AboAbonnieren

„Essensreste und Abfälle in unserem Garten“Anwohner in Köln-Longerich kritisieren Müll nach zweijähriger Bauphase

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt das Haus August-Haas-Straße 1, mit der leerstehenden Gaststätte im Erdgeschoss. In der Umgebung sammelt sich der Müll.

In der Umgebung der August-Haas-Straße 1, mit der leerstehenden Gaststätte im Erdgeschoss, sammelt sich der Müll.

Die Gebäude in der Siedlung August-Haas-Straße sind fertig. Der Bau hinterlässt Schäden. Nun fordern Anwohner ein Ende der Restarbeiten.

Die Baufahrzeuge sind abgerückt aus der Siedlung August-Haas-Straße, die sechs neuen Gebäude fertiggestellt – doch in der Nachbarschaft regt sich nach der rund zweijährigen Bauphase Unmut über den jetzigen Zustand des Viertels.

Im Carré zwischen August-Haas-Straße, Longericher Straße, Johannes-Rings-Straße und Meerfeldstraße, wo der Immobilienkonzern LEG bereits mehrere Wohngebäude besitzt, sind die Neubauten mit insgesamt 51 Wohneinheiten entstanden. Die Spuren der Bautätigkeiten sind im Umkreis deutlich zu sehen: kaputte Bürgersteigplatten, Schlaglöcher und Beschädigungen im Asphalt, mutmaßlich durch die schweren Baustellen-Fahrzeuge verursacht.

Köln-Longerich: Container quillen über – Müllsäcke verstreut

Zudem stehen Müllcontainer einiger Häuser, so etwa die der August-Haas-Straße 23, nun nicht mehr auf LEG-Privatgelände, sondern direkt an der Straße. Denn auf der einstigen Abstellfläche der Tonnen ist das Wohnhaus August-Haas-Straße 21a entstanden, eines der sechs neuen Häuser.

Eines der Neubauten mit Spielplatz.

Eines der Neubauten (l.) neben einem der alten Gebäude. Im Hintergrund das Hochhaus an der Schlackstraße.

Die Container quillen über. Müllsäcke und Essensreste sind in der Umgebung verstreut, wohl auch durch Vögel und Wildtiere, die sich an den Küchenabfällen aus den Müllsäcken „bedienen“.

Die Situation mit der Vermüllung ist eine Katastrophe.
Anwohner

Beim Rundgang durch das Viertel zeigt ein Mann, der seit rund 40 Jahren in einer der angrenzenden Straßen wohnt und nicht namentlich in Erscheinung treten will, die Zustände. „Diese Bürgersteig-Platten waren zuvor alle intakt, nun sind sie zerbrochen“, zeigt er auf den Gehweg vor einem der Garagenhöfe entlang der August-Haas-Straße, gegenüber des Baufeldes.

Teils seien die Bürgersteige nun hügelig und wellig. „Und die Situation mit der Vermüllung ist eine Katastrophe. Manchmal finden wir Essensreste und Abfälle wie Knochen in unserem Garten. Diese haben wahrscheinlich Vögel aus dem Müll gepickt und in die Umgebung getragen.“

Anwohner in Köln-Longerich kritisieren das Bauprojekt

Der Anwohner kritisiert das Nachverdichtungsprojekt, wie es in der Fachsprache heißt, auch grundsätzlich: Hierdurch sei viel Grün verloren gegangen, und es seien Luftschneisen durch das Viertel zugebaut worden. „Angesichts dessen, dass der Rat der Stadt Köln den Klimanotstand ausgerufen hat, ist es völlig unverständlich, dass solch ein Projekt genehmigt wurde“, findet er.

Zudem fehlten den Objekten die Tiefgaragen; eine Reihe von anmietbaren Parkplätzen unter freiem Himmel hat die LEG auf ihrem Grundstück angelegt. Zu befürchten sei, dass die Neubewohner auf die Straßen im Umkreis auswichen.

Köln: „Mülltourismus“ als Ursache für das besonders hohe Müllaufkommen

Die LEG bestätigte auf Anfrage dieser Zeitung, die Fahrbahn- und Bürgersteig-Schäden zu beseitigen. „In Bezug auf die Schäden im Bereich der Straßen – Gehweg, Borde, Fahrbahn, Parkstände –, ist vor Beginn der Baumaßnahme eine sogenannte Beweissicherung vorgenommen worden“, erläutert Mischa Lenz, Pressesprecher der LEG-Gruppe.

„So werden Schäden in den Bereichen, die nachweislich durch die Baumaßnahme entstanden sind, in unserem Auftrag beseitigt. Dementsprechend notwendige Restarbeiten wurden bei der Abnahme am 23. Februar festgelegt und werden zeitnah (teilweise in Abhängigkeit von der Witterung) durch eine von uns beauftragte Fachfirma durchgeführt.“

Auch dem Thema Müll werde man sich widmen. „Wir erneuern einige Müllstandorte, um zukünftig Raum für mehr Kapazitäten zu haben, etwa an der Stirnseiten der Gebäude August-Haas-Straße 7 und 21 sowie an den Neubauten. Die Arbeiten sind bereits überwiegend abgeschlossen.“ Die Müll-Stellplätze würden in den nächsten Tagen gereinigt.

Für die in den vergangenen Tagen besonders angespannte Lage sei jedoch auch der Streik der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) im Rahmen der Tarifrunde im öffentlichen Dienst ein Grund. Auch „Mülltourismus“ vor Ort sei eine Ursache für das besonders hohe Müllaufkommen gewesen – Anwohner von außerhalb hätte ihren Abfall in die an der Straße stehenden Tonnen geworfen.


Die LEG

Die LEG ist in Deutschland eines der führenden Wohnungsunternehmen. Sie hat 167.000 Wohnungen in ihrem Bestand, in denen rund 500.000 Mieterinnen und Mieter leben. In 210 Städten in NRW und darüber hinaus verwaltet die LEG Wohnungen. 1800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten bei der LEG, der ehemaligen Landesentwicklungsgesellschaft, die im Jahr 2006 privatisiert wurde. (rah)