Über den Rhein soll es elektrisch gehen. Der benötigte Strom soll aus Wasserkraft gewonnen werden, Überschüsse könnten ins Stromnetz gehen.
Elektrischer AntriebHoffnung auf Rheinfähre von Niehl nach Stammheim reißt nicht ab
„Wir können nicht versprechen, dass eine Fähre kommt“, betonte Max Dembour, der Vorsitzende des Vereins „Fährkultur Köln-Nord“ vor den rund 25 Anwesenden, darunter auch Mitglieder der Bürgervereine Flittard, Stammheim und Niehl, in der somit gut gefüllten Gaststätte „Flittarder Hof“ an der Evergerstraße 25. „Vieles liegt nicht in unserer Hand. Aber wir wollen uns dafür einsetzen, dass sie kommt.“
Über sein Ziel, die 1967 eingestellte Rheinfähre zwischen Niehl und Flittard/Stammheim als elektrisch betriebene Personen- und Fahrradfähre zurückzubringen, informierte der Ende 2022 gegründete Verein nun erstmals bei einer Öffentlichkeitsveranstaltung, bewusst im Rechtsrheinischen. In den Flittarder Hof hatte er zum Info- und Austauschabend eingeladen, um Rückmeldungen zum Vorhaben zu sammeln.
Neu gegründeter Verein treibt Fähren-Projekt an
Fährkultur Köln-Nord verfolgt somit das Ziel des im Vorjahr aufgelösten Vereins „Niehl-Fährt“ weiter, der die Hürden für das Projekt wegen des Naturschutzgebiets am rechtsrheinischen Ufer, das wegen seiner strengen Bestimmungen einen Anlandepunkt für die Fähre erschwert, als zu hoch angesehen hatte. Der Verein um Dembour und die weiteren Vorstandsmitglieder Axel Lengert und Stefan Kaszian hält die Hindernisse jedoch nicht für unüberwindbar. „Man kann nicht sagen: Weil es ein Naturschutzgebiet gibt, kann es keine Fähre geben, oder umgekehrt. Wir müssen das zusammen betrachten. In unseren Augen sind das Naturschutzgebiet und die Fähre miteinander vereinbar.“
Die Route der Fährverbindung soll vom alten Fähranleger am Niehler Damm zum Rheinufer in Höhe des Flusskilometers 696,5 führen, in dessen Höhe auch das rechtsrheinische Abwasserdüker-Bauwerk liegt. Damit läge die Verbindung im Naturschutzgebiet Flittarder Rheinaue, aber noch so gerade auf Stammheimer Gebiet. Andere Verbindungen seien nicht sinnvoll, unter anderem wegen einer zu langen Fahrzeit, einer zu großen Nähe zu den Rheinbrücken oder zu hohen Investitionskosten. Eine 65 Meter lange Passagierbrücke würde vom schwimmenden Ponton zu einem auf Stelzen stehenden Pavillon führen; ein 95 Meter langer Steg würde, ebenfalls auf Stelzen, die sensible Uferzone überbrücken. „Die Brücke wird minimal-invasiv und einmalig“, so Dembour. Die feste Führung über den Steg verhindere zugleich, dass Leute durch das Naturschutzgebiet streiften, um zum Ablegepunkt zu gelangen.
Überschüsse könnten in Kölner Stromnetz eingespeist werden
Ein weiterer Vorteil des Landepunkts sei, so Dembour, dass es bereits einen asphaltierten Weg gebe. Diesen könnte man für die An- und Abreise zur Fähre nutzen. Der Strom für die Fähre würde über Wasserkraft-Turbinen im Anleger-Ponton erzeugt, Überschüsse ins Stromnetz eingespeist.
Rund drei bis fünf Millionen Euro Investitionskosten seien nötig, wofür öffentliche oder private Fördermittel denkbar seien. Eventuelle Überschüsse aus dem Fährbetrieb sollen zugunsten von Kunst, Kultur, Bildung und Stadtteilverschönerung im Kölner Norden gehen. Die Fähre solle ein Alltags-Verkehrsmittel werden, gerade für Berufspendler. Eine Million Autokilometer, verbunden mit hochgerechnet 200 Tonnen CO2-Emissionen, soll sie jährlich einsparen.
Fester Fahrplan für Kölner Fähre ist angedacht
Von Februar bis November ist ein Fährbetrieb mit festem Fahrplan angedacht; möglich sei er bei Pegelständen zwischen 70 und 680 Zentimetern. Für das Vorhaben will der Verein in der Öffentlichkeit werben und auf Entscheidungsträger in den beteiligten Verwaltungen einwirken – allen voran Stadt, NRW-Landesregierung und Bezirksregierung Köln. „Die Aufgabe wird umso leichter, je mehr Öffentlichkeit wir haben und je mehr Leute das Vorhaben mittragen.“
Die Anwesenden äußerten Zustimmung, jedoch auch Skepsis bezüglich der Realisierung, vor allem wegen des Naturschutzes. „Wir haben das Vorhaben damals bei Niehl-Fährt unterstützt und stehen ihm auch jetzt positiv gegenüber“, sicherte Rainer Weidenbach vom Bürgerverein Flittard zu. „Der Knackpunkt wird jedoch die Anlegestelle im Naturschutzgebiet sein. Damals, als das Gebiet eingerichtet wurde, hatten wir beantragt, eine schmale Stelle vom Naturschutz auszunehmen, sodass die Leute mal ans Wasser gehen können. Selbst das wurde abgelehnt.“
Umweltbilanz soll ausgeglichen bleiben
Ein Ansatzpunkt, um in der Umweltbilanz dem Eingriff ins Naturschutzgebiet etwas auf der Haben-Seite entgegenzustellen, könne die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen sein, so ein weiterer Gast. „Seit den Änderungen im Energiegesetz liegt regenerative Stromerzeugung im übergeordneten Interesse. Dies könnte ein Ansatzpunkt sein.“ „Mit genügend Überzeugungskraft bekommen wir dieses Brett gebohrt“, schätzte es Ulrich Müller, Fraktionschef in der Bezirksvertretung Nippes und Unterstützer der Fährfreunde, ein.
Ab sofort lädt Fährkultur Köln-Nord regelmäßig zu seinem neuen Fähr-Stammtisch „Heimathafen“ ein.