Köln war einmal dem Wein verfallen und sorgte mit einem Gebäude - nicht dem Dom - Anfang des 20. Jahrhunderts europaweit für Schlagzeilen. Dem kann nun in besonderen Führungen nachgegangen werden.
Neue Stadtführungen in KölnSo kennt kaum einer die Domstadt
Das waren andere Zeiten: 135 Arbeitstage, und das höchste Haus Europas stand. Das Hansahochhaus. 65 Meter hoch. 1925 fertiggestellt. Wenn der Höhenrekord auch nur wenige Wochen hielt, ein Fotograf, der mittlerweile zu den bedeutendsten seiner Zunft zählt, ließ es sich nicht nehmen, vom Dach des Hansahochhauses sein Objektiv über seine Heimatstadt schweifen zu lassen: August Sander. Es ihm heute nachzutun, ist nur wenigen vergönnt, denn der expressionistische Bau ist nicht öffentlich zugänglich, es sei denn im Rahmen einer Führung, angeboten von der SK Stiftung Kultur in der Tourenreihe „Urlaub in Köln“.
„Ort, die einen Zauber haben“
„Mit August Sander durch Köln“ heißt die Führung, zu der auch auf dem Hansahochhaus Station gemacht wird. Sie findet am 5. Juli statt, an diesem Tag fällt auch der Startschuss für die Reihe „Urlaub in Köln“. Die läuft bis zum 21. Juli und vereint nicht weniger als 52 Touren. Der Anspruch der Reihe ist laut Priska Höflich von der SK Stiftung Kultur: „An Orte in Köln zu führen, die nicht jeder kennt, die einen Zauber haben.“ Ein Garant dafür, diese außergewöhnlichen Orte zu finden, ist der Buch- und Rundschau-Autor Bernd Imgrund. Er hat seinen ganz eigenen Blick auf seine Heimatstadt, den er unter anderem in drei Publikationen im Greven-Verlag vermittelt.
Diese Bücher sind auch Grundlage für Führungen. In „Luftfahrtgeschichte - Vom Butz zur Kunibertsrampe“ (7. Juli) wird unter anderem auf die Zeit abgehoben, in der Wasserflugzeuge in Köln auf dem Rhein unter großem Publikumsinteresse landeten. Mit der Führung „Die Spur des Weins“ (18. Juli) stellt Imgrund klar, dass die Kölner nicht immer dem Kölsch verfallen waren. Im 17. Jahrhundert war ein Viertel der Fläche innerhalb der Stadtmauern mit Reben bepflanzt. Bei der Führung „Besondere Bäume“ ist Imgrund unter anderem auf den Spuren des Künstlers Joseph Beuys unterwegs. Wer wissen will, wie das zusammengeht, muss am 12 Juli mitgehen.
Der „Effzeh“ darf nicht fehlen
Weitere Titel der Führungen: „Der 1. FC Köln – Schäfer, nach innen geflankt“ (14. Juli), „Das Vergnügungsviertel Riehl“ (13. Juli), „Tour de Deutz“ (19. Juli). Welchen besonderen Blick die Organisatoren auf Köln haben, macht auch die Führung „Die Tänzerin Lotte Berk und das Kabarett Kolibri“ deutlich. Lotte Berk war eine Ausdruckstänzerin, die vor dem Terror der Nazis nach London floh und dort eine Wegbereiterin der Hollywood-Fitness-Königin Jane Fonda wurde. Während Fonda noch heute für Schlagzeilen sorgt, fragt Höflich: „Wer kennt heute noch Berk.“
Die Lieblingstour eines Originals
Und welches ist die Lieblingstour von Experten Bernd Imgrund? Seine „Kneipentour durch Ehrenfeld“ legt er allen Interessierten ganz besonders ans Herz. Die endet nämlich in der Stammkneipe des Kölner Originals. Wer rausfinden will, welche Kaschämm das ist, muss sich am 20. Juli auf den Weg machen. Mit Blick auf die Mobilität gibt es drei Arten von Touren in dem Programm: zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Schiff.
Die Preise für die Teilnahme liegen zwischen 13,50 und 18 Euro. Gebucht werden kann direkt über die Internetseite der Anbieter, dort sind auch alle der über 50 Touren aufgelistet.