Forderung der BV Nippes„Schillplatz“ soll seinen Namen bekommen
Nippes – Gerade wenn die Abende wieder länger und lauer werden, macht der „Schillplatz“ den Eindruck eines erweiterten Wohnzimmers für die Nachbarschaft. Während die eine Hälfte des Platzes von der Außengastronomie der beiden Lokale „Morio’s“ und „Gernot’s“ in Beschlag genommen wird, nutzen Kinder die restliche Platzfläche um Fangen zu spielen oder mit Kreide auf dem Asphalt zu malen. An den Bänken am Rand treffen sich die Erwachsenen, um den Tag bei einem Plausch mit Feierabendbier ausklingen zu lassen. Sobald es dämmrig wird, treffen sich die Teens und Twens auf dem Pflaster und lassen ihre Weinflaschen kreisen.
Niemand hier zweifelt daran, dass der Platz „Schillplatz“ heißt, so wie es sich bereits seit Jahrzehnten eingebürgert hat – doch bis heute trägt der Ort offiziell überhaupt keine Bezeichnung.
Das soll sich nun ändern: In einem gemeinsamen Antrag hatten die drei Fraktionen von SPD, CDU und Grüne in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Nippes die Verwaltung gebeten, das Areal zwischen Mauenheimer Straße, Schillstraße und Simon-Meister-Straße auch offiziell als „Schillplatz“ zu benennen. „Das ist etwas, das wir uns schon sehr lange wünschen und die Verwaltung hat uns eine wohlwollende Prüfung zugesagt“, äußerte sich Bezirksbürgermeister Bernd Schössler zu dem Antrag.
Ein Platz mit Geschichte
Beim Stadtteilhistoriker und Autor Reinhold Kruse, der sich seit langem aus Leidenschaft mit der Geschichte von Nippes auseinandersetzt, rennt Schössler damit offene Türen ein: Schon 1995 schrieb er in einem Buch über den „Schillplatz“ und den benachbarten Erzbergerplatz, dass der Platz es verdiene, „seine Anführungszeichen endlich zu verlieren“.
Denn trotz seiner Namenlosigkeit kann der Platz durchaus auf eine weit zurückreichende Historie zurückblicken: Bereits auf Karten von 1779 ist er in dem damals noch ländlich geprägten Areal zwischen Mauenheimer Straße und den Vorläufern von Schillstraße und Simon-Meister-Straße als Freifläche verzeichnet. „Auf den Karten ist zu erkennen, dass es von dieser Freifläche aus wohl einen Zugang zum angrenzenden Weiher gegeben haben muss, der zu dieser Zeit hier lag, wahrscheinlich als Pferde- oder Viehtränke“, mutmaßt Kruse.
Als sich Nippes um 1900 herum zur urbanen Siedlung entwickelte und der Weiher trocken gelegt wurde, blieb der Platz auch nach der Festlegung der Baufluchtlinien der drei sich hier kreuzenden Straßen eine Freifläche. „Möglicherweise sollte er wegen der Kirche St. Heinrich und Kunigunde erhalten bleiben, um Prozessionen zu ermöglichen und Platz für Festgesellschaften zu schaffen“, spekuliert Kruse.
Heute ein Veedelstreffpunkt
In seiner heutigen Form entstand der Platz aus einer Umgestaltung, die bereits 1977 vom Stadtplanungsamt beschlossen worden war. Zu diesem Zeitpunkt befand sich an der Kreuzung eine dreieckige Verkehrsinsel, deren Lage und Grundriss noch heute anhand der Bäume auf dem Platz nachvollzogen werden kann. 1985 wurde die Umgestaltung schließlich in die Tat umgesetzt – und schon 1988 wurde er in einer Broschüre der Stadt als Schillplatz bezeichnet.
Zum Veedelstreffpunkt entwickelte sich der Platz vor allem durch die Außengastronomie der beiden Lokale, erinnert sich Kruse. „Anfangs bildeten sich noch Initiativen, die dagegen waren, weil sie den Lärm fürchteten“, sagt er. Davon ist inzwischen keine Rede mehr: Neben dem üblichen abendlichen Trubel finden auch Veranstaltungen wie Tango-Tanzabende oder Open-Air-Gottesdienste statt, im Winter baut der Nippeser Bürgerverein hier seinen Nikolausmarkt auf. „Ist doch schön, wenn man hier den jungen Leuten zugucken kann“, meint eine ältere Dame aus der nahen Hogenbergstraße, die es sich auf einer der Bänke gemütlich gemacht hat.
Auch Florian Michauck hat viel Gelegenheit, dem Treiben auf dem Platz zuzusehen. Er ist Mitarbeiter bei „Tasty Pasty“, das britische Spezialitäten wie Scones und herzhafte Pasteten anbietet und seit etwa einem Jahr das gastronomische Angebot des Platzes ergänzt. Durch die offen gehaltene Ladenfront hat er den Platz immer im Blick. „Wir haben gerade unser Öffnungszeiten verlängert, weil es hier vor allem abends richtig voll wird“, meint er. Die offene Atmosphäre weiß er zu schätzen: „Ich wohnte vorher in Lindenthal, da gab es so etwas nicht.“ Obwohl es in den Abendstunden seiner Beobachtung nach vor allem ein junges, studentisch geprägtes Publikum ist, das den Platz nutzt, sieht er nicht die Gefahr von Exzessen. „Es ist trotzdem eine sehr ruhige, entspannte Atmosphäre. Und irgendwann leert es sich dann auch. Das ist hier nicht der Brüsseler Platz.“