Wahlkampf in KölnHunderte Gäste sehen Baerbock in Nippes – Störer beim Auftritt
Köln – Seit Beginn des Wahlkampfs sehen sich die Grünen heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Auch beim Auftritt ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (40) am Donnerstagabend auf dem gut gefüllten Wilhelmplatz in Nippes versuchten einige Kritiker, mit lautstarken Zwischenrufen und Trillerpfeifen die Redner aus dem Konzept zu bringen.
Das bekam auch Bestsellerautor Frank Schätzing (64) zu spüren, der eindringlich davor warnte, den Klimawandel zu ignorieren, denn irgendwann sei der Kipppunkt erreicht, an dem etwa das Abschmelzen des Grönlandeises nicht mehr gestoppt werden könne. Als ihm „Lügner“ und „Halt die Klappe“ entgegenschallten, befand er: „Köln ist normalerweise nicht so.“ Von der Menge erntete er dafür begeisterten Applaus.
Hunderte Gäste kamen zu Baerbocks Auftritt
Mehrere hundert Menschen, darunter viele Kinder, lauschten Baerbocks halbstündiger Rede, sie sprach von 1500 Personen auf dem Platz. Als sie auf die wiederholten Störungen einging und ihre Gegner zu einem fairen demokratischen Umgang aufrief, skandierte die Menge wie im Fußballstadion in Richtung der Störer: „Ihr könnt nach Hause gehen...“
Inhaltlich war erwartungsgemäß der Klimaschutz zentrales Thema. „Wir haben es in der Hand, alles dafür zu tun, die Klimakrise in den Griff zu kriegen. Das ist die Aufgabe der nächsten Bundeskanzlerin“, so Baerbock. Union und SPD hätten das Land mit Ausreden und Realitätsverweigerung „in eine Sackgasse“ gebracht. Mit Parteien, die Klimaschutz nur auf Plakate schreiben, aber nicht anpacken würden, komme man nicht weiter.
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Verzicht des Einzelnen forderte Baerbock nicht explizit – sie legte den Schwerpunkt darauf, die Industrie klimaneutral zu machen. Die sei längst weiter als CDU und SPD und warte nur auf richtige Rahmenbedingungen von der Politik, um in Zukunftstechnologie zu investieren, die Jobs sichert. Der Kohleausstieg müsse auf 2030 vorgezogen werden. „Da kann es kein Herumlavieren mehr geben.“
Grünen-Kandidatin will zehn Milliarden Euro einsetzen
Auch soziale Fragen kamen nicht zu kurz. Sie werde zehn Milliarden Euro zur Bekämpfung von Kinderarmut einsetzen, einen Mindestlohn von 12 Euro einführen (derzeit 9,60 Euro) und die 35-Stunden-Woche in der Pflege durchsetzen, versprach Baerbock. Zur Finanzierung wolle man den Spitzensteuersatz erhöhen.
Ein Mädchen fragte sie, ob sie selbst klimaneutral lebe. Baerbock erzählte, sie nutze ein E-Lastenrad. Ihre Tochter kritisiere sie zwar dafür, dass sie sich nicht vegetarisch ernähre. Aber sie esse manchmal eben gerne ein Wurstbrötchen. Es komme jetzt vor allem darauf an, schnell die Wirtschaft klimaneutral zu machen, saubere Autos zu produzieren und aus der Kohle auszusteigen, betonte Baerbock.