Unter dem HammerMühlenhof in Köln-Longerich wird am Donnerstag versteigert

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Schon seit Jahren verwahrlost der historische Mühlenhof zusehends.

Köln-Longerich – Schon seit etlichen Jahren liegt der altehrwürdige Mühlenhof an der Wirtsgasse 2, Ecke Longericher Hauptstraße, im Dornröschenschlaf. Im großen Innenhof des aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammenden Gehöfts hat sich über die Jahre ein wahrer Dschungel gebildet; im Hof stehen Autowracks, ein alter Entrümpelungs-Container und jede Menge Müll liegt auf den Wegen.

Prachtvolle Anlage im Dornröschenschlaf

Das Erdgeschoss des Gebäudetrakts zur Longericher Hauptstraße scheint unbewohnt; durch fast blinde Fenster erblickt man Gerümpel im Inneren. Von der Straße ist gar nicht zu erkennen und zu erahnen, um welch weitläufige und – eigentlich – prachtvolle Anlage es sich handelt. Sie besteht aus Gutshaus, dem ehemaligen Gesindehaus, einem alten Pferdestall und weiteren Stallungen, einer Scheune und der ehemaligen Wohnung des Melkers.

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Im Garten stehen Autowracks und ein alter Abbruchcontainer.

Seit dem 3. März 1989 steht das Ensemble, das in früheren Zeiten tatsächlich eine Wassermühle beherbergte, unter Denkmalschutz. Die eigentlichen Probleme bestehen jedoch schon seit Jahrzehnten: Schon 1983 bezeichnete der Stadtteilchronist Hans Egon Meyer in seinem Aufsatz „Longerich, einst Bauerndorf – heute Stadtteil“ den Mühlenhof als „heute stark renovierungsbedürftig“. „Schon seit rund zehn Jahren ist hier nichts mehr los“, meint eine Nachbarin im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich kann mich noch erinnern, wie früher im Hof immerhin mal Marktstände waren.“

Zwangsversteigerung beim Amtsgericht Köln

Nun könnte sich etwas verändern – denn das Ensemble steht am  Donnerstag, 15.45 Uhr, zur Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Köln an. In der Außenstelle im Gebäude des Oberlandesgerichts am Reichenspergerplatz 1 soll das Gebäude, das mit einem Verkehrswert von 1,48 Millionen Euro taxiert ist, einen neuen Eigentümer erhalten. Wenn es nach dem Willen der Bezirksvertretung Nippes geht, soll die Stadt dieser werden: Einstimmig votierte die Runde für einen Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion.

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Das Erdgeschoss des Mühlenhofs scheint unbewohnt.

Demnach soll die Verwaltung kurzfristig den Erwerb des Gehöfts prüfen und die notwendigen politischen Beschlüsse einholen. Als zukünftige Nutzung soll Wohnraum im unteren Preissegment, Mehrgenerationen-Wohnen sowie besonders für ältere Menschen geeignete Wohnungen im Ensemble entstehen. „Der Wille aller ist, an diesem Punkt keine zweite Villa Fühlingen entstehen zu lassen“, betonte Antragsteller Ulrich Müller (SPD).

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Bei dem Nutzungskonzept solle man sich am geglückten Verfahren beim Petershof in Müngersdorf orientieren, wo genossenschaftlicher Wohnraum für rund 50 Menschen, eine Kita sowie kleinere Gewerbebetriebe entstehen; beide Anlagen sind in etwa vergleichbar. „Das Verfahren beim Petershof in Müngersdorf ist vorbildhaft, da sollten wir uns dran orientieren.“ Der neue Sprecher der Seniorenvertretung, Horst Peters, zeigte Sympathien für die Initiative. „Wir begrüßen das Vorhaben als Seniorenvertretung ausdrücklich.“

Sanierungsbedarf ist unklar

Schwierig dürfte allerdings einzuschätzen sein, wie sich der Mühlenhof in seinem Inneren präsentiert, und wie viel Sanierungs- und Denkmalpflege-Bedarf beim Mühlenhof tatsächlich besteht. Denn auch für das Exposé im Auftrag des Gerichts gewährte der Schuldner keinen Zutritt zum Gelände. Deshalb, so das für das Gutachten federführende Sachverständigenbüro Seitz, könne der Zustand des Gebäudes nur dem äußeren Anschein nach beurteilt werden. Laut einer telefonischen Aussage des Noch-Eigentümers aus dem Jahre 2019 sei das Objekt unbewohnt; im Innern des Objektes lägen Schäden aus Zerstörungswut vor.

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