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AbwässerDarum braucht es jetzt dringend eine neue Leitung unterm Rhein

Lesezeit 3 Minuten
Wie lange hält der alte Düker noch? Keiner weiß es.

Wie lange hält der alte Düker noch? Keiner weiß es.

Es wird höchste Zeit: Für Kölns Abwässer braucht es eine neue Rohrleitung unter dem Rhein her. Denn keiner weiß, wie lange die alte noch hält.

Es fehlt nicht mehr viel, und der Düker, der unter dem Rhein von Niehl nach Stammheim führt, ist 100 Jahre alt. 4000 Liter Abwässer in der Sekunde fließen durch die Doppelröhre ins rechtsrheinische Großklärwerk. Und es hinterlässt ein ungutes Gefühl, wenn Christian Henze, Ingenieur bei den Stadtentwässerungsbetrieben (Steb), sagt: „Wir wissen nicht, in welchem Zustand er ist.“ Was nicht besser dadurch wird, dass Steb-Vorständin Ulrike Franzke ergänzt: „Wir werden langsam unruhig.“

Im Oktober soll es endlich losgehen

Es ist also höchste Zeit, dass ein neuer Düker kommt. Sein Baubeginn wird seit zwei Jahren erwartet. Im Oktober soll es nun endlich losgehen. Es ist ein Projekt, das auch für die Steb, die nun schon so einige Abwasserleitungen gebaut hat, alles andere als alltäglich ist. Ein Rohrvortrieb unter dem Rhein her, über eine Länge von rund 900 Metern. An der tiefsten Stelle werden nahezu 30 Meter erreicht. Zwei Röhren aus massivsten Stahlbeton sind geplant, denn sie müssen beim Vortrieb enorme Drücke aushalten. Die eine Röhre wird mit zwei Meter Durchmesser mannshoch. Die zweite bietet mit 3,2 Meter Durchmesser Platz für zwei innenliegende Rohre. Das Investitionsvolumen beträgt 100 Millionen Euro. Eine Stange Geld, zu der es laut Franzke keine Alternative gibt.

Alte Leitung fast 100 Jahre alt

Der alte Düker wurde 1928 in Betrieb genommen. Damals hatte Köln rund 733 000 Einwohner. Für 2040 sind 1146 000 prognostiziert. Die Außenwände des Dükers entziehen sich vollständig der Kontrolle. Die Innenansicht gestaltet sich extrem schwierig. Die beiden Röhren dürfen nicht leerlaufen. Der Düker würde ansonsten aufschwimmen. Die einzige Kontrollmöglichkeit: Taucher schwimmen durch die Abwässer. „In der trüben Brühe können sie kaum sehen“, beschreibt Heinze, den Job, der wohl gar nicht zu hoch bezahlt werden kann. Einst wurde das Jahr 2021 für den Baubeginn des neuen Düker anvisiert. Doch vorab musste die Rheinenergie Hochdruck-Gasleitungen unterm Niehler Damm verlegen. Auch gestalteten sich Genehmigungsverfahren zähfließender als erhofft. Noch steht der genaue Starttermin im Oktober nicht fest.

2028 soll das Projekt beendet sein

Doch in diesem Monat soll sowohl die Baugrube in Stammheim als auch die in Niehl eröffnet werden. Es beginnt im Rechtsrheinischen. Fünf Meter lange Rohrstücke folgen Stück für Stück einem voranschreitenden Bohrkopf. Zwei Jahre plant die Steb bis zu Ankunft in Niehl ein. Dort entsteht dann rund 50 Meter entfernt vom jetzigen Düker-Kontrollschacht ein zweites Gebäude. Die benachbarte Grundschule nutz die für sie unumgängliche Zwangspause zu einer Sanierung. Bis 2026 muss der Niehler Damm für Pkw, Lkw und Busse gesperrt werden. Es wird Umleitungen geben. Der Radweg bleibt aber unbehelligt. Nach den Arbeiten am Rohrvortrieb kommen die Arbeiten an den Anschlussstellen. Läuft alles nach Plan, kann der neue Düker laut Steb-Chefin Franzke 2028 seine Arbeit aufnehmen. 80 Prozent aller Kölner Abwässer werden im Großklärwerk Stammheim gereinigt. 60 Prozent davon kommen dann durch den neuen Düker aus dem Linksrheinischen.