Tennisplatz oder Gartenlabor?Unstimmigkeit über Standorte für Anbauflächen
Nippes/Bilderstöckchen – Das neue Gartenlabor-Konzept, dass sich das Grünflächenamt an zwei Standorten im Bezirk Nippes vorstellen könnte, werde ein echter Gewinn für die Veedel, warb Amts-Mitarbeiter Benjamin Luchterhandt für die beiden Vorhaben. Auf zwei Brachflächen – dem Ex-Standort des „Appelmann“-Getränkemarktes am Merheimer Platz sowie auf einem früheren städtischen Bauhof-Gelände an der Müngersdorfer Straße am Rande des Blücherparks – könnten die Gartenlabore verwirklicht werden.
Sie vereinen privates Kleingärtnern unter Anleitung und mit städtischer „Starthilfe“ beim Säen, Gemeinschaftsgarten für Vereine und Nachbarschaften, sowie Lehrgarten etwa für Schulen oder Kitas. „Das Gartenlabor bedeutet sozialverträgliches Gärtnern für alle, Entsiegelung, Artenvielfalt und sorgt für Naturbildung“, unterstrich Luchterhandt. „Es ist ein sehr erfolgreiches, niederschwelliges Angebot fürs Gärtnern und ein Sozialraumangebot für alle, die sonst keinen Zugang zu Grünflächen haben.“
Die ersten zwei Gärten dieser Art gibt es seit 2019 an der Olpener Straße in Höhenberg, sowie seit 2020 am Schlagbaumsweg in Holweide. Dort scheinen die Konzepte gut anzukommen.
Kölner Tennisverein an Standort interessiert
Die Reaktion der Bezirksvertretung Nippes auf das Vorhaben war jedoch geteilt: Während die Politikerrunde den Standort am Merheimer Platz in Nippes einstimmig beschloss und zusätzlich anregte, den Wendehammer vor dem früheren Markt zu entsiegeln – und dort eventuell einen temporären Biergarten anzusiedeln –, sieht sie am Blücherpark noch Beratungsbedarf und vertagte die Vorlage.
Denn dort interessiert sich auch ein Tennisverein, der TK Grün-Gold, für das Gelände. Der Club, der mit seinem Gelände an das Grundstück grenzt, würde auf dem Areal zwei vereinseigene Sandplätze, sowie einen frei bespielbaren Hartplatz für alle anlegen – wie es ihn in dieser Form bislang nur im Inneren Grüngürtel nahe der Vogelsanger Straße gibt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Schon vor Monaten hatte der Verein sein Interesse bei der Stadt angemeldet, und in der Öffentlichkeit für sein Vorhaben geworben. Die bisherigen sechs Sandplätze reichten kaum aus, weshalb man keine Neumitglieder aufnehmen könne. Zudem brauche man auch neue Lager- und Abstellflächen. Die mangelnde Kommunikation der Stadt stieß in der Runde auf Kritik.
Politiker schlagen anderen Standort vor
„Es ist nicht gut, sechs Monate lang einen ehrenamtlichen Sportverein in der Luft hängen zu lassen“, machte Vize-Bezirksbürgermeister Marc Urmetzer (FDP) seinem Unmut Luft. „Ich würde mir wünschen, dass mehr Vereine bei uns so initiativ sind.“
Und am Blücherpark gebe es bereits eine riesige Kleingartenfläche mit Hunderten Gärten. Daniel Hanna (CDU) brachte einen Alternativstandort innerhalb des Bilderstöckchens ins Spiel: „Ich finde das Konzept super, und frage mich ob es auch an anderer Stelle möglich wäre. Im Klimapark am Nordrand des Veedels etwa, das würde dem Ganzen einen runden Abschluss geben.“
Auch Deniz Ertin (Grüne) könnte sich einen anderen Standort vorstellen. „An der Stelle im Blücherpark, wo ohnehin schon viel Grün ist, bringt der Garten nicht so viel. Wir müssen in die Wohngebiete rein, wo die Hitze-Problematik viel stärker ist. Und im Klimapark könnte man etwa das benachbarte Jugendzentrum Lucky's Haus einbinden.“
Es gibt „Beratungsbedarf“
Ein wichtiges Kriterium sei jedoch gerade die Anbindung an eine bestehende Kleingarten-Anlage, gab Luchterhandt zu bedenken – zum einen wegen der Zusammenarbeit mit den dortigen Vereinen, zum anderen wegen vorhandener Wasser- und Versorgungsleitungen. „Wir haben bereits Wartelisten an Leuten, die bei den Gartenlaboren mitmachen wollen.“ Doch erstmal wurde vertagt. „Die Entscheidung kann nicht einfach sein, Gartenlabor pauschal ja oder nein“, so Ulrich Müller von der SPD. „Was Sie uns vorgestellt haben, klingt logisch und geschlossen, aber es ist einfach noch Beratungsbedarf da.“