Das Clouth-Areal wächst zusammen – das wurde beim zweiten Sommerfest im neuen Nippeser Quartier deutlich. Zugleich wurde sichtbar, was Anwohner vermissen.
Zwischen Party und StadtentwicklungWas Anwohnern auf dem Nippeser Clouth-Gelände fehlt
Und, lebt es sich gut bei Clouth? Bei den meisten Leuten im Veedel wäre die Antwort „Im Prinzip ja, aber …“. Wenngleich das jüngste Nippeser Veedel auf früherem Fabrikgelände mit zentraler Lage, kurzen Wegen, Infrastruktur und Gastronomie sowie schickem Wohnraum punktet, und es von aktiven Baugruppen-Gemeinschaften, einer Geschichtswerkstatt über einen Veedelsverein bis zum eigenen Chor immer mehr soziales Leben dort gibt, bestehen auch Kritikpunkte – vor allem rundum Verkehr, Grün und Freizeitmöglichkeiten.
Das wurde deutlich beim zweiten Sommerfest des Veedelsvereins „Nachbarschaft Clouth“: Mehrere Hundert Gäste, fast alle aus dem neuen Quartier selbst, kamen zur Feier rund um den Luftschiffplatz. Der Verein, unterstützt durch ein großes Helferteam, bot Büfett und Getränke auf Spendenbasis, auf dem Platz und in den Arkaden von Halle 17 war Kinderflohmarkt angesagt; die Geschichtswerkstatt aus dem Nachbarschaftskreis „Kölner Ei“ und dem Industriedenkmal-Clouth-Verein führte über den neuen „Historischen Pfad“ rund um die Geschichte des Areals. Auch auf den beiden Spielplätzen war viel los; die Textilgruppe „Quilten im Clouth“ lud zum Mit-Stricken ein.
Vollgeparkte Straßen, halbleere Tiefgaragen im Clouth-Quartier
Besonders viel Betrieb herrschte am Stand der Stadtteil-Planungsgruppe „Lebeveedel“, die sich für eine Weiterentwicklung des Clouth-Veedels einsetzt. Die Abstimmung per Balleinwurf in Zylinder darüber, was bei Clouth fehlt, brachte ein eindeutiges Ergebnis: Mehr Grün, bitte! Auf einer Pinnwand konnten die Gäste selbst formulieren, was sie im Veedel vermissen – hier wurden neben mehr Grün und Schatten, Wasserspender, Fitnessgeräte und Basketballkörbe, Bremsschwellen und mehr Mülleimer genannt; jedoch auch Veranstaltungen wie kleine Konzerte.
„Unsere Straßen in der Siedlung sind vollgeparkt, gleichzeitig stehen viele Tiefgaragen leer“, merkt Ralf Brand, Mitglied bei Lebeveedel, an. „Wir beobachten bei uns einen Park-Tourismus aus Nachbarvierteln, weil bei uns kein Bewohnerparken gilt. Manchmal denke ich, dass hier bewusst viele Parkplätze angelegt wurden, um die umliegenden Veedel zu entlasten.“ Auch Versiegelung sei ein Problem – die oft unsichtbar sei: „Dort, wo sich Tiefgaragen befinden, liegt ebenfalls Versiegelung vor. Denn es kann dort kein Wasser in den Boden abfließen und auch Bäume können nicht gepflanzt werden.“
Die Initiative hat eine umfangreiche Bürgereingabe an die Bezirksvertretung Nippes vorbereitet, etwa für Entsiegelung, Begrünung, Bewohnerparken und ein Einbahnstraßen-System. Voraussichtlich im Dezember soll sie eingereicht werden.