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Konzert im PalladiumDie Meute zieht feiernd weiter – Köln feiert mit

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Meute

Großer Auftritt mit fettem Blech: die Meute im Palladium

Die Hamburger Formation ist auch mit dem neuen Album auf Erfolgskurs.

Wer auf Clubmusik steht und gerne zu House und Techno die Nächte durchtanzt, für den dürfte kaum ein Wort spießiger klingen als „Blaskapelle“- zumindest war das bis vor ein paar Jahren so. Bis der Hamburger Trompeter Thomas Burhorn 2015 eine elfköpfige Truppe aus Saxophonisten, Posaunisten, weiteren Blechblasmusikern sowie Schlagzeugern und Percussionisten um sich versammelte, um in der Besetzung einer Marching Band Stücke von DJs verschiedener House- und Techno-Spielarten neu zu arrangieren.

Was auf dem Papier so abwegig klingt, traf offensichtlich einen Nerv: Die ersten Auftritte auf den Straßen des Hamburger Schanzenviertel wurden in den sozialen Medien zu viralen Hits und führten Meute in den folgenden Jahren bis auf die Bühnen internationaler Festivals. Dort sind sie heute ebenso zuhause wie in klassischen Konzertsälen.Die Tour zu ihrem neuen Album „Empor“ führte sie nun ins Palladium. In der ausverkauften Halle hatte sich ein erstaunlich durchmischtes Publikum eingefunden: eben nicht nur studentische Hipster mit einer Vorliebe für abwegige Trends, sondern auch viele jenseits der 40 und sogar 50 – was vielleicht weniger erstaunlich ist, wenn man sich vor Augen führt, dass auch elektronische Musik seit inzwischen mehr als 30 Jahren ein Massenpublikum anzieht. Auf die Zusammenführung zweier Welten, die Meute bieten, können sich offensichtlich viele einigen.

Zurecht, wie schon die ersten Takte zeigen, nachdem sich der Vorhang vor den elf Musikern in ihren roten Bühnen-Outifts gelüftet hat: Die Klänge der analogen Instrumente stehen den maschinellen Synthesizer-Sounds der Originalversionen in nichts nach und erreichen ebenso hypnotische Wirkung. Die Pauke liefert die Bass Drum, Tuba und Saxophon pumpen Bässe, die von der Magengrube direkt in die Füße gehen. Das Publikum tanzt sich schnell warm und feiert die Songs des neuen Albums wie „Vermis“ oder „Anti Loudness“ ab wie die früheren Hits „You & Me“ und „Rej“. Eine große Show liefert die Truppe auf der Bühne nicht - für eine „Marching Band“ stehen die Musiker erstaunlich still, treten höchstens vielleicht mal ein paar Schritte nach vorne oder wechseln die Plätze.

Dem Spaß des Publikums tut es keinen Abbruch, im Verlauf des fast zweistündigen Auftritts steigt die Temperatur in der Halle an. Der Höhepunkt ist erreicht, als die Band von der Bühne herabsteigt und sich unters Publikum mischt, das sich um sie schart wie bei einer Block Party. Der Ausflug endet mit dem Abfeuern zweier Konfetti-Kanonen und das Konzert mit so durchgeschwitzten wie zufriedenen Fans. Christopher Dröge