Pilotprojekt in KölnTägliche Tests statt Quarantäne an Kölner Schulen
Köln – Die vierte Corona-Infektionswelle schwappt derzeit spürbar durch Stadt und Land, vor allem Kinder und Jugendliche gehören zu den Betroffenen. Stadtweit befinden sich 4702 Kontaktpersonen in Quarantäne – trifft es Kinder, sind oft ganze Familien lahm gelegt. Die Stadt will das jetzt ändern. Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
Stadt will weniger Schüler in Quarantäne schicken
Gemeinsam mit der Uniklinik und dem Land plant die Stadt ein Pilotprojekt an Schulen. Wird ein Kind positiv auf das Coronavirus getestet, sollen künftig nicht mehr automatisch die Sitznachbarn oder größere Teile der Klasse in Quarantäne geschickt werden. Stattdessen strebt das Gesundheitsamt tägliche Tests der Kontaktpersonen an – solange sie negativ getestet werden, dürfen sie weiter die Schule besuchen. Auch das Robert-Koch-Institut hat die Stadt bereits über ihr Vorhaben informiert.
Viele Kinder infiziert, kaum schwere Fälle
Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen in der Stadt ist derzeit etwa dreifach so hoch wie das gesamte Infektionsgeschehen. Die Gruppe der sechs bis zehn Jahre alten Kinder erreicht eine Inzidenzzahl von 438,8 (Zahl der Neuinfektionen in einer Woche pro 100 000 Einwohner). Auch die elf- bis 18-Jährigen liegen mit 431,7 deutlich über dem Durchschnitt. Weniger stark betroffen sind die Kinder, die jünger als fünf Jahre alt sind, hier liegt die Inzidenz bei 131,4. „Bislang ist uns nur ein Fall bekannt, in dem ein Kind klinisch behandelt werden musste. Die Krankheitsverläufe sind derzeit zum Glückwenig auffällig“, stellt Dr. Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts, fest.
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Impfdurchbruch bei vier Prozent – Zufallsfunde
In Köln sind 65 Prozent der Menschen inzwischen vollständig geimpft, die Erstimpfung haben 68,9 Prozent erhalten. Doch auch der komplette Impfschutz schützt nicht immer vor einer Corona-Infektion, etwa vier Prozent der Menschen sind bislang dennoch positiv getestet worden. Dabei handelt es sich jedoch oft um Zufallstestungen, denn kaum einer der Geimpften zeigt Krankheitssymptome. „Manchmal fällt eine Infektion nur auf, weil jemand mit gebrochenem Bein ins Krankenhaus kommt und routinemäßig getestet wird“, sagt Nießen. In den Kliniken der Stadt werden derzeit 122 Covid-Patienten behandelt, davon 37 auf den Intensivstationen. „Von schweren Verläufen sind insbesondere nicht geimpfte junge Erwachsene betroffen“, weiß Nießen.
Stationäre Impfstellen in Schulen geplant
Etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren sind bereits gegen das Coronavirus geimpft. Künftig will die Stadt in Schulen Impfungen anbieten. Dies hat die Kölner Impfkonferenz am Freitag auf den Weg gebracht. „Vorstellbar ist es, dass an mehreren Schule ein zentrales Impfangebot geschaffen wird und dies dann auch von den Kindern und Jugendlichen der Nachbarschulen genutzt werden kann“, erklärt Gesundheitsamtsleiter Nießen. Anfang September werden bereits Impfungen an einem Gymnasium im Rechtsrheinischen stattfinden.
Stadt präferiert 2G-Lösung bei Veranstaltungen
Anfang Oktober sollen in der Lanxess-Arena wieder Konzerte stattfinden. Aber mit wie vielen Besuchern? Beim Eishockey darf die Halle halb gefüllt werden. Und sonst? „Wir schauen, was möglich ist und befinden uns in enger Abstimmung mit dem Land“, sagt Nießen. Auch mehr als 9000 Zuschauer seien bei Konzerten denkbar. Er plädiert bei Veranstaltungen für eine 2G-Lösung, also den Zutritt für Geimpfte oder Genesene.
Nachverfolgung zunehmend schwierig
Mit Beginn der kommenden Woche wird das Gesundheitsamt sein Personal zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen mit Corona-Infizierten verdoppeln. Statt 15 werden sich dann 30 Menschen hiermit beschäftigen. Tritt ein positiver Fall auf, will die Stadt alle Kontaktpersonen innerhalb von 24 Stunden erreichen. Vor allem an Schulen soll das künftig schneller gelingen.