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Mieter in Köln-MülheimAnklage wegen versuchten Mordes in 15 Fällen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Justizia hält eine Waage in der Hand. (Symbolbild)

Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft einem 54-Jährigen versuchter Mord in 15 Fällen, besonders schwere Brandstiftung und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor.

Der Beschuldigte zündete im Februar Benzin in seiner Wohnung an und entfachte so ein massives Feuer, wodurch 15 Bewohner des Hauses in Lebensgefahr gerieten.

Diese Vorwürfe haben es in sich: Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft einem ehemaligen Mieter (54) einer Wohnung in Mülheim versuchten Mord in 15 Fällen, besonders schwere Brandstiftung und Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor. Der Angeklagte soll im Februar 2024 in seiner Wohnung an der Tiefentalstraße Benzin angezündet haben. Es kam zu einem massiven Brandausbruch. Fenster barsten, Türen wurden aus der Verankerung gerissen und Menschen in dem Haus waren in akuter Lebensgefahr. In der Anklage ist von einer Explosion die Rede. In der Wohnung war auch Butan-Gas gelagert worden. Der Mieter war nach der Tat geflüchtet und konnte erst Wochen später gefasst werden.

„Nach einer mutmaßlichen Brandstiftung auf der Tiefentalstraße in Mülheim in der Nacht auf den 16. Februar ist der mit europäischem Haftbefehl gesuchte Beschuldigte bei einer Grenzkontrolle in Spanien festgenommen worden“, teilte die Kölner Polizei im April mit.

Nach Angaben der Feuerwehr aus dem Februar ging der erste Notruf um 4.19 Uhr bei der Leitstelle ein. Als die Einsatzkräfte das viergeschossige Wohngebäude in der Tiefentalstraße erreichten, habe eine Wohnung im ersten Obergeschoss vollständig in Flammen gestanden. „Wegen der starken Rauchentwicklung konnten die Bewohner der oberen Etagen das Treppenhaus nicht mehr benutzen“, hieß es in einer Mitteilung.Viele Mieter seien auf die Balkone geflohen und hätten von dort auf sich aufmerksam gemacht. Von den 13 betroffenen Anwohnern seien neun über Leitern gerettet worden. Die anderen vier hätten die Einsatzkräfte der Feuerwehr noch über den Treppenraum in Sicherheit bringen können.

Alle 13 Personen seien unverletzt geblieben und bis zum Einsatzende in einem Bus der Feuerwehr versorgt worden. Da das Gebäude durch den Brand vorübergehend unbewohnbar ist, wurden sie von der Stadt in verschiedenen Unterkünften untergebracht. Von angezündetem Benzin und Gas in der Wohnung hatten Polizei und Feuerwehr damals nicht berichtet. In der Anklage ist nun von 15 Personen die Rede, die durch die Explosion in großer Gefahr waren.

Schwierige Arbeit für Brandermittler

Die Polizei spricht bei diesen Bränden von einer „hohen Brandlast“. Für die Ermittler gleicht die Arbeit einer detektivischen „Puzzlearbeit“. In dem Durcheinander von Trümmern, Schutt und Asche müssen die Beamten den Ausgangspunkt des Brandes finden. Dies gehört zu den schwierigsten kriminaltechnischen Aufgaben. Hinweise können durch Hitze verformtes Metall, Asche, geschmolzenes Plastik oder Ablagerungen von Ruß geben. Die Staatsanwaltschaft strebt die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Dies bestätigte ein Behördensprecher auf Anfrage der Rundschau.

Eine entsprechende Antragsschrift in dem Verfahren bestätigte auch ein Sprecher des Landgerichts gegenüber der Rundschau . In einem noch nicht terminierten Prozess soll herausgefunden werden, ob der Beschuldigte in eine Klinik eingewiesen wird. Schon nach der Festnahme an der Grenze in Spanien hieß es von der Polizei: „Ob der Beschuldigte möglicherweise auf Grund einer psychischen Erkrankung vermindert schuldfähig war, ist Gegenstand der Ermittlungen.“