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Laden auf der EhrenstraßeIm „Pick & Weight“ gibt es gebrauchte Kleidung zum Kilopreis

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Kleidungskauf nach Kilopreis – die Idee kommt gut an in Köln. „Die Kunden überrennen uns“, sagt Lene Vasella vom neuen Second-Hand-Laden auf der Ehrenstraße, dessen Name Programm ist: „Pick & Weight“ oder kurz „Picknweight“ nennt sich das Geschäft im Ecklokal, zu Deutsch: aussuchen und abwiegen.

In diesem Second-Hand-Laden bezahlen die Kunden nach Kilopreisen. Auf 400 Quadratmetern arbeiten fünf Mitarbeiter für ein neues Einkaufserlebnis: Bis auf eine eigene Kollektion, die aus Upcycling-Stücken besteht – also aufgewerteten älteren Teilen – werden alle Kleidungsstücke gewogen, wie Sprecher Cosmo Knudsen erklärt.

So wie die knallbunte Bluse, die Lene Vasella jetzt in den Wiegekorb legt. Sie drückt den blauen Knopf – entsprechend dem blauen Anhänger der Bluse – und liest den Preis in der Anzeige: 13,43 Euro kostet das Stück – das Kilo gäbe es für 85 Euro.

Unterschiedliche Preiskategorien vorgegeben

Die Ware ist mit verschiedenfarbigen Etiketten gekennzeichnet, die unterschiedliche Preiskategorien vorgeben. Auf Probewaagen können Kunden ihre ausgesuchten Teile vorwiegen, um zu sehen, wie viel sie tatsächlich bezahlen müssten. „Genauso, als würden sie im Supermarkt Obst und Gemüse abwiegen“, sagt Knudsen, der überzeugt ist, dass die Kunden gegenüber einem üblichen Festpreis oft ein paar Euro sparen. Accessoires werden übrigens nach einem festgelegten Preis angeboten.

Das Konzept entwickelte Leila Mesgarzadeh vor drei Jahren. Sie wollte hochwertige und einzigartige Kleidung mit einer besonderen Idee dahinter anbieten. So entstand der Vorstoß des Kilopreises für Mäntel, Kostüme, Hosen oder Kleider. „Im Zeitalter des digitalen Warenkorbs wollen wir ein Zeichen setzen und Vintage-Shopping zum Erlebnis werden lassen, indem wir uns vom bekannten Secondhandmarkt-Image verabschieden“, so Mesgarzadeh. Für sie ist der Vintage-Stil mehr als nur eine Mode. Es sei ein Lebensgefühl, das sich in ihren Läden in Berlin, Hamburg und München widerspiegelt.

Doch funktioniert das Konzept auch in Köln auf der Ehrenstraße? Es sieht so aus. Schlangen an der Kasse mit bis zu einer Stunde Wartezeit gab es bei der Eröffnung am Samstag, „und keiner war schlecht gelaunt“, sagt Lene Vasella, die als erfahrene Kraft aus der Berliner Filiale bei der Kölner Eröffnung hilft. So voll ist es am Dienstag nicht mehr. Aber die Kunden drängen sich zwischen dichtbehängten Kleiderstangen aneinander vorbei, stöbern in Reihen von schwarzen Lederröcken, probieren Pelze an oder greifen zu amerikanischen College-Jacken, die in Trauben von der Decke hängen.

21 Euro für eine dünne Windjacke

Alex und Kevin zumindest sind mit ihrem Einkauf zufrieden. „Es gibt eine große Auswahl und viel zu sehen“, sagt der 19-jährige Alex, der sich aus den langen Reihen von dicht behängten Kleiderständern eine Windjacke ausgesucht hat: „21 Euro habe ich dafür bezahlt, das ist ein ziemlich guter Preis.“

Er ist zum ersten Mal in einem Second-Hand-Laden. Sein Freund Kevin (18) kauft öfter Gebrauchtes. Doch nach Gewicht hat er noch nie gezahlt: „Da hängen sonst Preisschilder dran.“ Er glaubt nicht, dass er hier billiger wegkommt als woanders, aber mit den 14 Euro, die er für seine Jeansweste gezahlt hat, ist er einverstanden. Er meint: „Es ist etwas Neues hier – weder besser noch schlechter als andere Second-Hand-Läden“.