Tierpflegeteam mit Anne Flenskov, Thorsten Winkler und Steffi Bork betreut die gefiederten Patienten. Eine tatkräftige Schar von Ehrenamtlern übernimmt weitere Aufgaben.
Pagel legt großen Wert auf fachlichen Sachverstand in der Arbeit mit Tieren. So übte das Pflege-Team zuletzt bei einer Schulung mit einem Falkner, wie man einem verletzten Greifvogel einen Verband anlegt. Die Arbeit der Tierpfleger sei nicht immer leicht, sagt Theo Pagel. Sie müssten auch damit fertig werden, dass manche Vögel zu schwer verletzt für ein Leben in Freiheit seien und getötet werden müssten. Professioneller Abstand zu den Tieren ist wichtig. Die Pfleglinge werden separiert gehalten, um wenig von den weiteren Patienten mitzubekommen und sich nicht an menschliche Zuwendung zu gewöhnen.
Lebenslange Pflege für nicht mehr jagdfähige Greifvögel und Eulen
Sichtbar sind dagegen die Dauergäste, also Greifvögel und Eulen, die nie mehr allein jagen können. Sie werden in Schau-Volieren gehalten. 30.000 Gäste im Jahr bestaunen die Tiere und lassen sich bei Führungen informieren.
Mit ansprechender Information will Pagel um mehr Aufmerksamkeit für die fliegenden Jäger werben. Tatsächlich gibt es in Köln Wander- und Turmfalken, Mäusebussards, Habichte, Rote Milane, Sperber, Uhus, Schleiereulen, Käuze und viele weitere Arten.
Glasscheiben, Windräder, Stromleitungen oder Hallen, in die sie sich verfliegen können, würden manchen zum Verhängnis. Doch sei nicht jedes am Boden aufgefundene Jungtier ein Fall für die Tierrettung, betont der Zoodirektor. Die Jungen würden auch unten von ihren Eltern versorgt.
Ehe ein womöglich kranker Greifvogel eingefangen werde, sollten Tierfreunde mit der Schutzstation Kontakt aufnehmen. Die Schutzstation als Lernort für Waldschul-Kinder will Pagel zudem in die Politik tragen und die Stadt zur Übernahme weiterer Kosten bewegen.
Die Schutzstation auf Gut Leidenhausen ist vom 1. November bis 3. Advent Sonn- und feiertags von 12 bis 16 Uhr geöffnet, danach bis Ende Januar geschlossen, der Eintritt ist frei. Führungen können per Mail angefragt werden. Post@greifvogelstation-koeln.de