Eine FKK-Anlage im Blücherpark und ein Bordell im Umfeld – auch das gehört zu der Geschichte des Parks in Bilderstöckchen.
FKK-Anlage und BordellBlücherpark in Bilderstöckchen wird 111 Jahre – Chronik hält Geschichte fest
„Wenn man mit offenen Augen durch den Blücherpark geht, entdeckt man doch das eine oder andere Detail“, berichtete Reinhold Kruse vor den rund 40 Gästen der Vorstellung der Park-Chronik im Pfarrheim St. Franziskus.
Zum Beispiel die Denkmalsockel an den Seiten der großen Treppe, die vom Rosengarten in der Mitte des Parks hinunter zur großen Wiese nördlich des Kahnweihers führt. „Der Garten-Architekt Fritz Encke hatte sie einst geplant, damit dort Denkmäler gesetzt werden können, doch sie wurden nie belegt“, erklärt Kruse. Oder die Fundamente des 1925 eröffneten, heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Park-Restaurants von Gustav Döring, auf die Kruse auf der Wiese nahe dem Parkgürtel stieß.
Bau des Blücherparks begann 1910
Pünktlich zum 111-jährigen Bestehen des Blücherparks, der am 1. Juli 1913 offiziell eröffnet wurde, hat Kruse mit der Geschichtswerkstatt Bilderstöckchen, die sich in der Regel monatlich trifft, ein umfangreiches Buch veröffentlicht: „Der Blücherpark in Köln-Bilderstöckchen – eine Chronik mit Fotos, Fakten und Verzällcher aus über 111 Jahren“ heißt das 240-seitige Werk.
Von der Entstehung des Parks, dessen Bau ab 1910 begann, über die Entwicklung durch die Jahrzehnte bis ins Jetzt geht der sowohl interessante als auch amüsante Streifzug durch die Historie. Es sei eine Chronik, die beweise, dass die damaligen Ziele eines „Sozialen Grüns“ zur Erholung der Stadtbevölkerung „über elf Jahrzehnte hinweg bis zum heutigen Tage mit Lebendigkeit und Lebensfreude erreicht wurden – und täglich neu gelebt werden“, betonte Brigitte Jantz, Sozialraumkoordinatorin von Bilderstöckchen. „Es ist nun die am besten dokumentierte Grünanlage in Köln“, lobte Joachim Bauer, früherer stellvertretender Leiter des Grünflächenamts.
Rund 400 Stunden Recherche-Arbeit
Der Archivar, Chronist und Autor Kruse, der seit 1988 die Geschichte von Nippes, Bilderstöckchen und Mauenheim – dem Gebiet der früheren, 1199 erstmals erwähnten „Herrlichkeit Mauenheim“ – aktiv erforscht, hat sogar eine persönliche Bindung zum Park: 1982 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Freizeit-Fußballgruppe „Dynamo Blücherpark“, die im Park kickte.
Rund 400 Stunden investierte er in seine Recherche, die in unter anderem in Archive, Bibliotheken und auf Postkartenbörsen führte; neben Zeitungsartikeln aus der kompletten Zeit seit Park-Eröffnung sichtete er auch private Fotoalben.
Viele Paare lernten sich im Blücherpark kennen
„Ganz wichtig war mir nämlich, wie die Kölner Bürgerinnen und Bürger den Blücherpark erlebt haben“, sagt Kruse. „Ich habe neben Fakten und Fotos auch viele Verzällcher zusammengetragen.“ Bereits vor fünf Jahren hatte er dazu aufgerufen, altes Material zur Verfügung zu stellen – was auf überragende Resonanz traf. „Es sind wirklich Raritätchen, die da ans Tageslicht gekommen sind“, resümierte er. „So viele Paare haben sich im Blücherpark kennengelernt, das glaubt man gar nicht.“
Bereits 1913 habe die Kahnstation am Blücherpark-Weiher eröffnet. „Auch am heutigen Standort des Kiosks befand sich damals bereits ein Büdchen.“ An vielen Stellen zeichnet das Buch nicht nur die Park-, sondern auch ein Stück Stadtgeschichte nach – etwa die Entwicklung der einstigen „Flughafenstraße“ vom Dom zum Butzweilerhof, die am Park entlang führte und schließlich bis 1975 zur heutigen Autobahn 57 ausgebaut wurde.
Im Zuge der Gründung von Bilderstöckchen als eigener Kölner Stadtteil 1969 wechselte der Park aus dem Gebiet von Neuehrenfeld hinüber in den Stadtbezirk Nippes, die Autobahn ist heute Bezirksgrenze. Er bedauere, dass es gegen den Autobahnlärm im Park trotz großem politischen Einsatz immer noch keine Lösung gebe, so Kruse.
Einst befand sich übrigens mit dem „Licht-, Luft- und Sonnenbad“ auch eine FKK-Anlage am Rande des Parks, wie er bei seinen Recherchen erfuhr. „Ein Nachfahre des Gelände-Betreibers meldete sich bei mir. Leider riss der Kontakt jedoch ab“, so Kruse. Auch ein Bordell im Umfeld der Anlage erregte in den 1960er-Jahren manche Gemüter. „Geh zum Bruhns, denn alle tun's“, zitierte ein Gästepärchen schmunzelnd einen gängigen Spruch aus dieser Zeit.
Das Buch ist für 30 Euro an der Kahnstation im Blücherpark, bei „aktiongruen“ an der Blücherstraße 3 sowie in Reinhold Kruses Antiquariat, Schillstraße 7, erhältlich. Der Autor ist unter Telefon 763148 und per E-Mail erreichbar. reinholdkruse@t-online.de