Mitglieder der Kultband „Elemt of Crime“ gründeten 2021 ein neues Musikprojekt, das in Köln für Begeisterung sorgte.
Fesselndes KonzertTrio „Regener Pappik Busch“ verwandelt Kölner Kirche in einen Jazz-Club

Sven Regner (l.), Richard Pappik (r.) und Pianist Ekki Busch stehen seit Jahrzehnten zusammen auf der Bühne.
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Der Künstler Sven Regener ist ein Multitalent: Mit zehn Jahren lernte er Gitarre spielen, mit 15 Trompete, mit 24 kam Klavier hinzu. Seit 2001 ist er auch als Schriftsteller tätig, und schon sein Debüt-Roman „Herr Lehmann“ wurde ein Kassenschlager. Die meiste Zeit seines künstlerischen Lebens aber widmete der gebürtige Bremer der Kultband „Elemt of Crime“ (EoC): Nach dem Umzug von Bremen nach Berlin spielte Regener zunächst in Post-Punk-Bands, wandte sich dann aber 1985 mit der Gründung von EoC schönen, manchmal rauhen, oft melancholisch angehauchte Liedern zwischen Jazz, Folk, und Blues zu. EoC besticht unter anderem durch poetische deutsche Texte, etwas schnodderig gesungen von Regener, der hier auch Trompete spielt.
Seit fünf Jahren leben drei EoC-Mitglieder zudem in einem musikalischen Nebenprojekt ihre Liebe zum klassischen Jazz aus: „Regener Pappik Busch“ wurde 2021 ins Leben gerufen und veröffentlichte bislang drei Alben. Hier beschränkt sich Sven Regener ganz aufs Trompetespielen und steht dabei in engem musikalischen Austausch mit dem 69-jährigen Schlagzeuger Richard Pappik (seit 39 Jahren bei EoC), sowie Pianist Ekki Busch (Jahrgang 1964), der EoC seit 34 Jahren begleitet.
Sven Regener in der Kulturkirche Köln
Am Dienstag gastierte „Regener Pappik Busch“ (RPB) in der Kulturkiche Köln. Das Konzert begann mit „Freddie Freeloader“ von Miles Davis‘ „Kind of Blue“, doch zunächst musste sich die Band auf die hallende Akustik in der Lutherkirche einstellen: Das Schlagzeug von Richard Pappik klang anfangs wenig jazzig akzentuiert und etwas laut. Und auch wenn es Pianist Ekki Busch gelang, Akkorde, Melodie und Bass-Linie auf dem schwarzen Flügel gleichzeitig zu spielen, fehlte beispielsweise allein durch das laute Schlagwerk im Arrangement der wirklicher durchsetzungsstarke „Walking Bass“ des Originals – klassischerweise in Form eines Kontrabasses.
Mit „Fields of Light“ legte das Trio ihr titelgebendes Lied des im März 2025 erschienen dritten RPB-Albums nach. Zunehmend adaptierten sich die drei Musiker an die für minimalistische Instrumentalisierung im Grunde dankbare, weil sehr tragende Akustik der Lutherkirche. Spätestens ab „‘Round Midnight“ (Thelonious Monk), welches das Trio schon 2021 für sein Debüt-Album „Ask Me Now“ eingespielt hatte, zeigten RPB, wie klanglich dicht und musikalisch tight sie spielen können. Nichts fehlte jetzt mehr, alles stimmte. Insbesondere der zweite Teil des von einer 20-minütigen Pause unterbrochenen Konzertes nahm die 300 Gäste in der gut gefüllten Lutherkirche spürbar gefangen und hätte ebensogut auf jedem Jazzfestival überzeugen können.
Die nur spärlich an der Chor-Kuppel bunt angestrahlte Kirche wurde allmählich sozusagen zu einer Jazz-Kneipe um drei Uhr morgens: Regener, ganz in Schwarz, machte nur spärliche Ansagen, blickte ab und zu auf seine Setlist, die er als winziges Zettelchen in der Hemdtasche trug, und verbrachte ansonsten die meiste Zeit fläzend auf einem einfachen schwarzen Holzstuhl, während er Trompete spielte und ganz in die Musik vertieft war.
Der 64-Jährige wiegte sich versunken zu den Soli seiner Band-Kollegen, beleuchtet nur von wenigen Spots und farbigen Lichtern im Nebel. Ein Nebel, der an den dichten Zigarettenrauch einer Jazz-Spelunke alter Zeit erinnerte. Musikalisch kam sowohl Getragenes und Melancholisches, aber auch treibender Jazz unter anderem aus den Federn von Miles Davis, Billie Holliday, Thelonious Monk, Horace Silver und eben Eigenkompositionen von RPB zu Gehör.
Einer der musikalischen Höhepunkte war „Song For My Father“ von Horace Silver, der letzte Song im regulären Set – ebenfalls enthalten auf dem jüngsten RPB-Album. Nach gut 100 Konzertminuten „netto“ entließen RPB die Fans, welche sie mit stehenden Ovationen feiern, mit „Blue Monk“ in die Nacht.