Die technische Fertigstellung der neuen Schaugewächshäuser in der Flora ist abgeschlossen. Doch bis zur Eröffnung dauert es noch rund ein Jahr.
Eröffnung 2024Transparente Riesen-Kuppel - das ist das neue Gewächshaus der Kölner Flora
Dass man ihr Werk am besten gar nicht bemerke, wünschen sich wohl die wenigsten Architekten. Professor Ulrich Königs, der mit seiner Frau Ilse Königs die drei parabelförmigen Schaugewächshäuser der Flora entworfen hat, schon. Die mit Spezialglas konstruierte Kuppel des großen Hauses ist vollkommen transparent und wölbt sich auf 17 Meter Höhe, die der beiden kleineren sind acht Meter hoch. „Wenn die Menschen auf den gewundenen Wegen die Tropen- und Subtropenregion entdecken oder durch den Canyon der Wüstenregion gehen, sollen sie vergessen, dass sie sich in einem Gebäude befinden“, sagt Ulrich Königs. „Das ist das Ziel.“
Um das zu erreichen, arbeiten Techniker, Ingenieure, Architekten und Botaniker seit viereinhalb Jahren als Team eng zusammen, haben Probleme durch Lieferverzögerungen, Insolvenzen und Handwerkermangel bewältigt. Jetzt hat die aufwendige Technik, mit der über Sprühnebel, Heizungsmodule, Lüftungsklappen und Beregnung das Klima der Tropen ebenso simuliert wird wie das der Wüstenregion, ihren Probelauf gut überstanden. Auch baulich sind die Schauhäuser fast fertig. Auf dem Areal rundum wachsen auf Flächen mit sandfarbenem Splitt oder in Holzgefäßen bereits Dutzende subtropischer Pflanzen, die Kälte vertragen.
Kölner Flora: 300 Meter lange Steinwege
In den drei Häusern, die nach der technischen Fertigstellung jetzt von Stadtentwicklungsdezernent Markus Greitemann und Manfred Kaune, dem Leiter des Grünflächenamtes, erstmals vorgestellt wurden, ist die Geländestruktur schon gut zu erkennen. 300 Meter lange Steinwege, noch mit schwarzen Kunststoffmatten geschützt, schlängeln sich im Nutzpflanzenhaus, dem rechten Flügel des Trias, eine leichte Steigung hinauf. Sandfarbene Findlinge setzen Akzente. Oben, im Tropenhaus, ragt eine Wand aus mächtigen roten und grauen Felsbrocken auf. Über das Lavagestein rinnt Wasser in einen Teich, das Stahlskelett des unfertigen Höhenwegs ragt ins Nichts.
„Mitte Juni beginnen wir mit der ersten Pflanzphase“, sagte Marina Tsaliki, die die Flora mit Stephan Anhalt seit kurzem gemeinsam leitet. „Dafür holen wir Großpflanzen, die in den Niederlanden zwischengelagert wurden, in geschlossenen Spezial-Lastwagen nach Köln.“ 400 Großpflanzen werden in drei Pflanzphasen im Tropen- und Subtropenhaus eingesetzt – sie sind zwischen sechs und zehn Metern hoch. Erst wenn ein Abschnitt bepflanzt ist, kann der Höhenweg in 5,50 Metern Höhe in diesem Bereich weiter gebaut werden.
6000 kleinere Pflanzen müssen noch gepflanzt werden
Denn die imposanten Tropenbäume werden teils in Schräglage an ihren Platz transportiert. Dazu müssen die Hubwagen exakt rangieren – das braucht Platz, bis in die Kuppel hinein. Manöver, die auch für langjährige Mitarbeitende der Flora alles andere als Alltag sind. „Die Aufregung wächst auch im Team“, weiß Tsaliki. Danach ist weitere Fleißarbeit gefordert. 6000 kleinere Pflanzen bis hin zu zwei Zentimeter winzigen Kakteen müssen sukzessive in die modellierten Areale gepflanzt werden. Mit dem zunehmenden Bewuchs muss auch das Klima nachjustiert werden.
Ende 2023 sollen die Häuser an das Grünflächenamt übergeben werden, eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant. Dann benötigen die Großpflanzen noch eine Anwachszeit von mindestens einem halben Jahr. Deshalb sei er zurückhaltend, was eine Eröffnung Mitte 2024 angehe, im Laufe des Jahres werde es aber auf jeden Fall klappen, so Kaune. „In den nächsten Wochen werden wir erstmal den Bauzaun näher an die Gewächshäuser rücken, damit die Flora-Besucher die Pflanzarbeiten besser verfolgen können.“ Und so vielleicht auch einem wohlgehüteten Geheimnis auf die Spur kommen: Welche ganz besonders seltene kostbare Pflanze die Flora alsbald bereichern wird.
4000 Quadratmeter Glas
4000 Quadratmeter Glas wurden in den drei Schauhäusern verbaut. Das Verbundsicherheitsglas lässt UV-Licht durch, das die Pflanzen benötigen. Es wirkt beim Blick von innen nach außen vollkommen transparent. 54 Stahlbögen halten das Glas. Barrierefrei sind die Häuser laut Architekt Königs. Die Wege hätten maximal sechs Prozent Steigung.