Das ewige Kind im Mann: Johann König klingt so, als sei er gelegentlich noch im Stimmbruch. Er benutzt Apps, welche zuhause die Türklingel auslösen, damit seine Frau auf den Klingelstreich reinfällt. Der Comedian aus Köln baut Kameras in Kühlschränke ein und beobachtet anschließend den Verbrauch der Familie. Er erklärt mit schelmischem Grinsen, dass er seine Kinder zuhause wohnen lässt, sorgt aber selbst für das Chaos im Wohnzimmer, und schiebt die Schuld auf die Katze.

All diese Tatsachen lassen kaum glauben, dass König bereits die 50 überschritten hat, und dass er einst Lehrer und Krankenpfleger war. Sein seriöses Äußeres – stets im gepflegten Hemd und Stoffhose - und seine nervös-charmante Bühnenpräsenz sind aber bereits Kult, und sein Wortwitz so legendär, dass der Comedian auf seinem Zwischenstopp in Köln am Donnerstag Abend auch in der Mülheimer Stadthalle vor ausverkauftem Haus auftreten konnte. Seine aktuelle Tour heißt „Wer Pläne macht wird ausgelacht!“, und beinhaltet den typischen Comedy-Kosmos von Johann König.

Johann König: Vom täglichen Kampf im Alltag

Typisch für König sind und bleiben die Gedichte und Erzählungen aus seinem Leben, mit Schwerpunkt Familie und Umwelt. Zwischen den einzelnen Nummern trägt Johann König vor seinen Kölner Fans immer wieder kurze wie passende Gedichte vor. Häufiger Tenor: Das Leben mit drei Kindern ist möglich, aber eine einzige Herausforderung. König hofft auf baldigen Auszug der Teenager. Die Ehe ist auch ein täglicher Kampf, aber zuhause ist es trotzdem irgendwie sehr schön. „Es ist so schön, so schön, so schön zuhause. Man muss sich das immer wieder einreden.“ Die Stadthalle tobt.

Allerdings muss der 51-Jährige feststellen, dass sein Charme allein nicht mehr ausreicht, um seine Frau zu überzeugen. „Die Dinge verändern sich einfach. Ich mache oft noch genau das Gleiche wie zu Beginn unserer Ehe, und die Reaktion ist trotzdem mittlerweile eine völlig andere. Wenn ich früher aus der Dusche kam und das Handtuch auf den Boden fallen ließ, war sie begeistert. Heute sagt sie: „Das hebst du aber wieder auf, oder?„“

Johann Köning in Köln: 1000 Zuschauer in der Mülheimer Stadthalle

Der gebürtige Soester stellt sich vor über 1000 Zuschauern in Mülheim jedoch auch grundsätzliche Fragen: Wird das Haus wirklich kleiner, wenn die Kinder größer werden? Was ist effektiver: Kinder, die aus Umweltgründen auf die Schule verzichten oder Eltern, die aus Umweltgründen auf Kinder verzichten? Wie gendert man ein herrenloses Damenfahrrad? Der Plan sollte sein, keine Pläne mehr zu machen – außer natürlich einen umfassenden Tour-Plan.

Politisch ist Johann König selten – auch deswegen stellt sein Publikum einen Querschnitt durch die Gesellschaft dar. Seit über 20 Jahren ist er auf Deutschlands Bühnen unterwegs, 2010 heimste er den Deutschen Comedypreis ein. Man könnte kritisieren, dass sich sein Programm nicht unbedingt weiterentwickelt, muss aber trotzdem bei den vielen Wortwitzen und nervösen Gags herzhaft lachen. Zudem macht er indirekt sein spezielles Deutschland-Bild und damit seine kritische Sicht deutlich: „Der Deutsche liebt SUVs, Boxspringbetten und hohe Mauern aus eingezäunten Steinen ums Haus. Man liebt also die Käfighaltung hierzulande.“

Die zweite Programmhälfte eröffnet er mit dem Vorlesen dubioser Finanz-Mails, die er erhalten hat. Während der Pause durften die Fans des Comedian selbst kreativ werden und ihre Lieblingswitze in ein ausliegendes Buch schreiben. Einige der Witze liest König dann gegen Ende seines Auftritts vor, getoppt von einer anschließenden Rap-Einlage.

Am meisten überzeugen jedoch die kleinen Familiengeschichten: „Wenn ich groß bin, will ich so sein wie Papa“, meint sein Sohn zu den Eltern. „Du musst dich aber entscheiden – willst du so sein wie er, oder groß werden?“, fragt seine Ehefrau daraufhin. Dabei hat die Kunstfigur Johann König durchaus Größe: Immer noch so witzig und unterhaltsam, wie vor 20 Jahren.