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„Erhebliche Wasserschäden“Nachbarn leiden unter Folgen von illegalem Haus-Abriss in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Ein zur Hälfte abgerissenes Reihenhaus ist zu sehen. Im Garten liegen Mauerreste.

Der Eigentümer wollte das Haus abreißen, ohne dafür eine Baugenehmigung zu haben. 

Ein halb abgerissenes Haus in Köln-Mülheim bereitet einem Nachbarn Sorge. In sein Haus läuft nun ungehindert Wasser.

Kaum hatte der Eigentümer des Hauses Zehntstraße 27 im Juni 2022 mit dem Abbruch seiner Immobilie begonnen, verhängte die Stadt einen Stopp der Arbeiten. Als Grund gab sie an, der Bauherr habe versäumt, dafür eine Baugenehmigung einzuholen. Seitdem steht auf dem Grundstück eine Bauruine. Das Hinterhaus fehlt ganz. Das Dach ist zur Hälfte abgedeckt. Doch das bringt den Nachbarn zu beiden Seiten des Gebäudes viel Ungemach.

Arbeiterhäuser aus dem 19. Jahrhundert in Köln-Mülheim

Bei den Gebäuden an der Westseite der Zehntstraße handelt es sich um Reihenhäuser, die im 19. Jahrhundert für die Vorarbeiter der benachbarten Industriebetriebe errichtet worden waren. Sie stehen zum großen Teil unter Denkmalschutz. Dieter Becker wohnt in einem der denkmalgeschützten Gebäude. Es ist eines der unmittelbaren Nachbarhäuser der Abrissruine. „Ich vermute, auch das Haus Nummer 27 steht unter Schutz“, erklärt er.

Falls ja, sei allein schon der Versuch, es durch einen Neubau zu ersetzen, nicht genehmigungsfähig. Becker: „Soweit ich informiert bin, sollte lediglich der Wintergarten abgerissen werden.“ Doch das ist es nicht allein, was ihm Sorgen bereitet: „Da nun bei Regen das Wasser ungehindert ins Innere der Ruine läuft, gibt es auch bei uns erhebliche Wasserschäden.“

Ich musste an nassen und kalten Tagen einen Heizstrahler aufstellen, um die Küche trocken zu halten.

Sein Haus sei seit fast 50 Jahren in Familienbesitz: „Doch in all diesen Jahren hatten wir noch nie eine so nasse Küche wie jetzt.“ In der feuchten Wand befinde sich auch ein tragender Balken, der nun stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Becker: „Ich musste seit Herbst an nassen und kalten Tagen extra einen Heizstrahler aufstellen, um die Küche trocken zu halten.“

Seinen Nachbarn auf der anderen Seite des Abrisshauses gehe es ähnlich, berichtet er. Bei denen gebe es auch feuchte Wände und es habe sich sogar Schimmel an der Wand gebildet. Verzweifelt wandte sich Becker bereits wenige Tage nach der Verhängung des Baustopps an das Bauaufsichtsamt der Stadt und bat um Hilfe.

Stadt Köln versprach, die Baustelle im Auge zu behalten

„Mir wurde daraufhin mitgeteilt, dass man die Baustelle im Auge behalte und dass sich gekümmert werde, dass nicht weitere Schäden bei der Statik und durch Umwelteinflüsse entstehen“, berichtet er. Seitdem schweige die Stadt. Auf die Frage, ob das Haus Nummer 27 unter Denkmalschutz steht, antwortet der Stadtkonservator mit Nein.

 „Von den betroffenen Häusern in der Zehntstraße steht mit der Nummer 29 das direkte Nachbarhaus unter Denkmalschutz.“ Dieses weise im Unterschied zu den anderen Häusern der Gruppe wenig Überformung auf und wurde im Rahmen der Inventarisation daher als Beispiel in die Denkmalliste aufgenommen. „Ebenfalls unter Denkmalschutz stehen die Hausnummern 22, 26, 41, 43 und 45, die von den Wasserschäden nicht betroffen sein dürften sein“, heißt es in der Antwort weiter.

Was die unterbrochenen Bauarbeiten betrifft, erklärte die Stadt: „Im März 2022 ist für das Objekt Zehntstraße 27 eine Baugenehmigung für die Änderung des Gebäudes – einen teilweisen Abbruch sowie Neuerrichtung – erteilt worden.“ Nach Beginn der Bauarbeiten aber sei im Juni 2022 festgestellt worden, dass die Bestimmungen der Baugenehmigung nicht eingehalten worden sind. Daher wurde die Fortsetzung der Bauarbeiten amtlich untersagt und dazu ein öffentlich sichtbares Informationsplakat vor Ort aufgehängt. 

Doch: „Im weiteren Verlauf des Jahres 2022 wurde ein neuer Bauantrag eingereicht. Die Bearbeitung läuft noch.“ Zum nachbarlichen Schadenumgang habe dem Bauaufsichtsamt eine erst kürzlich erfolgte direkte Anfrage aus der Bürgerschaft vorgelegen. Auch diese befinde sich noch in Bearbeitung. Weitere Auskünfte seien aber wegen der laufenden Verfahren derzeit nicht möglich.