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Kölner Zoo freut sich über ZuwachsHirscheber „Kopa“ - Seine Hauer werden 30 Zentimeter lang

Lesezeit 3 Minuten
Grazil und urzeitlich in einem: Hirscheber Kopa.

Grazil und urzeitlich in einem: Hirscheber Kopa.

Er verbreitet einen Hauch von Urzeit und ist erstmals im Kölner Zoo zu sehen: der Sulawesi-Hirscheber.

Er ist auf der Insel Sulawesi in Indonesien heimisch und kann ab sofort die Besucher und Besucherinnen des Kölner Zoos zum Staunen bringen: Der Sulawesi-Hirscheber „Kopa“ ist ein neuer Bewohner der Banteng- Anlage und bereichert als Vertreter einer gefährdeten Art die zoologische Vielfalt des Zoos. Geboren wurde er im September 2021 im französischen Cerza.

Der Sulawesi-Hirscheber ist eine von drei Babirusa-Arten. Während die anderen Arten, der Molukken-Hirscheber und der Togian-Hirscheber, auf den Molukken-Inseln Buru und Sula sowie den Togian-Inseln vorkommen, lebt diese Art ausschließlich auf Sulawesi. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 88 bis 107 cm und einem Gewicht von bis zu 100 Kilo bei ausgewachsenen Tieren ist Kopa ein beeindruckendes Exemplar seiner Art.

Der Hirscheber wurde in einem französischen Zoo geboren.

Der Hirscheber wurde in einem französischen Zoo geboren.

Besonders bemerkenswert sind die einzigartigen Hauer des Hirschebers: Die oberen Hauer wachsen nicht wie bei anderen Schweinen aus dem Maul heraus, sondern durchbrechen den Rüssel und biegen sich dann bogenförmig nach oben. Sie können eine Länge von bis zu 30 Zentimetern erreichen und in manchen Fällen sogar wieder in den Rüssel einwachsen. Die unteren Hauer wachsen seitlich am Rüssel vorbei nach oben. In der Wildnis brechen diese Hauer oft bei Kämpfen ab. Ein weiteres faszinierendes Merkmal der Hirscheber ist, dass die Stellen, an denen die Hauer die Haut durchbrechen, niemals entzündliche Infektionen zeigen. Dies macht sie zu einem interessanten Forschungsobjekt für die Medizin.

Der Kölner Zoo arbeitet eng mit dem Zoo Nürnberg zusammen, der das Zuchtbuch für diese Art führt. Zudem unterstützt der Zoo die Initiative Action Indonesia, die sich für den Schutz gefährdeter indonesischer Tierarten einsetzt, finanziell und mit Expertise. Action Indonesia ist ein weltweites Partnernetzwerk aus Zoos und anderen Institutionen zum Schutz von Bantengs, Sumatra-Tigern und Hirschebern. Ziel der Partnerschaft ist es, das Aussterben dieser Arten zu verhindern, indem sie in Zoo gehalten und vermehrt werden und zur Wiederherstellung von Wildpopulationen genutzt werden können. Zugleich sollen die Bestände in ihren Ursprungsgebieten geschützt werden. Das Partnernetzwerk hat für die Hirscheber ein sogenannten globalen Arterhaltungsplan (Global Species Management Plan) erstellt. Im Rahmen des One-Plan-Approaches werden so Maßnahmen für den Schutz der Hirscheber sowohl in ihrem natürlichen Lebensraum als auch in menschlicher Obhut effektiv miteinander verknüpft.

Zoo-Kuratorin koordiniert Schutzmaßnahmen weltweit

Kopa lebt auf der Banteng-Anlage, wo eigens ein Stall für ihn gebaut wurde. Er soll mit den Bantengs und dem Prinz-Alfred-Hirsch vergesellschaftet werden. In naher Zukunft soll eine Hirscheber-Sau folgen, der Zoo hofft dann auf baldigen Nachwuchs, um zum globalen Arterhaltungsplan beizutragen. Hirscheber fressen Laub und herabgefallene Früchte und durchwühlen nicht wie heimische Wildschweine den Boden, was sie zu einer besonderen Bereicherung der Anlage macht.

Die Zoo-Kuratorin Dr. Johanna Rode-White ist Vorsitzende der Wild Pig Specialist Group. Sie ist ein Netzwerk von Experten aus Wissenschaft und Naturschutz, das sich weltweit um bedrohte Schweinearten kümmert und zu der auch Wissenschaftler und Naturschützer mit Fokus auf Hirscheber sind gehören. Sie verantwortet unter anderem die Einstufung aller weltweiten Schweinearten in die rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und unterstützt Schutzmaßnahmen für bedrohte Arten, wie den Sulawesi Hirscheber. Vom Kölner Zoo aus wird die WPSG in ihrer Arbeit außerdem durch das Anfang des Jahres gegründete Artenschutzzentrum unterstützt. Alle Hirscheberarten werden von der Weltnaturschutzunion als bedroht oder stark gefährdet eingestuft. Ursache hierfür sind bislang insbesondere der Verlust des Lebensraumes und die Jagd. Eine potentiell neue Bedrohung, die afrikanische Schweinepest, könnte bereits in naher Zukunft fatale Folgen für Hirscheber auf Sulawesi, den Togian-Inseln oder den Molukken haben.

Der Kölner Zoo sucht noch Paten für den Hirscheber und viele weitere Tiere. Die Patenschaften können einfach und bequem über den Zoo-Onlineshop abgeschlossen werden.