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„Der Laden war sein Baby“Gründer des „Gernot's“ am Schillplatz in Nippes ist gestorben

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Auf der Theke des „Gernot's“ liegen ein Album, eine Gedenkkerze und ein Foto von Gernot Reinhardt.

Auf der Theke des „Gernot's“ liegen ein Album, eine Gedenkkerze und ein Foto von Gernot Reinhardt. Am 4. Juli war der Gründer des Lokals am Schillplatz plötzlich gestorben.

Im Juli war Gernot Reinhardt, Gründer des „Gernot's“ am Schillplatz, plötzlich im Alter von 81 Jahren gestorben.

Der urplötzliche Abschied von Gernot Reinhardt hatte alle schockiert – die Gäste, die aktuellen und ehemaligen Beschäftigten, seinen Freundeskreis und die Nippeser Gastro-Kollegen, betont Svenja Strauch, seit 2017 seine Nachfolgerin im „Gernot's“ am Schillplatz.

„Niemand konnte es zuerst richtig glauben. Alle hatten ihn topfit in Erinnerung oder vor kurzem noch irgendwo in Nippes gesehen. Das machte den Todesfall besonders schwer zu verarbeiten, weil es überhaupt keine Vorbereitung darauf gab“, sagt sie.

Gernot Reinhardt stirbt im Krankenhaus

Bis ins hohe Alter hielt der frühere Boxer sich mit Jogging, Sit-ups und seinen Fitnessgeräten in Form. „Er tat alles dafür, sich fit zu halten. Umso erschreckender war es für uns alle.“ Kurz zuvor sei er noch im Laden gewesen und habe ein paar Gläser gespült.

Wenige Tage später, am 4. Juli, starb er schließlich mit 81 Jahren im Krankenhaus. Zwölf Tage später fand seine Beisetzung statt. Am 16. September wäre er 82 Jahre alt geworden.

Im Jahr 1986 hatte der gelernte Koch Reinhardt die Gaststätte direkt am Schillplatz übernommen, mit gutbürgerlicher bis mediterraner Küche, Kaffee und Kuchen, Eis und Desserts. Zuvor war die „Yorck-Stube“ an der Scharnhorststraße 8 sein Laden, in dem sich heute das italienische Restaurant „Bisù“ befindet.

Mit „Morio“ die Terrasse auf Schillplatz aufgebaut

Mit seinem Konzept betrat er gastronomisches Neuland im Stadtteil, der bis dahin vor allem von Kneipen geprägt war. „Von Anfang an setzte er auf Essen und Trinken in Kombination. Am Anfang sagten alle, das Konzept werde nicht funktionieren, aber er hat es durchgeboxt“, so Strauch. Ganz zu Beginn gab es in seinem Laden alkoholische Getränke bewusst nur in Verbindung mit einem Essen, um reines „Trink-Publikum“ draußen zu halten.

Mitte der 1990er-Jahre rief er gemeinsam mit der „Morio“-Gründerin Gisela Thode, die ihr gegenüber liegendes Weinlokal 1984 eröffnet hatte, die große Terrasse auf dem Schillplatz ins Leben, mit den zwei fest installierten Buden. Die Außenplätze der beiden Gaststätten sind heute als beliebter Sommertreffpunkt aus dem Veedel nicht mehr wegzudenken.

„Es war ein harter Beginn, aber er hat etwas Dauerhaftes für Nippes geschaffen“, so Strauch, die bereits seit ihrem 16. Lebensjahr in der Gaststätte mitgeholfen hatte. „Der Laden war sein Baby und trägt nach wie vor seine Handschrift. Es wird auf jeden Fall weitergehen.“ Noch heute habe sie Gerichte auf der Karte, die Reinhardt in den 1980er-Jahren entworfen hatte.

Die Trauergäste haben ein Album mit bewegenden Erinnerungen und sehr persönlichen Worten zusammengestellt. Auf der Theke des „Gernot's“ erinnern außerdem ein Foto und eine Kerze an ihn. Für Gernot Reinhardt gibt es eine Online-Traueranzeige, unter der man selbst seine Kondolenz-Botschaft hinterlassen kann.

www.wirtrauern.de/traueranzeige/gernot-reinhardt