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Parkplätze in KölnWohnmobile im Veedel sorgen für Ärger

Lesezeit 4 Minuten
Ein Wohnmobil auf der Vorgebirgsstraße.

Ein Wohnmobil auf der Vorgebirgsstraße.

An vielen Stellen in Köln sorgen öffentlich geparkte Wohnmobile für Ärger. Die Stadt verweist auf die Straßenverkehrsordnung, der ADAC Nordrhein rät zu gegenseitiger Rücksichtnahme.

Dieser Tage ist die Lage entspannt. Es sind Herbstferien und viele Wohnmobil-Besitzer nutzen die Zeit, um zu reisen. Aber manche Anwohner fürchten bereits die Rückkehr der Riesen. Denn in zahlreichen Wohnvierteln sorgen abgestellte Wohnmobile zunehmend für Ärger. Zum einen belegen sie den in vielen innerstädtischen Veedeln eh schon knappen Parkraum, zum anderen versperren sie häufig die Sicht für Fußgänger oder verengen die Straßenbreite für die anderen Verkehrsteilnehmer.

„Parkplätze für Wohnmobile sind Mangelware“, bestätigt Thomas Müther, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) Nordrhein. Dies sei nicht nur in Köln, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten problematisch. „Immer mehr Fahrzeuge werden deshalb außerhalb der Urlaubszeit monatelang in Wohngebieten abgestellt. Das sorgt häufig für Unmut bei Anwohnern, die ihrerseits auf der Suche nach einem Parkplatz sind.“ Und es werden immer mehr. Die Corona-Pandemie hatte ab 2020 einen Boom in der Camping-Szene befeuert. Zwischen den Jahren 2019 und 2021 ist die Zahl der Wohnmobile in Köln laut Stadt von 5742 auf 7705 gestiegen. Stand 22. August 2024 seien in Köln 9449 Wohnmobile zugelassen gewesen. Dass das Interesse abflaue und sich das Parkproblem in den nächsten Jahren von selbst löse, sieht Müther nicht: „Wir sind weit davon entfernt, dass das abebbt.“

Keine zeitliche Begrenzung

Die Stadt verweist auf die Straßenverkehrsordnung: „Der Gesetzgeber trifft keine besonderen Einschränkungen bezüglich des Parkens mit Wohnmobilen auf öffentlichen Parkflächen.“ Es ist somit rechtens, wenn nicht laut Straßenverkehrsordnung oder durch entsprechende Schilder wie „Nur Pkw“ ausdrücklich verboten. Andere Regeln gelten beispielsweise für Wohnwagen. Abgekoppelte Anhänger müssen nach zwei Wochen umgeparkt werden. Für korrekt abgestellte Wohnmobile hingegen gibt es keine zeitliche Begrenzung. Wie bei Autos auch sollten Besitzer aber alle paar Tage nachsehen, ob beispielsweise mobile Halteverbotsschilder in der Zwischenzeit aufgestellt worden seien, um zu verhindern, dass sie abgeschleppt werden, rät der ADAC.

Ein Wohnmobil am Volksgarten.

Ein Wohnmobil am Volksgarten.

Zuletzt hatte die Stadt Vorschläge aus Bezirksvertretungen für andere Regeln abgelehnt: „Die Beschränkung von Parkflächen auf das reine Pkw-Parken bringt erfahrungsgemäß einen Verdrängungsprozess in andere umliegende Bereiche und Wohngebiete mit sich. Die Stadtverwaltung sieht daher in der reinen Beschränkung durch Ausweisung auf ,Pkw-Stellplätze' keine Lösung der Nutzungsansprüche an den öffentlichen Parkraum. Zumal durch eine derartige Beschilderung auch Transporter wie Handwerkerfahrzeuge von der Nutzung ausgenommen wären.“ Allerdings hat die Stadt Köln jüngst die Anforderungen an Bewohnerparkausweise angepasst: Fahrzeuge dürfen die maximale Länge von 5,6 Metern nicht überschreiten, was größere Wohnmobile ausschließt. Für kleinere Wohnmobile können zudem nur Bewohnerparkausweise ausgestellt werden, wenn dem Haushalt kein anderes Fahrzeug zur Verfügung steht.

Ärger unter Nachbarn

„Es ist sehr schwer mit dem Wohnmobil in der Stadt zu parken“, erzählt eine Anwohnerin des Rathenauplatzes. Sie und ihre Familie sind gerne in den Ferien mit dem Wohnmobil unterwegs, parken es ansonsten auch mal in der Nähe ihrer Wohnung. Da habe es auch schon Beschwerden von Nachbarn gegeben, obwohl das Wohnmobil ordnungsgemäß geparkt war. Um das zu vermeiden, stellen sie es für längere Phasen gerne bei Verwandten im Bergischen ab. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Nachbarn hätten sie schon beim Ordnungsamt gemeldet, auch wenn dieses bei korrekt geparkten Wohnmobilen natürlich nicht tätig werden könne. Ähnliches berichten auch andere Wohnmobil-Besitzer. „Wir achten darauf, dass wir nicht direkt vor Häusereingängen oder Fenstern parken, um niemanden zu verärgern“, erzählt eine Familie aus Rodenkirchen. Aber es sei nun mal auch schwierig, überhaupt einen Parkplatz zu bekommen. Stattdessen irgendwo einen Privatparkplatz anzumieten, gestaltet sich gar nicht so leicht, kostet meist und dann liegt dieser häufig im Kölner Umland.

„Auch wenn die Rechtslage oft eindeutig ist, plädieren wir als ADAC Nordrhein für gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Müther. Ein klärendes Gespräch zwischen Nachbarn oder mit den Anwohnern vor Ort sei im Konfliktfall häufig das Vernünftigste. Insbesondere die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer müsse im Blick behalten werden, so Müther: „Selbst korrekt abgestellte Wohnmobile können beispielsweise Kindern auf dem Schulweg die Sicht nehmen.“ Wer jetzt darüber nachdenkt, sich ein Wohnmobil neu anzuschaffen, dem rät der ADAC aber, sich zuerst um einen geeigneten Stellplatz zu kümmern und dann im zweiten Schritt erst das passende Wohnmobil zu kaufen.