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Neues BuchSo betrachten Kölner Comic-Künstler die Domstadt

Lesezeit 2 Minuten

Dunkle Seiten der Stadt: Peter Hoffmann hat den Jugendpark wie in einem Kriminalstück gezeichnet.

Köln – Comics lassen nicht bloß Kinder- und Teenageraugen erstrahlen, sondern ermöglichen es auch Erwachsenen, einen völlig neuen Blick auf eigentlich Bekanntes zu richten. In dem Buch „Mit Comics durch Köln“ hat Leo Leowald, der mit der Webseite zwarwald.de einen der dienstältesten deutschen Comicblogs betreibt, mit 23 Kollegen Lieblings- und Hassorte gezeichnet. In der Gesamtschau ist Köln aus bekannten und doch ungewohnten Perspektiven zu sehen. Und das nicht bloß, weil das Titelbild bereits vorweg nimmt, dass das Buch „garantiert ohne Dom“ auskommen wird.

Erholung vor der Haustür: Dirk Meissner hat die Rodenkirchener Riveira ins Bild gesetzt.

Stattdessen geht es mit Dirk Meissner an die Rodenkirchener Riviera – seinem Protagonisten war es an der Côte d’Azur einfach zu teuer. Anschließend entflieht man mit Mano Mie (Mona von Minning) und Stefanie Schrank auf dem Herkulesberg dem Krach und den Gestank der Innenstadt, begibt sich mit Peter Hoffmann auf einem psychedelischen Horrortrip durch den Jugendpark, erinnert sich mit Tristan Wilder an die langsam der Gentrifizierung zum Opfer fallenden Ehrenfelder Club-Kultur oder beobachtet fasziniert, wie Schilling & Blum Godzilla (oder wie hier op Kölsch: Jodzilla) auf den Barbarossaplatz treten lassen, wodurch sich die japanische Rieseneidechse erst einmal Tetanus einfängt und stirbt. Und der Herausgeber selbst lässt sein Comic-Alter-Ego auf der Rodenkirchener Brücke über den Sinn und Unsinn von Stammkneipen sinnieren.

Erholung vor der Haustür: Dirk Meissner hat die Rodenkirchener Riveira ins Bild gesetzt.

Es ist eine erfrischende Mischung an bekannten Namen und Newcomern, die Leowald für diesen unterhaltsamen Band zusammengetrommelt hat. Mit gerade einmal zwölf Jahren ist etwa Nico Schoberth der Jüngste im Bunde und bringt den Lesern mit dem „Kap 686 Skateplaza“ und der Hundewiese im Beethovenpark gleich beides, seinen Lieblings- und seinen Hassort, näher.

Tolle Aussicht: Mona von Winning alias Mona Mie hat den Blick auf die Stadt vom Herkulesberg in Szene gesetzt.

Weitere mitwirkende Künstler: 18Metzger, Franziska Becker, Martin Böer, Brü, Isi Hansen, Claus Daniel Herrmann, Alex Jahn, Ralf König, Vera Langer, Ferdinand Lutz, Jacquie Mundri, Markus und Alinah Rockstroh, Heribert Schulmeyer, Kristina Stroh, Maren Trey und Georg von Westphalen. Hella von Sinnen, die „Asterix op Kölsch“ mit übersetzt hat, hat das Vorwort beigesteuert. Wenn es also normalerweise heißt, dass viele Köche den Brei verdürben, so lässt sich dieses Sprichwort keineswegs auf „Mit Comics durch Köln“ übertragen.

Dem Japanischen Kulturinstitut und seinem Schattendasein widmen sich Michael Schilling und Jan Blum.

Im Gegenteil: Sorgt die Vielzahl an Künstler doch erst für den facettenreichen Querschnitt durch die Stilarten und Bandbreite der Szene und bildet somit auch die Vielseitigkeit der Stadt selbst vortrefflich ab.

Leowald, Leo (Hrsg.): „Mit Comics durch Köln. 24 Kölner*innen zeichnen Lieblings- und Hassorte“, Emons Verlag, 160 Seiten, 15 Euro.