In einem Hinterhof in Nippes entstehen Animationsfilme mit hochwertigen Animationen und originellem Design. Für unsere Serie „Dreh raus“ haben wir sie besucht.
Trickstudio Lutterbeck in KölnDas sind die Schöpfer von Maus, Maulwurf und Molly Monster
Klack-Klack. Platsch. Plumps. Im Hinterhofloft an der Neusser Straße werden Trickfilmstars zum Leben erweckt. Wenn die Maus in ihrer Sendung Abenteuer erlebt und geräuschvoll mit den Augenlidern klimpert, wenn der kleine Maulwurf aus dem berühmten Kinderbuch herausfindet, wer ihm auf den Kopf gemacht hat. Oder wenn Molly sich auf die Odyssee durchs Monsterland begibt – dann hat das Trickstudio Lutterbeck hinter den Kulissen Bewegung in diese Geschichten zum Lachen, Mitfiebern und manchmal ein bisschen zum Weinen gebracht.
„Wir möchten mit gut erzählten und animierten Geschichten Emotionen wecken, aber behutsam und kindgerecht damit umgehen“, sagt Geschäftsführer Richard Lutterbeck zu den vielfältigen Produktionen für Film und Fernsehen. „Aber wir möchten auch die Erwachsenen mitnehmen.“ Er gründete die Produktionsfirma vor 25 Jahren und kann viele Schöpfungsstorys vom ersten Script bis zur fertigen Animation erzählen, die seitdem verwirklicht worden sind.
Figuren und Handlungen mit aufwendigen Computeranimationen
Im Studio entstehen bewegte und bewegende Bilder: Die Kinderbuchverfilmung vom dementen Fuchs, der seinen Verstand verlor, und die Erlebnisse von „Fritzi“ in der Wendewunderzeit des Mauerfalls kamen im Kino groß raus. Aktuell läuft dort die arte-Coproduktion „Die Sirene“ über einen 14-Jährigen, der zu Beginn des iran-irakischen Krieges seine liebsten Menschen retten will. Im Kinderprogramm zu sehen war zu Weihnachten „Das letzte Schaf“ - die Animation des Bilderbuchs von Ulrich Hub inszeniert die Geschichte über eine Schafherde und ihren abenteuerlichen Weg zur Krippe nach Betlehem - mit herzerwärmender Botschaft, die schon die Kleinsten rührt.
„Angefangen hat es mit Animationen für den WDR“, sagt der Foto- und Filmdesigner. Im Team mit Geschäftsführer Matthias Bruhn und Produktionsleiter Christian Asmussen werden im Nippeser Studio Figuren und Handlungen mit aufwendigen Computeranimationen in 2D- und 3D-Szenen übersetzt. Manches wird nach wie vor mit dem digitalen Griffel gezeichnet, anderes dreidimensional am PC geformt, wie zum Beispiel die Abenteuer von Detektivin „Schalotte“ in der Gemüsewelt: Diese „erste vegane Kinder-Krimiserie“, so Bruhn, befindet sich gerade in der Entwicklung mit dem WDR.
Nach den ersten Mausspots ab 2003 gehört unter anderem die Schöpfung des rosa Hasen für die Sendung mit dem Elefanten zu besonderen Projekten. 2016 kam der vielfach ausgezeichnete Film „Molly Monster“ in die Kinos, 2019 „Fritzi - eine Wendewundergeschichte“.
Vorspänne für die Sendung mit der Maus gehören zu den Evergreens der Trickspezialisten. Der Stil der Spots wurde behutsam modernisiert und neuen Techniken angepasst. Die Maus zu bewegen, das ist „eine Heilige Kuh“, weiß Christian Asmussen mit Blick auf das aufwendige Kunsthandwerk. Allein in einer Mausspot-Minute stecken rund 400 Zeichnungen.
Zeichen-Leitfaden für die „Maus“
Dabei muss alles bis auf die feinste Schnurrhaarkrümmung millimetergenau stimmen. In einem Zeichen-Leitfaden ist detailliert festgelegt, wie die Maus auszusehen hat, mit ihren Rundungen und „gerundeten Ecken“. Wenn der orangefarbene, stumme TV-Star lächelt, sitzen auch die Grübchen in festgelegter Position. Aber Achtung: „Bitte kein Smiley-Lächeln!“, heißt es in der Anleitung. Auch die Größenverhältnisse sind genau einzuhalten. „Die Animation hat viele tückische Stellen“, so Asmussen.
Und sie wandelt sich. Die Technik des Trickfilms änderte sich im Lauf der Jahrzehnte grundlegend. Die alten Leucht-Zeichentische im Studio sind längst abgebaut. Bemalte Folien an der Wand erinnern an Zeiten, als das Daumenkino noch mit dem Bleistift zu Papier gebracht wurde. „Seit 2010 wird komplett digital animiert“, sagt der Produktionsleiter. Das Team arbeitet an Computern mit hochspezialisierter Software, die die Bilder ans Laufen bringt.
Um den Animationen Seele einzuhauchen, braucht es nicht zuletzt den Ton: „Um das Herz des Publikums zu gewinnen, sind zu 50 Prozent Geräusche und Musikkompositionen verantwortlich“, erklärt Lutterbeck. „Was ist die Maus ohne ihr Klack-Klack?“
Glücklich macht die Trickwelten-Erschaffer am Ende vor allem eines: Wenn sie bei Filmfestivals wie dem „Cinepänz“ in Köln, bei Premieren auf der Berlinale und anderswo nach längerer Produktionszeit endlich die Reaktionen ihres Publikums live erleben. „Wenn alle lachen, mitsingen, pfeifen - das sind unsere Gänsehautmomente.“
36 Jahre Trickstudio Lutterbeck
1987 wurde die Trickstudio Lutterbeck GmbH gegründet. Das Team zählt 15 feste Mitarbeitende, bei großen Produktionen sind zeitweise bis zu 50 Personen beschäftigt. Zu den Produktionen gehören Spots ebenso wie Kurzfilme und große Kinofilme, Cartoons wie das Corona-Projekt „Wasch Deine Flossen“, Webseiten und Apps.
Das Unternehmen verfilmte über 30 Kinderbücher. Sie produzierten über 100 Mausspots und -vorspänne, über 100 Elefantenspots und erhielten über 100 internationale und nationale Preise. Zu den Kunden gehören unter anderem der WDR (Sendung mit der Maus), ZDF (Löwenzahn), NDR (Sesamstraße), RBB (Sandmann), Super RTL (Toggolino).