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„Ohne Filter“Isabel Varell gibt Einblicke in ihr Leben und Tipps gegen Ängste

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Isabel Varrell

 Isabel Varel

Köln – Während bei vielen Freundinnen das Hadern mit dem Älterwerden bei jeder Null bereits mit 30 losging, hatte Isabel Varell „nie Probleme mit dem eigenen Alter gehabt“. Wenn die Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin am 31. Juli ihren 60. Geburtstag feiert, wird es jedoch „zum ersten Mal ein bisschen anders“ sein, wie sie zugibt. „Die 60 hatte, zumindest früher, eher ein schlechtes Image“, erklärt sie. In den Augen ihrer Generation sei 60 damals einfach „wirklich alt“ gewesen. „Das hat sich mittlerweile zwar geändert, aber irgendwie ist diese Prägung noch in mir drin“, lacht sie. Verzweifeln will die Noch-59-Jährige ob ihres nächsten runden Geburtstages aber auf keinen Fall. Wohl nicht zufällig hat sie ihrem neuen, Anfang des Monats erschienenen Buch den Titel „Die guten alten Zeiten sind jetzt“ gegeben.

Angst und Freundschaft sind die zentralen Themen

Ähnlich wie in ihrem Bestseller „Mittlere Reife: Aus meinem Leben“ von 2016 gibt Varell auch in diesem Buch mittels persönlicher Anekdoten einen tiefen Einblick in ihr ereignisreiches Leben, will es aber nicht als eine Autobiografie verstanden wissen. „Das Schreiben ist für mich mittlerweile ein Bedürfnis, ein Austausch mit Menschen“, erzählt sie. Hape Kerkeling ist sogar überzeugt: „Dieses Buch ersetzt Ihnen den Coach!“ Als einen „Ritterschlag“ empfinde sie dieses Lob ihres guten und langjährigen Freundes, denn sie wisse: „Der würde das niemals so sagen, wenn er das nicht so empfindet.“ Durch das ganze Buch hinweg, so Varell, lasse sie die Hosen runter und berichte „ganz, ganz ehrlich und ohne Filter“. Einen anderen Sinn für ein Buch könne es für sie nicht geben.

Motivation fürs Schreiben war für Varell diesmal das Überwinden von Ängsten, erzählt sie im Gespräch. „Ich bin jemand, der gerne behauptet, nie Angst zu haben. Das klingt auch immer toll in meiner Branche. Da muss man das sagen, um einen Job zu bekommen. Aber ich bin jetzt doch mittlerweile alt genug und habe es genug Menschen bewiesen, so dass ich jetzt auch zugeben kann: Ja, ich habe Ängste – schon immer gehabt, und ich habe sie überwunden.“ Ihr Leben wolle sie auch weiterhin jeden Tag neu erfinden, und dazu gehöre Mut, und diesen könne es nur mit Angst geben.

Ein weiteres großes Thema in dem Buch von Isabel Varell sind ihre Freundschaften. Die zum bereits erwähnten Hape Kerkeling etwa oder die zu Birgit Schrowange, die seit fast 40 Jahren ihre beste Freundin ist und auch das Vorwort schreiben durfte, oder die zu ihrer Kollegin Alina Stiegler, mit der sie seit 2018 gemeinsam die ARD-Sendung „live nach neun“ moderiert. „Enge Freunde“, so Varell, „sind für mich wie eine Ersatzfamilie. Das sind die Menschen, denen ich zu 100 Prozent vertrauen kann, mit denen man keine Tabuthemen haben muss.“ Dieses Vertrauen jemandem zu geben und gleichermaßen von jemandem zu bekommen, sei „unheimlich wertvoll und ein großes Geschenk, woran man im Leben wachsen“ könne. Für Varell steht übrigens fest, dass es nicht schwieriger als anderswo ist, in der Showbranche enge Freundschaften zu schließen. „Das unterstellt man gerne, aber es gibt überall wertvolle Menschen, genauso wie es überall auch Vollidioten gibt.“

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Sicherlich habe es manches in ihrem Leben gegeben, das sie rückblickend als krass empfinde – ihre Erfahrung als Sängerin am Ballermann zum Beispiel. Wirklich bereuen tue sie allerdings nichts davon. „Ich finde, man sollte nur bereuen, was man nicht gemacht hat“, lacht sie und erzählt anschließend von einem großen Wunsch in ihrem Leben: „Ich will wirklich gerne für ein halbes Jahr aus unserer europäischen zivilisierten Welt raus, um etwas Sinnvolles zu machen und mein soziales Ich zu erfüllen, zum Beispiel in Afrika in einer Klinik oder auf einer Farm helfen.“

Varell, Isabel: „Die guten alten Zeiten sind jetzt: Wie ich das Leben jeden Tag neu erfinde“, Piper Paperback, 256 Seiten, 15 Euro.