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Ostermann-WerkeDenkfabrik statt Schiffsschrauben

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Die Außenmauern und die Betonkonstruktion der Ostermannhalle werden in die Nachnutzung einbezogen. (Foto: Brühl)

Köln – Sie ist ein Relikt des Industriezeitalters: die alte Gießereihalle der ehemaligen Firma Ostermann Metallwerke in Ehrenfeld. Seit über zwanzig Jahren wartet die Halle, in der einst die größten Schiffspropeller Deutschlands gegossen wurden, auf eine Nachnutzung. Das Kölner Architekturbüro Gruhl & Partner entwickelt sie nun zu einem Bürokomplex. Eine entsprechende Baugenehmigung sei erteilt worden, da die Nutzung gut in die Umgebung des Gebietes passe, erklärt das Bauaufsichtsamt der Stadt Köln. Der Grundriss und die Betonkonstruktion der 80 Meter langen und 32 Meter breiten Halle mit zentralem „Hauptschiff“ und zwei „Seitenschiffen“ bleibt erhalten. „Außenmauern, Stützen und die freigespannten Dachträger werden in den Neubau mit einbezogen“, bestätigte Raimund Thiel, Bauleiter bei Gruhl & Partner. Im Erdgeschoss werden erste Wände und Zwischendecken eingezogen.

Seit 1937 hatte das Unternehmen, das 1890 von Gustav Ostermann in Riehl gegründet wurde, seinen Sitz am Grünen Weg zwischen Gürtel und Lichtstraße. Ob Rheinfrachter oder Ozeanriesen, viele Schiffe wurden durch Propeller aus der Ostermann-Produktion angetrieben. 1963 wurde in der 1961/62 errichteten Gießerei zum Beispiel der 25 Tonnen schwere Bronzepropeller für Deutschlands ersten Atomfrachter, die „Otto Hahn“, gegossen. Das größte Leitrad der Welt verließ 1983 mit 16 Tonnen Gewicht und 7,5 Metern Durchmessern das Werk Richtung Werft in Bremen.

1992 produzierte Ostermann den bis dahin größten Propeller Deutschlands, mit einem Durchmesser von zehn Metern und einem Gewicht von 65 Tonnen. Im gleichen Jahr war dann Schluss, auch für die rund 140 verbliebenen Mitarbeiter. Da war die Firma bereits in die roten Zahlen geraten und verlagerte die Produktion kurzfristig nach Rostock. Das Gelände in Ehrenfeld wurde verkauft. Die dortigen Fabrikanlagen abgerissen. Dort, wo früher Öfen Gussbronze in eine 1200 Grad heiße Metallschmelze verwandelten, befindet sich heute der Parkplatz eines Lebensmitteldiscounters.