Lilly Hoffmann erkrankte mit 15 an Magersucht - Yoga half ihr dagegen anzukämpfen. Am 11. März erscheint ihr Buch „Yoga bei Essstörungen“.
BucherscheinungKölner Autorin erklärt, wie Yoga bei Essstörungen helfen kann
Essstörungen zählen zu den häufigsten chronischen psychischen Störungen im Erwachsenenalter, die sich oftmals bereits im Jugendalter oder jungen Erwachsenenalter entwickeln. Lilly Hoffmann (27), Yogalehrerin und neuerdings Autorin, weiß, was es bedeutet, eine Essstörung zu haben. Sie erkrankte im Alter von 15 Jahren an einer Anorexie Nervosa (sogenannte Magersucht), die ihr Leben stark bestimmte.
Ihr Arzt riet ihr damals, einen Yoga-Kurs zur therapeutischen Begleitung und sportlichen Betätigung zu besuchen. Denn Yoga entfalte bei Essstörungen nachweislich positive Wirkungen und sei zudem körperlich nicht zu belastend. „Ich habe in dem Yoga-Kurs damals gemerkt, was für einen großen Effekt Yoga auf meinen Heilungsprozess hat“, so Hoffmann.
Heutzutage seien Essstörungen immer noch sehr scham- und vorurteilsbehaftet, was dazu führe, dass Betroffene über ihre Erkrankung nicht sprechen oder sie klein reden würden, so die Yogalehrerin. Aufgrund der Stigmatisierung, ihrer persönlichen Krankheitsgeschichte und ihren heilsamen Erfahrungen mit Yoga entschied sich die 27-Jährige im Jahr 2016, eine Yoga-Ausbildung zu beginnen. Seither unterrichtet sie in verschiedenen Studios und bietet online Yoga-Kurse für Betroffene an.
Am 11. März erscheint zudem ihr erstes Buch „Yoga bei Essstörungen“, in dem sie die psychologischen Hintergründe von Essstörungen aufschlüsselt, eigene Erfahrungen reflektiert und ihren persönlichen Heilungsweg mit anderen teilt. Es ist ein Buch von einer Betroffenen für Betroffene, das dazu einladen soll, Yoga als Heilungspraxis auszuprobieren.
Essstörungen als Symptom anderer Belastungen
Zu den verschiedenen Formen einer Essstörung zählen die Anorexie (Magersucht), die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und die Binge-Eating-Störung, bei welcher Betroffene unter wiederkehrenden Essanfällen leiden. Meist ständen hinter einer Essstörung unangenehme Gefühle und Gedanken, die Betroffene durch das ungesunde Essverhalten versuchen zu kontrollieren, erklärt Hoffmann. Studien zeigen, dass insbesondere sanfte Yoga-Formen als hilfreiche Begleittherapie bei Essstörungen dienen können. Yoga sei wertvoll, um mit dem eigenen Körper stärker in Verbindung zu treten, die körpereigenen Signale besser wahrnehmen zu können und ein positiveres Selbstbild zu entwickeln.
„Ganz häufig sind Essstörungen verbunden mit einem Körpergefühl, das sehr negativ und verfälscht ist. Man hat zum Beispiel das Gefühl, das man übergewichtig ist. Rein objektiv ist das aber nicht so. Regelmäßig praktizierte, sanfte Yogaübungen können dabei helfen, ein realistischeres Körpergefühl zu erlangen und Signale wie Hunger oder Sättigung besser wahrzunehmen“, so die Autorin.
Als Ursprung für die weite Verbreitung von Essstörungen sieht die Yogalehrerin das starke Leistungsprinzip, das in unserer Gesellschaft herrsche. „Wir kriegen oft schon sehr früh beigebracht, dass Disziplin, Leistung und Durchhaltevermögen Zutaten sind, die uns zu glücklichen Menschen machen. Sanfte Faktoren wie Entspannung und Ruhe werden dabei meistens vernachlässigt.“ Zusätzlich sei die Coronapandemie eine Art Brandbeschleuniger gewesen, da damals viele Menschen unter einem Gefühl des Kontrollverlustes litten. Laut ihr würden Essstörungen häufig aus dem Gefühl entstehen, etwas kontrollieren zu wollen und Essen lasse sich eben sehr gut kontrollieren.
Yoga eigne sich aber nicht nur für die Behandlung von Essstörungen, da es zu einer tiefen Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper führe. Sondern auch, weil Yoga-Praktiken auf der geistigen und seelischen Ebene ansetzen würden. „Über den Zugang zum Körper kann man im nächsten Schritt zu seinen Gedanken und Gefühlen finden. Yoga hilft dabei, im Hier und Jetzt anzukommen und zu lernen, Gefühle und Gedanken besser aushalten zu können. Auch wenn sie negativ und herausfordernd sind“, erklärt die heutige Yogalehrerin. Zu Spüren und zu verstehen, dass Schmerzen vergänglich sind, könne laut Hoffmann sehr heilsam sein und den Heilungsprozess unterstützen.
Hoffmann betont aber auch, dass Yoga nicht allein ausreiche, um Essstörungen zu überwinden. Aus diesem Grund bietet die Yogalehrerin ihre „Yoga bei Essstörung“-Kurse überwiegend für diejenigen an, die bereits in einer psychotherapeutischen Behandlung sind oder sich zumindest bewusst darüber sind, dass sie unter einer psychischen Erkrankung leiden und Hilfe brauchen. Das Online-Konzept der 27-Jährigen, das sie mithilfe ihrer persönlichen Erfahrungen und dem Fachwissen aus ihrem praxisorientierten Psychologie-Studium entwickelt hat, umfasst sieben Kurseinheiten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten und kostet 50 Euro.
„Yoga bei Essstörungen“, erscheint am 11. März im BALANCE Buch + Medien Verlag, 160 Seiten, 22 Euro.