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Oldtimer im RheinauhafenLegenden aus Chrom und Stahl

Lesezeit 3 Minuten

Mintgrüne „Knutschkugel“: Der BMW Isetta zog im Rheinauhafen die Blicke auf sich.

Köln – „What a tiny cute car!“ – Was für ein winziges, süßes Auto! Francesca aus Houston in Texas ist beim Anblick der kultigen, mintgrünen BMW Isetta sofort hin und weg. Spontan zieht sie an der nach vorn öffnenden Fronttür, nimmt Platz in der legendären „Knutschkugel“ und lässt sich von ihrer Schwägerin aus Köln gleich mehrmals fotografieren. Die Isetta ist der Hingucker beim nostalgischen 50er-70er-Festival im Rheinauhafen.

BMW Isetta neben Dodge Charger von 1966

Besitzer Jens Neumann ist von der begeisterten Reaktion der Texanerin wenig überrascht. „Die Knutschkugel zieht vor allem Frauen geradezu magisch an“, behauptet der Poller. Der 17 PS starke Zweisitzer wecke romantische Jugenderinnerungen. „Das Fahren mit der Kugel macht großen Spaß. Nicht zuletzt, weil die nur 60 Zentimeter auseinander liegenden Hinterräder eine bemerkenswert sichere Straßenlage garantieren.“

„Wir quatschen dann Benzin“

Einen krassen Kontrast zur 2,28 Meter in der Länge messenden Knutschkugel bot der Dodge Charger von 1966. Dirk Wilstermann aus Bonn hat den schneeweißen Schlitten mit den blutroten Sitzen via Internet aus South Dakota geholt. Mit seiner Sylvia steuert er den Achtzylinder „ganz entspannt und entschleunigt“ durch die Eifel. Nach langem Suchen hat er für das seltene Straßenschiff nun auch die passende Garage gefunden. Diese ist genauso lang wie der Dodge Charger: 5,20 Meter. Rolf Zurhöfer aus Zülpich ist ebenfalls ein großer Fan von US-Oldies. Mit sichtlichem Stolz präsentierte er seinen bordeauxroten schnittigen Chevrolet Corvette von 1959 mit dem er gerne an Oldtimer-Treffen und Ralleys teilnimmt. „Wir quatschen dann Benzin, das heißt wir tauschen uns aus, erzählen von unseren Erfahrungen.“ Erworben hat er seinen „Chevy“ vor 25 Jahren in einem Dortmunder Privatmuseum für 25 000 Deutsche Mark. Heute sei er über 90 000 Euro wert. Mit den 240 PS könne er bis zu 240 Stundenkilometer fahren.

Ein Prachtstück von einem amerikanischen Straßenkreuzer der Firma Cadillac gab es ebenfalls zu bewundern.

Rainer Lautenschläger lässt es da mit seinem 30 PS starken arktikblauen NS-Prinz von 1969 mit Heckmotor deutlich gemütlicher angehen. „In den Oldies fahre ich, heute werde ich gefahren. Durch die ganze Elektronik der modernen Autos wird man doch nur fremdbestimmt. Da macht das Fahren doch keine Freude mehr“, meinte der Nörvenicher, der seinen Prinz vor acht Jahren für 8000 Euro erworben hat. „Es war Liebe auf den ersten Blick.“

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Genauso war es einem Kölner Teilnehmer ergangen, als er in Limburg seine Liebe aus Stahl und Chrome entdeckte: Ein Mercedes 180 D von 1956. Besonderheiten wie die Lackierung aus Dunkelbordeaux und Weiß zogen den Oldie-Liebhaber an. Jetzt will er sein Schätzchen auf einer Oldie-Plattform für Hochzeitsfotos und andere Events vermieten. Uwe Kochs entspricht dem Klischees eines Althippie: Lange Haare, Bart, blumiges Hemd.

„Ja, das bin ich auch“, bekräftigte der ehemalige Lehrer aus Deutz. Sein gelber Bulli, die VW-Ikone T2 B von 1977, hat einige amerikanische Accessoires wie das Reserverad vorne im weißen Kasten und ein Rammschutz zwischen Stoßstange und Karosserie. „Beim Fahren höre ich immer den Woodstock-Sound von Jefferson Airplane, Jimi Hendrix und Joe Cocker. Meine Frau hat sich daran gewöhnt“. An den Ständen des Festivals wurden neben Petticoats und Nierentischen auch Musik angeboten, Vinylplatten mit Songs von Elvis, Jerry Lee Lewis und Buddy Holly und Johnny Cash.